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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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erklären, wie sie das Höllenportal vergrößert hatten, damit es dem Zustrom besser gewachsen war. Er begriff generell recht wenig, außer der Tatsache, dass Schmerz seinen Körper erfüllte. ›Schmerz‹ war ein zu schwaches Wort, um zu vermitteln, was er fühlte, selbst ›Qual‹ schien nicht auszureichen. Die Sterblichen kannten keinen Begriff, um eine solche Peinigung angemessen zu bezeichnen.
    Wenn sie in einem Portal materialisierten, nahmen die Verdammten die Form an, in der sie sich im Augenblick ihres Todes befunden hatten. So gab es im Stau der Verdammten, die sich durch das Schleusentor in die Hölle drängten, Wunden von nach nuklearen Explosionen herabgeregneten Trümmern oder Verbrennungen durch Strahlungshitze. Sie variierten in ihrer Schwere, je nachdem, wie weit diejenigen vom Zentrum der Explosionen entfernt gewesen waren.
    Viele waren vollständig verdampft und traten ihre Reise ins Jenseits als Geleeflecken an; Urzellen, die sich rapide teilten, bis die Masse nach und nach eine menschliche Gestalt annahm, wie bei einer Art beschleunigter Geburt. Doch der Vorgang kam diesen Individuen endlos vor, da jedes einzelne ihrer Nervenenden in Flammen stand. Zudem trampelten die anderen sie nieder, als sie von den Massen mehr und mehr nachrückender Seelen vom Rachen des Portals ausgespien wurden.
    Adam wäre zu Boden gefallen und hätte sich dort gekrümmt, wenn die Körper derer, die sein Schicksal teilten, ihn nicht aufrecht gehalten und wie ein lebender Strom mitgerissen hätten. Er war zuerst blind, aber seine Augen erholten sich schnell wieder. Das war kein glücklicher Umstand, denn das ermöglichte ihm, den Zustand seines Körpers zu sehen. Nicht dass es Augen bedurft hätte, um zu wissen, dass er wie ein Stück wandelnder Asche durch die Gegend schlurfte; mit roten Knorpeln, wo früher die Gelenke saßen, als ob er einen geschmolzenen Kern in sich trug.
    Er wollte seine Pein herauskreischen, doch seine Stimmbänder waren verkohlt. Die Luft hallte ohnehin bereits wider von Schreien, von einem ohrenbetäubenden Wehklagen, das wie das Heulen eines einzigen riesigen, verbrannten und blutigen, raupenartigen Tieres wirkte. Als er der Kakofonie schließlich seine Stimme hinzufügte, konnte er nicht einmal sicher sein, ob es seine eigene Kehle war, die die Laute hervorbrachte.
    Zu Beginn hielten die anderen ihn eher zufällig durch den Druck ihrer Körper aufrecht, ohne in ihrem eigenen Leid Notiz von ihm zu nehmen. Doch als die breite Kolonne vorwärtsdrängte, begannen einige der weniger stark Verletzten – etwa solche, die an Verstrahlung gestorben waren –, ihren übler zugerichteten Kameraden zu helfen. Als sein nacktes Fleisch zwar immer noch verbrannt war, er aber immerhin die Gelenke wieder bewegen konnte, fühlte er zwischen Taumeln, Schlurfen und Stolpern, wie er am Arm gefasst wurde. Er drehte seinen Kopf ein wenig (ein entsetzlicher Fehler, da er sein verschmortes Fleisch dabei knistern hörte) und sah, dass ihn ein Asiat stützte. Das Gesicht des Mannes war jedoch zu ernst, um darüber hinaus noch auf ein beruhigendes Lächeln hoffen zu können. Er trug eine Schusswunde an der Schläfe zur Schau, die bereits zu einer tiefen Furche verheilt war. Ein Selbstmörder.
    »Warum?«, schrie eine junge farbige Frau, die gegen Adams andere Seite gedrückt wurde und zu sehr in ihr eigenes Elend vertieft war, um ihm ähnliche Unterstützung anzubieten. »Warum? Warum? «
    Adam wusste ebenfalls nicht, warum er verdammt und in den Hades geschickt worden sein mochte. Er hatte nie nennenswerte Sünden begangen. Ein unbedeutender Diebstahl als Kind. Das gewöhnliche Maß an Lügen. Er hatte weder vergewaltigt noch getötet, nie eine Frau, ein Kind oder ein Tier geschlagen. Doch er sollte bald erfahren, dass nur den strenggläubigsten Angehörigen einer einzigen, bestimmten Religion der Einlass ins Paradies gewährt wurde. Daher waren die Tore zum Paradies, obwohl auch sie erweitert werden mussten, viel geringer an der Zahl und auch weit weniger überlaufen als die Tore, die in den Schlund der Hölle hinabführten.
    Anfangs dachte er, sie alle wären Überlebende der Apokalypse, die in einem massenhaften Exodus die Stadt verließen. Doch als er wieder sehen konnte, erkannte er, dass der Himmel unvorstellbarerweise ein Dach aus flüssiger Lava war. In der Ferne gewahrte er Berge, die glasartig und schwarz wie Obsidian glänzten, und Vulkane, die Schwaden von gelbem Dampf ausspien. Am Horizont türmte sich

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