Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Parfümflacon hat
einen titantropischen Ambulierungskreis; innerhalb von zwei Sekunden
wird er die Gegenwart des Streifens registrieren und sich
selbsttätig aus meiner Handtasche schrauben, die ich offengelassen
habe; er wird an der Unterseite der Speisekarte entlanggleiten. Der
Streifen befindet sich an der Unterkante, wo Ihre rechte Hand mit
vollkommener Natürlichkeit ruhen wird, während Sie die
absichtlich auf steif und sperrig zurechtgemachte Speisekarte halten.
Wenn der Flacon den Titanstreifen berührt, sendet er schwach
Elektrizität aus, ungefähr zehn Volt; Sie werden den Schlag
spüren und dann mit Ihren vier Fingern den Flacon ergreifen, ihn
von dem Titanstreifen lösen, an welchen er sich tropisch geheftet
hat, und ihn von der Unterseite der Speisekarte in Ihren Schoß
fallen lassen. Und dann werden Sie mit der anderen Hand den Flacon von
Ihrem Schoß in Ihre Tasche verlagern.« Sie erhob sich.
»Ich bin in sechs Minuten wieder da. Adieu. Und viel
Glück.«
Er schaute ihr nach, wie sie davonging.
Und begriff dann, während er noch so dasaß, daß auch
er aufstehen mußte; daß er handeln mußte - die
Aufgabe, die Tiefschlafkomponenten an sich zu bringen, die man für
ihn auf dem Schwarzmarkt beschafft hatte, war schwierig und kitzelig,
da Theodoric Ferry schon von dem Augenblick an, als die Lies
Incorporated den Satelliten und sein Team ausgeschaltet hatte, das
Simulacrum von Ferry selbst, ihn minutiös überwachen
ließ; Auf Hoffmanns Spuren hatte ein Höchstmaß an
technologischen und personellen Ressourcen aufgeboten, nun motiviert
von Ferrys persönlichem Groll.
Was einmal ein ferner und unpersönlicher Konflikt gewesen war,
war, so überlegte er, erneut zu dem geworden, was es für
seinen Vater immer gewesen war: eine zutiefst menschliche, unmittelbare
Angelegenheit. Ein Kampf, der am Ende den Tod seines Vaters und den
Zerfall der Organisation herbeigeführt hatte.
Als er das dachte, begann Rachmael pflichtbewußt unruhig zu
werden, stand dann auf und begann, nach dem Mädchen mit der
selbstleuchtenden, von fröhlicher Musik widerhallenden Schweizer
Brustwarze zu suchen.
»Eine Speisekarte, Sir?« Genet stand vor ihm und hielt ihm
die große, wunderbar gedruckte und gravierte, ja sogar erhaben
gearbeitete Speisekarte hin; er bedankte sich bei ihr, nahm sie
demütig entgegen und kehrte mit den hübschen Melodien von
Johann Strauß im Ohr zu seinem Tisch zurück. Die
Speisekarte, von der Größe einer antiquierten
Schallplattenhülle, verdeckte Freyas Handtasche leicht. Er hatte
sie aufgeschlagen und studierte die Weinliste — und besonders die
Preise. Gütiger Gott! Sogar ein kleines Glas von einem guten Wein
kostete hier ein Vermögen. Und für ein Viertel
dreijährigen, vollmundigen Weißen . . .
All jene Geschäfte wie der Fuchsbau beuteten die Überbe-
völkerung Terras aus; Menschen, die drei Stunden darauf gewartet
hatten, hier hereinzukommen, um zu essen und zu trinken, würden
diese Preise bezahlen — an diesem Punkt hatten sie, psychologisch
gesehen, gar keine andere Wahl mehr.
Ein schwacher elektrischer Schlag ließ seine rechte Hand
prickeln; der runde Flacon mit den miniaturisierten Tief-
schlafkomponenten war bereits in körperlichem Kontakt mit ihm, und
mit den Fingern zupfte er ihn wie mit einer Klammer von seinem Halt,
seinem Tropismus, los; er ließ ihn in den Schoß fallen,
spürte sein Gewicht.
Wie befohlen, griff er mit der linken Hand danach, um ihn weiter in seine Umhängetasche zu befördern . . .
»'tschuldigung — hoppla.« Ein Busboy, ein Roboter,
der ein brusthoch beladenes Tablett mit Tellern trug, hatte ihn
gerammt, so daß er auf seinem Stuhl schwankte. Überall
Leute, jene, die aufstanden, jene, die sich setzten, die Robot-Busboys,
die die Tische abräumten, die Serviererinnen mit ihren Lichtern
und Melodien überall — verwirrt setzte Rachmael sich wieder
richtig hin, griff nach dem Flacon auf seinem Schoß.
Er war verschwunden.
Auf den Boden gefallen vielleicht? Ungläubig spähte er nach
unten, sah seine Schuhe, die Tischbeine, ein weggeworfenes
Streichholzbriefchen. Nirgendwo ein runder, goldglänzender Flacon.
Sie hatten ihn erwischt. Sie waren es gewesen, die den '>Busboy<
geschickt hatten! Und jetzt war auch der, mit seiner Ladung Teller, im
allgemeinen Durcheinander verschwunden. Geschlagen saß er da und
starrte leer vor sich hin. Und dann goß er sich schließlich
aus der kleinen Karaffe ein zweites Glas ein, hob das Glas, als wolle
er einen Trinkspruch

Weitere Kostenlose Bücher