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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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drehte sich um; die Brustwarzenkappa spendete jetzt eine
weiche, köstliche und warme blaßrote Aura, die, an Tisch
zweiundzwanzig, Freya Holm enthüllte.
Als er ihr gegenüber Platz nahm, meinte Rachmael: »Sie haben Ihr Licht ja gar nicht an.«
»Ich könnte es einschalten. Und simultan die Blaue Donau
spielen.« Sie lächelte; in der Dunkelheit — die
Serviererin war jetzt verschwunden — glühten die Augen des
dunkelhaarigen Mädchens. Vor ihr stand eine kleine Karaffe mit
Buena Vista- Chablis, Jahrgang 2002, eine der berühmten, seltenen
Spezialitäten des Restaurants und schrecklich teuer; Rachmael
fragte sich, wer wohl die Rechnung für diesen zwölf Jahre
alten kalifornischen Wein bezahlen würde. Er hätte es
weiß Gott gerne getan, aber — nachdenklich berührte er
seine Geldbörse. Freya bemerkte es.
»Keine Sorge. Dieses Restaurant gehört Matson Glazer-Holli-
day. Die Rechnung wird gerade eben auf sechs Poscreds lauten. Für
ein Sandwich mit Erdnußbutter und Traubengelee.« Sie
lachte, und ihre dunklen Augen tanzten im reflektierten Licht der nur
schwach erhellten japanischen Laternen über ihren Köpfen.
»Beunruhigt Sie dieses Lokal?« erkundigte sie sich dann.
»Nein. Ich bin nur allgemein angespannt.« Seit sechs Tagen
war die Omphalos jetzt unauffindbar — und das sogar für ihn.
Vielleicht sogar für Matson. Es mochte sehr gut sein, daß
— aus notwendigen Gründen der Sicherheit — nur AI
Dosker am vielbühnigen Steuerpult der Schiffskontrollen
wußte, wo sie geblieben war. Für Rachmael jedoch war es
psychologisch verheerend gewesen, die Omphalos in der endlosen
Dunkelheit verschwinden zu sehen: Ferry hatte recht gehabt — die
Omphalos war die sine qua non der Applebaum-Gruppe gewesen; ohne sie
blieb nichts mehr.
Aber wenigstens würde sie auf diese Weise vielleicht wieder
zurückkommen; oder, genauer gesagt, würde ihn
schließlich Lies Incorporated mit einem
Hochgeschwindigkeitsflapser zu ihr bringen, ihm gestatten, sie zu
sehen, sie wieder zu betreten, um zu seiner Achtzehn-Jahres-Reise
aufzubrechen. Und an- dernfalls . . .
»Denken Sie nicht länger über Ferrys Angebot
nach«, meinte Freya sanft. Sie nickte der Serviererin zu, die ein
massivstieli- ges, aber eisgekühltes Weinglas vor Rachmael
hinstellte; auto- matisch, gehorsam, goß er sich eine Spur des
weißen 2002er Buena Vista ein, kostete ihn; er nickte anerkennend
angesichts des Weines, versuchte so zu wirken, als sei er an ein derart
unerhörtes, beinahe göttlich volles Bouquet und Aroma
gewöhnt. Es ließ alles, was er in seinem Leben je getrunken
hatte, absurd erscheinen.
»Ich denke gar nicht darüber nach«, sagte er zu Freya.
Nicht, dachte er, angesichts dessen, was du in deiner Handtasche hast
— oder wenigstens darin haben solltest.
Ihre große schwarze Lederhandtasche im Posttaschenstil lag auf dem Tisch neben ihr, in Reichweite seiner Finger.
»Die Komponenten«, erklärte Freya sanft, »sind
in der Handtasche in einem runden Simulatgoldflacon mit der Aufschrift
Unendlichkeit sexueller Verzückung =H= 54, einem auf dem Kontinent
alltäglichen Parfüm; jeder, der meine Handtasche durchsucht,
wird damit rechnen, es zu finden. Es handelt sich um zwölf
Komponenten, alle ultraminiaturisiert natürlich. Unter dem inneren
Deckel. Auf der Rückseite des Etiketts befindet sich auf
Chinapapier ein Schaltplan. Ich werde gleich aufstehen und zur
Damentoilette gehen; nach ein paar Sekunden — Sie müssen
ruhig sitzen bleiben, Rachmael, denn es besteht eine
dreiundsiebzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß wir von
AHS-Agenten überwacht werden, entweder direkt durch hier anwesende
Gäste oder durch Instrumente —, Sie müssen also
sitzenbleiben; dann, wenn ich nicht sofort zurückkomme, wer- den
Sie unruhig; Sie versuchen, Genets Aufmerksamkeit zu erregen, um ein
Essen für sich zu bestellen oder wenigstens — und das ist
von entscheidender Bedeutung — die Speisekarte zu bekommen.«
Er nickte, während er aufmerksam zuhörte.
»Sie wird Sie bemerken und Ihnen eine Speisekarte geben; sie ist
ziemlich steif und groß, da sie die Weinkarte enthält. Sie
werden sie auf den Tisch legen, so daß sie meine Handtasche
bedeckt.«
Rachmael warf ein: »Und ich stoße Ihre Handtasche
zufällig auf den Boden, und der Inhalt fällt heraus, und wenn
ich ihn wieder einsammle . . .«
• »Sind Sie wahnsinnig?« Ruhig fuhr sie fort:
»Sie decken die Handtasche ab. In der rechten Klappe der
Speisekarte befindet sich ein Titanistreifen. Der

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