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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mael; elf und ich, aber was ist Ich? Bin ich
was? Sein Geist, umwölkt, weilte in einem seltsam trüben
Dunkel, einem verfinsternden Nebel, der sein Vermögen, zu denken
oder zu verste- hen, hemmte; er konnte die Anwesenden sehen und auch
den Raum, aber er konnte diesen Ort, diese Menschen nicht einordnen,
und er fragte sich, ob der Bruch mit dem einmal vertraut Gewesenen so
vollständig war, daß er auch ihn selbst einschloß; war
auch seine eigene körperliche Identität, sein
gewöhnliches Selbst, ausgelöscht und irgendeine neue
Zusammenballung von Materie an ihre Stelle gesetzt worden? Er
betrachtete seine Hände. Einfach bloß Hände; er konnte
nichts von ihnen erfahren, nur, daß er tatsächlich
Hände hatte und daß er sie sehen konnte — er konnte
alles sehen, ohne Schwierigkeiten. Farben stiegen nicht aus den
Wänden, den Vorhängen, den Drucken, den Kleidern der zwanglos
dasitzenden Frauen; nichts Entstelltes und Übertriebenes trieb als
Mittelwelt zwischen dieser eindeutig berührbaren Umgebung und
seinem lebenslänglich etablierten Wahrnehmungssystem.
Neben ihm beugte sich plötzlich ein attraktives, hochgewachsenes
Mädchen vor und sagte dicht an seinem Ohr: »Wie wäre es
mit einer Tasse Syn-Kaf? Sie sollten etwas Heißes trinken. Ich
mache Ihnen eine.« Sie fügte hinzu: »Eigentlich ist es
nachgemachter Syn-Kaf, aber ich weiß, Sie wissen, daß wir
den echten hier nicht haben, außer im April.«
Ein herrisch wirkender Mann mittleren Alters, knochig und mit harten
Augen von einer Intensität, die ein ständiges Beurteilen von
jedem und allem verrieten, schipfte: »Das ist ja noch schlimmer
als >echte LuftSynthetikkaffee. Ich frage mich, wie wohl eine Syn-Kaf-Pflanze
aussähe, die auf einem Feld wächst. Ja, das ist eine
Feldfrucht, in die Walmaul investieren sollte; wir wären in einer
Woche reich.« Zu der Frau neben ihm, einer lohweißen
Blondine, meinte er: »Schließlich, Gretch, ist es eine
knallharte Tatsache, daß jede gottverdammte Syn-Kaf-Pflanze oder
-Busch oder wie immer das verflixte Zeug daheim auf Terra wächst,
eine — wie ging das doch gleich? Sing es für mich,
Gretch,« Er ließ seinen Kopf in Rachmaels Richtung
schnellen. »Und für ihn auch, er hat noch nie deine
drolligen Versuche gehört, original terranische Volkslieder zu
plärren.«
Mit lustloser, gelangweilter Stimme murmelte die lohweiße
Blondine halb zu sich selbst, halb zu Rachmael, den sie jetzt ins Auge
faßte: >»Der kleine Junge, der die Schüssel hielt/
Ward von der Flut davongespült.<« Sie fuhr fort, Rachmael
nachdenklich anzublicken, jetzt mit einem Gesichtsausdruck, den er
nicht deuten konnte. »Flut«, wiederholte sie dann, ihre
hellblauen Augen lauernd, gespannt auf seine Reaktion. »Sehen Sie
hier irgendwas, das Ähnlichkeit mit einer . . .«
»Halts Maul und hör zu«, unterbrach sie der
lockenhaarige Jüngling lautstark. »Keiner erwartet von dir,
am Boden zu kriechen, aber zeige wenigstens den angemessenen Respekt;
dieser Mann . . .« Er deutete auf den Fernsehschirm, auf dem Omar
Jones in der Rachmael langvertrauten Art munter vor sich hin
schwadronierte; der Präsident von Neukolonisiertland ließ
sich gerade über die Verzückung aus, die man empfand, wenn
man zum ersten Mal einen hochwertigen Rexeroidblock aus dem
Hinterhofatomschmelzofen gleiten sah, der für einen nominellen
Betrag beim Kauf eines Hauses in der Kolonie mitgeliefert werden konnte
— und das praktisch ohne Baranzahlung. Die übliche Leier,
dachte Rachmael sarkastisch; Terra und seine Bewohner hatten diese
hartnäckige PR-Tirade schon in jeder ihrer vielen zu allen
Anlässen passenden Varianten gehört und gesehen.
»Dieser Mann«, schloß der gelockte Jüngling,
»spricht für uns; jeder hier in diesem Raum ist da oben auf
dem Bildschirm, und wie Präsident Jones selbst in seiner Pres-
seerklärung von letzter Woche gesagt hat: Ihn abzulehnen, bedeutet
uns selbst abzulehnen.« Er wandte sich an ein großnä-
siges, mürrisches Individuum, das zusammengesunken neben ihm
hockte, eine mäßig häßliche, unmännliche
Person, die bloß das Gesicht verzog und wieder in ihren
entrückten Zustand angesichts Omar Jones' Monolog zurückfiel.
Die übliche Tirade — aber für diese Leute hier?
Und — Freya! Wo war sie? Auch hier . . . wo immer hier sein mochte?
Nicht jetzt, begriff er mit völliger Hoffnungslosigkeit. Ich werde sie jetzt nicht finden.
Sich an alle im Raum wendend, verkündete der

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