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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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lag. Dichter Nebel machte es jedoch unmöglich, irgendetwas anderes als undeutliche Konturen zu sehen. Das Merkwürdige war, dass der Nebel nicht durch die zerstörte Mauer ins Innere drang, sondern dort stoppte, als gäbe es etwas, das ihn zurückhielt. Eine Gruppe Wächter hatte Stellung bezogen und schirmte die Bruchstelle ab, doch ihnen war die Angst deutlich anzumerken; vor allem der Nebel, der nur wenige Schritte von ihnen entfernt war, schien etwas Böses zu verbergen, das sie instinktiv spürten. Orcard konnte ihnen ihre Ängstlichkeit nicht verübeln, er fühlte genauso.
    Auch wenn er sie nicht sehen konnte, so spürte Orcard doch die Blicke der Menschen, die sich bei den Häusern am Stadtrand versammelt hatten und schweigend das Schlachtfeld in einer Mischung aus Neugier und Furcht betrachteten. Wie immer gab es einige, die nur aus purer Lust am Unglück anderer gekommen waren; er verachtete diese Menschen, konnte jedoch nichts dagegen tun.
    Seine Wangen zuckten, als er sich wieder seinen Männern zuwandte und ihnen Befehle erteilte. Sie mussten den Schutzwall so schnell wie möglich wieder aufbauen, denn sonst bestand Gefahr für die gesamte Stadt. Und es war gar nicht auszudenken was geschah, wenn die Dunklen ins Innere Borams vordringen würden. Er schüttelte sich innerlich bei den Bildern, die seine Fantasie ihm ausmalte. Nie hätte er das, was jetzt vorgefallen war, für möglich gehalten, doch nun war es Wirklichkeit geworden und besonders er, als oberster Wächter Borams, musste seine Angst überwinden und Stärke zeigen.
    Er schaute zur Seite und betrachtete den Wächter, der den Angriff überlebt hatte. Er war noch fast ein Junge, doch das Grauen, das aus seinen Augen leuchtete, hatte seine Jugendzeit endgültig und auf furchtbare Weise beendet. Noch immer war nur schwer ein vernünftiges Wort aus ihm herauszubekommen, doch das wenige, was er von sich gegeben hatte, reichte schon. Er hatte von den Dunklen und dem Nebel gesprochen, immer wieder hatte er diese Worte wiederholt; Orcard bezweifelte, ob er je wieder normalen Dienst würde leisten können, vielleicht hatte das, was er erlebt hatte, ihn den Verstand gekostet. Zumindest aber war er innerlich gebrochen.
    Er fragte sich, ob dieser schreckliche Vorfall etwas mit der Meldung von vor einigen Tagen zu tun hatte. Dass nämlich ein Wächter einen Mann oder zumindest einen Schatten gesehen haben wollte, der über die Wehrmauer gekommen war. Jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob es sich wirklich um einen Zufall gehandelt hatte.
    »Wächter Orcard!«
    Die Stimme, die hinter ihm erklang, ließ ihn sich unverzüglich umdrehen, denn sie erlaubte kein Zögern. Chrenar, der Hohepriester Borams, stand nur wenige Schritte von ihm entfernt und musterte ihn mit ausdruckslosem Blick, als würden ihn all die Toten, inmitten derer er stand, nichts angehen.
    »Hohepriester!« Orcard verneigte sich. »Welche Ehre! Ihr hättet nicht herkommen sollen. Nicht, wo die Mauer noch immer offen ist.«
    Chrenars Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, obwohl er die versteckte Beleidigung in den Worten Orcards gehört hatte. »Thuraan beschützt seine treuen Diener! Niemand, der festen Glaubens ist, muss sich Sorgen machen.« Sein Blick blieb auf der zerbrochenen Mauer hängen. »Bis wann wird sie wieder aufgebaut sein?«
    »Die Mauer?« Orcard verzog das Gesicht. »Sie wird bis morgen früh wieder stehen. Wir können nur hoffen, dass bis dahin kein weiterer Angriff stattfindet. Solange bewachen wir die Bruchstelle.«
    Chrenar verzog spöttisch das Gesicht. »Was Eure sogenannte Bewachung wert ist, wissen wir ja jetzt. Wo wart ihr, als der Angriff stattfand? Wie konnte es dazu kommen?«
    Orcard wollte auffahren, überlegte es sich aber im letzten Augenblick doch noch anders. Der Priester wollte ihn provozieren, aber dazu würde er es nicht kommen lassen. Schon allein, dass er ihn als Wächter angesprochen hatte, statt seinen Titel als oberster Wächter Borams zu nutzen, sprach Bände.
    »Es ist nicht unsere Schuld, dass die Mauer zerbrochen ist. Und auch Wächter sind ums Leben gekommen, nicht nur die Frauen!«
    »Ich erwarte«, fuhr Chrenar fort als hätte Orcard nichts gesagt, »dass die Mauer bis heute Abend wieder steht, und keine Stunde später! Solange schützt uns unser Gott Thuraan, da die Wächter es offensichtlich nicht können. Aber nur noch bis heute Abend!«
    »Aber das ist nicht zu schaffen!«, widersprach Orcard, und bereute es sogleich, als er den

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