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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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timeo. Libere me Domini.« Was er vor
sich sah, war kein Mensch, nicht eines Menschen Gesicht, und es war
böse, und es machte ihm Angst. Und er konnte nichts dagegen tun;
er konnte nicht aufhören, es zu sehen, er konnte nicht weggehen,
und auch es ging nicht weg, würde nie gehen, weil hier keine Zeit
wirkte, keine Möglichkeit der Ver- änderung; das, was ihm
gegenüberstand, würde ihn bis in alle Ewigkeit anstarren, und
sein Wissen darum würde für eine ebenso lange Spanne in ihm
wohnen, von ihm an niemanden weitergegeben, weil es niemanden gab.
»Exe«, sagte er hilflos; er sprach ohne Sinn und Zweck, im
Bewußtsein, daß es nichts nützen würde, dem
Geschöpf zu befehlen, wegzugehen, da es keine Möglichkeit
gab, wie es das hätte tun können; es war ebenso gegfangen wie
er und möglicherweise genauso verängstigt. »Amicus
sum«, meinte er zu ihm und fragte sich, ob es ihn wohl verstand.
»Sumus amici«, wiederholte er dann, obgleich er
wußte, daß dem nicht so war; er und das Ding von Wasser
waren keine Freunde, wußten nicht einmal, aus was der andere
bestand oder woher er gekommen war, und er selbst würde im
trüben, sich niedersenkenden dunkelroten Hauch der verfallenen
Zeit, der Zeit in ihrer verödeten und entropischen
Schlußphase, an diesem Ort eingepropft bleiben, von Angesicht zu
Angesicht diesem fremden Ding gegenüber auf eine Million Jahre,
die die schwerfällige, todgeweihte Uhr in seinem Inne- ren
vertickte. Und nie in dieser ganzen gewaltigen Zeit würde er etwas
Neues darüber erfahren, was dieses häßliche, entstellte
Geschöpf bedeutete.
Es bedeutete etwas, begriff er. Das Ozean-Gesicht dieses Dings; sein
Vorhandensein am anderen Ende der Röhre, an der äußeren
Öffnung, dort, wo ich nicht bin, das ist kein halluzi- niertes
Geschehen in mir — es ist aus einem ganz bestimmten Grund hier;
es tropft und stopft sich bauschig in verklebte Falten und starrt mich
an, ohne zu blinzeln, und will mich tot halten, mich hindern, jemals
wieder herauszukommen. Nicht mein Freund, dachte — oder besser:
wußte — er. Es war keine Idee; es war ein konkretes
Stück beobachteter Wirklichkeit draußen: Wenn er das Ding
anschaute, sah er diese Tatsache als Teil von ihm: Die
Nicht-Freund-Eigenschaft war untrennbar damit verbunden. Das Ding
troff; es troff und haßte in einem. Haßte ihn, und das mit
absoluter Verachtung; in seinem über- spritzenden flüssigen
Auge erkannte er seinen Hohn: Nicht nur, daß es ihn nicht mochte,
es achtete ihn auch nicht. Er fragte sich, warum.
Mein Gott, begriff er, Es muß etwas über mich wissen.
Vielleicht hat es mich schon vorher gesehen, auch wenn ich es nicht
gesehen habe. Und da verstand er, was das bedeutete. Es war schon immer
hier gewesen.
X
Er saß in einem gemütlichen Wohnzimmer, und ihm
gegenüber kaute ein beleibter Mann mit wohlmeinendem Gesicht an
einem Zahnstocher, musterte ihn mit einer Mischung aus toleranter
Belustigung und Mitgefühl, wandte sich dann ab, um einem
schmalgesichtigen, adretten Mann mittleren Alters zuzugrunzen, der eine
Goldrandbrille trug und Rachmael eben- falls anschaute, aber mit einem
strengen, beinahe tadelnden Stirnrunzeln.
»Na, wieder aufgetaucht, um ein bißchen echte Luft zu
schnappen?« bemerkte der beleibte Mann, indem er Rachmael
zunickte.
»So etwas wie echte Luft gibt es nicht«, sagte eine Frau,
die den beiden gegenübersaß; dunkelhäutig, groß,
mit durchdringenden, chitinschwarzen Augen, betrachtete sie Rachmael
for- schend, und einen Augenblick lang stellte er sich vor, er
sähe Freya. »Alle Luft ist echt; entweder das, oder es ist
überhaupt keine Luft. Außer, Sie glauben, es gäbe so
etwas wie falsche Luft.«
Der beleibte Mann lachte stillvergnügt in sich hinein, stieß
seinen Begleiter an. »Hören Sie sich das an; haben Sie so
etwas schon einmal gehört? Ich vermute, alles, was man sieht, ist
dann wirklich; von Täuschungen keine Spur.« Zu Rachmael
meinte er: »Alles einschließlich des Sterbens und des Seins
im . . .«
»Könnt ihr diese Themen nicht später
diskutieren?« fragte ein blonder, lockiger Jüngling auf der
anderen Seite des Raumes gereizt. »Das ist ein überaus
wichtiges Resümee, das er da zieht, und schließlich ist er
unser gewählter Präsident, wir schulden ihm unsere ungeteilte
Aufmerksamkeit, jeder einzelne von uns.« Sein Blick schweifte
durch den geschmackvoll eingerichteten Raum und erfaßte alle
Anwesenden, Rachmael eingeschlossen. Elf Personen außer ihm
selbst, bemerkte Rach-

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