Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
Vom Netzwerk:
Falls Armdran eine sicherere Passage durch dieses Gebiet kannte, ihr aber nicht davon erzählt hatte, musste sie ein ernstes Wörtchen mit ihm reden, wenn sie Freetown erreichte. Falls sie Freetown erreichte.
    Sie gelangte zu dem Schluss, dass es am besten war, die Flucht nach vorne anzutreten und mit einer Burka verhüllt mitten durch die feindlichen Reihen zu laufen. Vee verfluchte sich dafür, dass sie nicht daran gedacht hatte, ein entsprechendes Kleidungsstück zu besorgen oder selbst zu nähen, als sie noch in Naraka gewesen war.
    Fast hätte sie eine einzelne Frau in einer langen schwarzen Burka getötet, die sie aus einem sicheren Versteck heraus beobachtete. Würde die Ärmste sich nicht früher oder später regenerieren? Warum sollte sie Skrupel besitzen, wenn diese Frau sie doch höchstwahrscheinlich an die Männer verriet, sobald sie sie bemerkte? Aber Vee konnte es nicht über sich bringen, wollte keine Heuchlerin sein. Der Anblick des Leids, das den Frauen in dieser Kolonie zugefügt wurde, machte sie wütender als alles, was sie selbst seit dem Erwachen aus ihrer Erstarrung hatte erdulden müssen.
    Wie es das Glück so wollte, gelang es ihr später, eine Burka aus einem Wäschekorb zu stehlen. Das Kleidungsstück war in einem wunderschönen Blauton gehalten und im Stil der afghanischen Chadri  gemustert. Ein Netz bedeckte die Öffnung für die Augen. Das war umso besser, weil diese bei ihr verräterisch blau waren – doch andererseits gab es in der Kolonie alles, von weißhäutigen Tschetscheninnen über dunkelhäutige Somalierinnen bis hin zu Frauen aus Indonesien mit asiatischer Augenform. Alle vereint durch ein Bündnis des Glaubens, die von primitiven Zeiten bis in die moderne Welt, wie Vee sie gekannt hatte, überdauert und sich im Laufe der Geschichte kaum gewandelt hatte. Eine Bruderschaft, die in ihr beinahe den Wunsch weckte, sie hätte die Kolonie Los Angeles nie verlassen. Aber nur beinahe.
    Der weite Faltenwurf der Burka half ihr, auch Jay zu verbergen. Der Lauf des Gewehrs war nach unten gerichtet, während sie sich den Weg durch ein Labyrinth aus Fluren und miteinander verbundenen Kammern bahnte, die teils klein, teils riesig waren. Sie versuchte, sich an charakteristische Abzweigungen und Orientierungspunkte zu halten, die Jay ihr empfohlen hatte, als sie unter sich gewesen waren – gestützt auf die Blaupausen, die er im Computersystem des Forschungs- und Entwicklungsturms vorgefunden hatte. Vee mischte sich unter die Menschenmenge, wurde jedoch nie angesprochen, nie argwöhnisch beobachtet … schließlich erreichte sie alleine und unbemerkt einen Korridor, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie hoffte, in Ebene 101 aufsteigen zu können.
    Ein wachhabender Soldat mit umgeschnalltem Sturmgewehr rief plötzlich nach ihr. Sie tat, als würde sie ihn nicht hören, aber er sprach weiter Arabisch auf sie ein; in einem Tonfall, der drohend und verführerisch zugleich klang. Er beeilte sich, sie einzuholen, streckte die Hand aus und packte sie am Arm, um sie zu sich herumzudrehen.
    Sie folgte der Bewegung, zog gleichzeitig das KA-BAR-Messer aus der Robe und stieß die Klinge seitlich in seinen Hals. Dann zog sie dem Mann das Messer von vorn durch die Kehle, so, wie sie es bei den Experten in dieser Kolonie durch Beobachtung gelernt hatte. Blut schoss in einem plätschernden Schwall aus der klaffenden Halswunde, als würde es aus einem Eimer gekippt. Sie stemmte seinen Körper herum und sägte von hinten tiefer in ihn hinein, riss die Haare zurück, während er gurgelnd seinen Protest kundtat. Dann ließ sie ihn auf den Boden sinken. Er konnte sich kaum noch rühren und war halb enthauptet. Sie hatte genug Schaden angerichtet, um ihn daran zu hindern, sich zeitnah zu regenerieren.
    Jetzt, wo ihre Hände und die Burka voll mit Blut waren, hielt sie erneut nach einem Lüftungsschacht oder etwas Ähnlichem Ausschau, getrieben von der Panik entdeckt zu werden. Vielleicht konnte sie sich den Weg zur Treppe freischießen, die zu Ebene 101 hinaufführte, und die Wachen erledigen, die sich ihr in den Weg stellten. Oder sie musste gegen die Mudschaheddin ins Gefecht ziehen, so viele es auch sein mochten, obwohl sie – im Gegensatz zu den Drohnen – unsterblich waren.
    Sie würde auch die Dämonen köpfenden Zwölfjährigen enthaupten müssen, falls sich diese unter den Angreifern befanden. Es wäre ihr eine innere Genugtuung, diesen kleinen Ungeheuern die Köpfe abzuschlagen. Und hätte

Weitere Kostenlose Bücher