Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
Portal, dann machte er eine entschiedene Handbewegung und es war verschwunden.
»Es tut mir Leid, meine Freunde«, murmelte er leise und voller Trauer. »Ich kann diese Welt nicht völlig im Stich lassen. Es tut mir Leid. Möget ihr mir eines Tages verzeihen können.«
Er trat an den Rand des Plateaus und schaute hinab ins Tal. So oft hatte er schon hier gestanden und die Schönheit bewundert, die sich ihm hier bot. Doch dieses Mal waren seine Augen hart und unbarmherzig.
»Ihr werdet es bereuen, uns angegriffen zu haben!«, rief er. »Auch wenn ihr denkt, all unsere Geheimnisse aufgedeckt zu haben, so werdet ihr doch erleben, dass dies nicht der Fall ist!«
Das Leuchten, das sein Gesicht einhüllte, wurde für einen Augenblick stärker, dann drehte er sich um und ging zur Tempelanlage, die still und majestätisch auf ihn zu warten schien. Aber jetzt, wo die anderen fort waren, wirkte alles falsch. Die Schönheit des Ortes, die Praal schon immer geliebt hatte, war vergangen. Jetzt war es nur noch ein Ort unter vielen, und nie mehr würde es so sein wie früher.
Wehmut überkam ihn. Ihr Reich war untergegangen, und ein neues würde entstehen. Eines, das auf den Ruinen ihrer alten Größe erbaut werden würde. Nie mehr würden die Menschen vor den Tempelanlagen stehen und ihre Bewunderung für deren Schönheit kundtun. Nie mehr würde die alte Sprache ertönen und die Luft vibrieren lassen.
Er atmete tief aus und verdrängte diese traurigen Gedanken. Die anderen hätten es niemals zugelassen, dass er alleine hier zurückblieb, daher hatte er so handeln müssen. Doch er würde nicht hier auf die Serapen warten und sich ihnen stellen; sollten sie ruhig denken, dass sie alle verschwunden waren.
Er hatte vor, sich an einen Ort zu begeben, an dem sie ihn niemals vermuten oder gar aufspüren konnten. Er hatte Möglichkeiten in der Zukunft gesehen, die ihn noch hoffen ließen, und von denen er den anderen nichts erzählt hatte.
Der Pardraach! Er würde ihn aufsuchen und dort warten, bis die Zeit gekommen war. Die Zeit, den Krieg gegen die Serapen wieder aufzunehmen.
Wenn er sich jedoch irrte, würde er für alle Zeiten dort gefangen sein, alleine und ohne Hoffnung, jemals die anderen wiedersehen zu können. Sicher wussten sie jetzt bereits, was er vorhatte, doch ihnen war der Rückweg versperrt, genau wie es bei ihm der Fall sein würde, und so konnte sie es nicht verhindern. Doch zumindest sie waren nicht allein.
Er hatte inzwischen den Eingang zur Tempelanlage erreicht und trat hinein. Sein Weg führte ihn ohne Zögern in einen kleinen, unscheinbaren Raum tief unter der Erde, in dem sein Schicksal auf ihn wartete. Er öffnete den Zugang und spürte all das Böse, das ihm entgegenschlug.
In den Pardraach hatten sie einst all die Wesen verbannt, die der Dunkelheit entstammten. Dämonen und Zwischenwesen, die nicht in diese Welt gehörten. Aber dann war ihnen die Kontrolle entglitten und so wusste er nicht, was ihn dort jetzt erwartete. Allerdings konnten all diese dunklen Wesen nicht hinaus, denn er selbst hatte einen Wächter geschaffen, der den Ausgang bewachte und der nahezu unüberwindbar war.
Doch eines war unabänderlich: um sich vor den Serapen zu schützen, musste er den Eingang hinter sich zerstören. Damit würde er endgültig das Band zerschneiden, das ihn noch mit der Welt der Menschen verband, aber er hatte keine andere Wahl. Allerdings beruhigte es ihn, dass die Serapen mit ihrer Ankunft in der Tempelanlage etwas auslösen würden, was die Welt für immer verändern würde. Dafür hatte er gesorgt.
Nach kurzem Zögern machte er den entscheidenden Schritt, der kein Zurück mehr bot. Er hatte den Pardraach erreicht und die Wellen des Bösen, die er zuvor schon gespürt hatte, schlugen nun noch stärker auf ihn ein. Praal sah den Wächter und schritt auf ihn zu.
Der Wächter verneigte sich. »Herr!«
Praal lächelte leicht und schaute hinab in die Tiefe. Dort unten war es noch dunkler als hier, wo ein fahles, trübes Licht leuchtete.
Er ballte die Hände und fühlte die Macht durch seinen Körper pulsieren. Von hier aus, das hatte er in seinen Visionen gesehen, würde der Widerstand gegen die Serapen beginnen. Von hier aus würde er den Kampf gegen sie leiten und vielleicht eines Tages zurückkehren.
Die Berge von Asteros – er würde sie vermissen, waren sie ihm doch Heimat für so lange Zeit gewesen.
»Komme deiner Aufgabe nach, Wächter! Vielleicht sehen wir uns in ferner Zukunft wieder. Doch
Weitere Kostenlose Bücher