Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
antwortete Arachnaar und blickte wieder hinaus auf die Stadt, in der die Lichter langsam erloschen und der Tag begann. Die Drohung in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Das werden sie.«
***
Sie kauerten eng aneinander gelehnt an einen mächtigen Baum. Die beiden Wächter hielten ihre Fackeln in die Höhe und starrten mit erschöpften, schmerzenden Augen in den Nebel, der sie ringsum einhüllte. Er war nicht vollkommen undurchdringbar, man konnte die Konturen der Bäume erkennen, aber alles war verschwommen und undeutlich; es schien als würde die Welt um sie herum in leichter, fließender Bewegung sein.
Die Bäume waren jedoch genauso tot wie alles andere, das der Nebel bedeckte. Bleiche Gerippe ohne Blätter, die genauso fahl wirkten wie der Nebel selber. Alles strahlte Trostlosigkeit und Untergang aus, eine Welt ohne jede Hoffnung.
Eneas stand neben der Gruppe und blickte wachsam in alle Richtungen. Er spürte die drakesh , die man zwar nicht sehen konnte, deren Anwesenheit dennoch unzweifelhaft war.
Sein Entschluss, die Straße zu verlassen und vor dem Häscher in den Nebel zu fliehen, war aus der Not geboren gewesen. Zwar waren sie ihm auf diese Weise entkommen, aber er war sich nicht sicher, was der Häscher jetzt tun würde. Besaß er die Macht, ihnen hierher zu folgen? Konnte er den drakesh widerstehen? Eneas wusste es nicht mit Bestimmtheit, aber er fürchtete, dass ihre Verfolgung andauern würde. Der Häscher war niemand, der sich leicht geschlagen gab.
Orcard, der Anführer der Wächter, hatte ihn wiederholt gefragt, wohin er wollte, doch Eneas hatte bislang nur ausweichend geantwortet. Er hatte die anderen auf diesen Weg gedrängt, aus Furcht vor dem Häscher, doch das war nur die halbe Wahrheit.
Seine Augen verengten sich, als er unweit von ihnen einen dunklen Schatten vorbeihuschen sah, und das Glühen um seine Hände verstärkte sich. Bislang hatten sich die drakesh zurückgehalten, aber er spürte, dass sie sich sammelten und ein Angriff nur noch eine Frage der Zeit war. Und dann würde es weitere Tote geben, er konnte nicht gleichzeitig gegen sie kämpfen und die Gruppe beschützen, dafür war er nicht stark genug.
Unwillkürlich fuhr seine Hand an die linke Schulter. Er spürte seine Wunde bei jedem Schritt, den er tat. Es war, als würde etwas in ihr stecken, das ihn von innen heraus bekämpfte.
Und genauso war es, dachte er bitter. Die Wunde zehrte an seinen Kräften; die Rune, die sich an der Schulter befunden hatte, war durch das Schwert zerstört worden und besaß jetzt keine Kraft mehr. Und dennoch hatte diese Rune ihn vor dem sofortigen Tod gerettet, denn ihre Macht hatte die tödliche Wirkung der Klinge des Häschers gebrochen und abgeschwächt. Und zumindest hatte sie verhindern können, dass er verblutete.
Diese Klinge war mit der Macht der Serapen getränkt und diese Macht begann bereits, ihn innerlich zu vergiften. Eine unnatürliche Kälte hatte Besitz von seiner Schulter ergriffen und dehnte sich langsam aber sicher weiter aus.
Als der Schatten, den er beobachtet hatte, verschwunden war, entspannte er sich wieder. Noch hatten sie Zeit, und diese musste er nutzen, um seinem Ziel näher zu kommen. Jenes Ziel, zu dem er von Anfang an gewollt hatte – allerdings allein.
Dass die anderen jetzt hier waren, hatte er nicht geplant, aber er hatte auch nicht wissen können, dass die Serapen einen Häscher nach ihm schicken würden.
Auch jetzt noch spürte er den Nachhall der Macht, die in dem Häscher verborgen war. Sie war seinem Gegner von den Serapen, den Neuen Göttern geschenkt worden, und er hatte all seine Kraft aufbieten müssen, ihn zu besiegen. Zumindest für eine Zeit lang.
Er trat zu den anderen. »Wir müssen weiter!«
Müde, ausgezehrte Gesichter starrten ihn an, kurz traf sich Melas Blick mit dem seinen, aber er schaute rasch weg, wollte nicht sehen, wie erschöpft und verzweifelt sie war. Er hatte sie aus Boram gerettet, hatte ihr eine sichere Reise nach Ternam versprochen, und jetzt waren sie hier, im Nebel, mitten unter den drakesh. Nein, er konnte ihr jetzt nicht in die Augen sehen.
»Jetzt schon?«
Orcard trat zu ihm, auch er wirkte geschwächt und Sorgen verdunkelten sein Gesicht. Er wies auf die Frauen. »Sie sind erschöpft und brauchen noch etwas Ruhe. Dieser furchtbare Nebel scheint unsere Kräfte aus uns heraus zu saugen! Wenn ich gewusst hätte, was uns hier erwartet, dann ...«
»Was dann?«, fragte Eneas scharf. »Wäret ihr lieber auf
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