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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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»Wachen Sie auf! Diese beiden
Fnuggs sind bald wieder in Ordnung, wenn erst einmal das Atropin
verabreicht ist; sie werden am Leben bleiben, und wir lassen sie in
ihrem AHS-Fahrzeug frei - ohne das Ablenkfeld natürlich. Sie und
ich fliegen weiter nach Luna, zur Omphalos, als sei nichts geschehen.
Und wenn Sie nicht mitkommen, benutze ich den Lageplan, den das Sim mir
gegeben hat; ich werde die Omphalos in den Zwischenraum hinausbringen,
wo AHS sie nicht aufspüren kann, selbst wenn Sie das nicht
wünschen.«
»Aber«, sagte Rachmael hölzern, »es ist doch etwas geschehen. Man hat mir ein Angebot gemacht.«
»Dieses Angebot«, meinte Dosker, »beweist, daß
AHS bereit ist, eine ganze Menge zu opfern, um Sie von Ihrer
AchtzehnJahres-Reise nach Fomalhaut für einen Blick auf Walmaul
abzu- halten. Und . . .«Er musterte Rachmael. »Trotzdem
verringert das Ihr Interesse daran, die Omphalos in den noch nicht
kartographierten Raum zwischen den Planeten zu schaffen, wo Ferry s
Spürgeräte sie nicht . . .«
Ich könnte die Omphalos retten, dachte Rachmael. Aber der Mann an
seiner Seite hatte recht; das bedeutete natürlich, daß er
gehen mußte; Ferry hatte die Blockierung beseitigt, hatte die
Notwendigkeit des Achtzehn-Jahres-Fluges bewiesen.
»Aber die Tiefschlafkomponenten«, wandte er ein.
»Führen Sie mich nur zu ihr hin«, sagte Dosker ruhig,
geduldig. »Einverstanden, Rachmael ben Applebaum? Werden Sie das
tun?« Die beherrschte und sehr professionelle Stimme drang zu ihm
durch; Rachmael nickte. »Ich möchte die Koordi- naten von
Ihnen, nicht aus dem Lageplan, den das Sim mir gegeben hat; ich habe
beschlossen, die Finger davon zu lassen. Ich warte auf Sie, Rachmael;
darauf, daß Sie sich entscheiden.« »Ja«, sagte
Rachmael. Steifbeinig ging er zu der dreidimensionalen Mondkarte des
Schiffes mit ihrem Führungsarm; er setzte sich und begann, die
Koordinaten für den dunkelhäutigen, extrem erfahrenen Lies
Incorporated-Piloten mit den harten Augen festzulegen.
IV
Im Fuchsbau, dem winzigen französischen Restaurant im
Geschäftsviertel von San Diego, warf der Oberkellner einen kurzen
Blick auf den Namen, den Rachmael ben Applebaum auf das Blatt mit dem
modischen wogenden, pseudo-lebendi- gen Briefkopf geschrieben hatte,
und sagte: »Ja, Mr. Apple- baum. Es ist jetzt . . .« Er zog
seine Armbanduhr zu Rate, »acht Uhr.« Eine Reihe
gutgekleideter Leute standen bereits Schlange. So war es immer auf der
überbevölkerten Erde: Jedes Restaurant, sogar die schlechten,
war jeden Abend von fünf Uhr an überfüllt, und dieses
hier konnte man wohl kaum als mittelmäßig, geschweige denn
als wirklich schlecht bezeichnen. »Genet!« rief der
Oberkellner einer Serviererin zu, die die Spitzenstrümpfe und die
Kombination aus halb Jacke und halb Weste trug, welche im Augenblick
modern waren: Sie ließ eine *Brust, die rechte, unbedeckt, und
ihre Warze wur.de elegant gekrönt von einem Schweizer
Zierstück mit vielen miniaturisierten Teilen; der Schmuck, der wie
ein großer goldener Radiergummi geformt war, spielte
semiklassische Musik und leuchtete in einer Folge hübscher, sich
ständig verändernder Lichtmuster auf, die auf den Boden vor
ihr ausgerichtet waren und ihren Weg erleuchteten, so daß sie
zwischen den dicht an dicht stehenden Tischen des Restaurants
hindurchfand.
»Ja, Caspar«, sagte das Mädchen mit einem Zurückwerfen ihres blonden, hoch aufgetürmten Haares.
»Begleite Mr. Applebaum zu Tisch zweiundzwanzig«, befahl
ihr der Oberkellner und übersah mit stoischer, eisiger
Gleichgültigkeit die Empörung jener Kunden, die müde vor
Rachmael in der Schlange standen.
»Ich möchte aber nicht . . .« setzte Rachmael an, aber der Oberkellner unterbrach ihn.
»Alles schon vorbereitet. Sie wartet an zweiundzwanzig.«
Und die Stimme des Oberkellners drückte alles aus: das volle
Wissen um eine komplizierte erotische Beziehung, die — leider
— jedenfalls bis jetzt noch nicht bestand.
Rachmael folgte Genet mit ihrer zweckmäßigen,
lichtspendenden Brustwarzenstütze Schweizer Fertigung durch die
Dunkelheit, die Geräusche in gedrängter Enge essender
Menschen, die ihre Mahlzeiten hinunterschlangen, niedergedrückt
vom Gewicht ihrer Schuld, um so rasch wie möglich davon abzukommen
und beiseite zu rücken, damit jene, die noch warteten, bedient
werden konnten, bevor der Fuchsbau um zwei Uhr morgens seine
Küchen schloß . . . wir sind wirklich dicht
zusammengepreßt, dachte er, und dann auf einmal blieb Genet
stehen,

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