Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
aber aufhalten würden sie ihn nicht können. Es irritierte ihn, dass sein Gegner den Weg in den Nebel gewählt hatte, zusammen mit den anderen. Es musste so sein, denn er konnte sie nicht mehr auf der Straße mit seinen Sinnen spüren.
Wusste sein Gegner nicht, dass er damit seinem Tod entgegenging, dass er all seine Begleiter ebenfalls töten würde? Aber vielleicht war er sogar stark genug, den drakesh widerstehen zu können. Er hoffte es jedenfalls, denn so würde die Jagd ihm mehr Freude bereiten.
Langsam hob er die Hand und berührte vorsichtig den Nebel; sofort veränderten sich die Schatten dahinter, als warteten sie nur darauf, ihn angreifen zu können. Wellen von Hass schlugen ihm entgegen, Stimmen voller Todeslust und so unmenschlich wie er selber.
Er liebte das Töten, und so wartete er nur auf ihren Angriff; es würde ihm große Befriedigung bereiten, ausgerechnet die drakesh zu vernichten, die von den Menschen so sehr gefürchtet wurden.
Von der Straße aus konnte er seinen Gegner im Nebel nicht spüren, vermutlich schwächte der Nebel seine Fähigkeiten. Aber sicherlich würde sich das ändern, sobald er selber auch dort war. Dann würde er die Spur wieder aufnehmen und den Fehler, den er begangen hatte, nicht noch einmal wiederholen. Und er würde seinen Gegner dafür leiden lassen, ihn überrascht zu haben. Ja, das würde er.
Entschlossen trat er direkt in den Nebel und erwartete den Angriff der drakesh.
***
Kapitel 2
In der Welt der Götter sind die Menschen nichts als Spielfiguren, die nach Belieben benutzt werden können. Werkzeuge, die mit Macht versehen und in den Krieg geschickt werden. Die Alten Götter taten dies, die Neuen Götter ebenfalls. Es ist das ewige Spiel der Stärkeren mit den Schwächeren.
Linan kauerte am Boden und machte sich so klein wie möglich. Noch immer hatte sie sich vom Schock des Anblicks nicht völlig erholt. Ihr Verstand wehrte sich dagegen, sagte, dass es nicht möglich sei, doch ihre Augen wussten, was sie gesehen hatten.
Sie bemühte sich, keinen Laut von sich zu geben, aber sie war sich inzwischen sicher, dass sie bemerkt worden war. Sie wusste, dass sie das gegenüberliegende Ende erreichen musste, doch ihre Füße gehorchten ihrem Willen nicht mehr. Angst war alles, was ihr noch geblieben war. Alles lähmende Angst.
Doch dann vernahm sie die schweren Tritte, die über das Plateau schallten und sich ihr näherten. Der Boden begann ganz leicht zu vibrieren von der Wucht der Aufschläge. In ihren Händen hielt sie das Amulett, dessen Licht noch immer leuchtete; sie fürchtete, dass dieses Licht sie verraten hatte, aber sie schaffte es nicht, das Amulett zu verbergen. Ihre Finger klammerten sich daran, als wäre es das Wichtigste auf der Welt, als hinge ihr Leben davon ab.
Trotz des merkwürdig diffusen Lichts konnte sie die Konturen des Wesens, das sich ihr näherte, erkennen. Größer und größer wurde es, bis es schließlich vor ihr zum Stillstand kam. Dann schloss sie geblendet ihre Augen, als ein riesiger Feuerschwall in die Höhe schoss und alles grell erleuchtete. Vor ihr stand – ein Drache in all seiner Größe und Entsetzlichkeit!
»Nein!«, stöhnte sie und hob wie zur Abwehr die Hände, als könnte sie sich damit gegen den Drachen wehren. Es war eine lächerliche Geste, voller Hilflosigkeit, und doch alles, wozu sie noch fähig war.
Der Drache musterte sie aus seinen kalten, rot glühenden Augen wie ein Stück Beute. Langsam senkte er den Kopf, bis er nur noch wenig von dem Linans entfernt war.
Sie roch seinen Atem, spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging, vermochte es jedoch nicht, ihre Augen zu öffnen. Er musste jetzt unmittelbar vor ihr sein, Kopf an Kopf, aber sie konnte die Augen einfach nicht öffnen.
Sie erinnerte sich an Geschichten über die Drachen und die Angst in ihr wurde noch größer. Sie würde sterben, denn von hier gab es kein Entrinnen. Doch nichts dergleichen geschah, noch immer lebte sie.
Ein Schnauben, das ihre Ohren erbeben ließ, schreckte sie auf und gegen ihren Willen öffnete sie jetzt doch die Augen. Sie erstarrte. Sie schaute direkt in die des Drachens und kam sich unendlich klein und unbedeutend vor angesichts seiner schieren Größe. Ihr Gesicht spiegelte sich in seinen Augen und verstärkte diesen Eindruck nur noch mehr.
Warum lebte sie noch, fragte sie sich. Aus welchem Grund hatte der Drache sie noch nicht getötet? Spielte er vielleicht mit ihr? Aber dann bemerkte
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