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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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hatte eine bestimmte Ahnung gehabt, das Rätsel lasse sich im Schiff, in der alten TELESALT, lösen, und es sah ganz so aus, als würde ich recht behalten. Es mußte wohl auch Glück sein, das mich in diesem Augenblick durchströmte.
    Wahrscheinlich hatte ich eine Weile geistesabwesend gestanden; ich fand erst zu mir, als Friedrun mich leise anrief. »Sam…?«
    Ich blickte ein wenig verwirrt auf die Gefährtin. »Ja?« Und da nahm ich Friedrun in die Arme, zog sie an mich. Ich war mir in diesem Augenblick nicht im klaren, ob sie mich verstand. Dieses Gefühl, etwas Großes entdeckt zu haben, hatte mich einfach überwältigt.
    Aber wie ich Friedrun so hielt, spürte ich plötzlich noch etwas anderes: Sie reagierte ein, zwei Sekunden lang nicht wie das Objekt meines Glücksrausches, sondern wie eine Frau, deren verborgener Wunsch sich erfüllt. Nur wenige Augenblicke waren es, in denen sich ihr Körper dem meinen entgegenschmiegte, in dem ihre Hand meinen Oberarm drückte, in dem ihre Wange in aller Zartheit über die meine strich…
    Dann löste sie sich. »Gratuliere, Sam!« Der Schalk stand in ihren Augen, der den Hauch von Verlegenheit aus ihrem Gesicht trieb.
    »Es ist die Frage«, sagte ich, und es klang zunächst ein wenig rauh, »ob wir es ohne die Alte gefunden hätten. Der Raum ist ganz gut getarnt und im Schema nicht angegeben, was ich nach wie vor nicht begreife.« Friedrun lächelte. »Es ist wie bei meinem Videor zu Hause. In dessen Bedienungshinweisen steht: ›Änderungen vorbehalten, sie sind dem technischen Fortschritt geschuldet‹, und einige Details stimmen eben nicht mit dem Original überein.«
    »Und weshalb sollten sie es da bei so einem bißchen Raumschiff anders machen, nicht?« Ich stimmte in ihr Lachen ein, die Phase der leichten Verunsicherung schwand endgültig.
    »Warum die Alte uns wohl hierhergeführt hat?« fragte Friedrun nachdenklich.
    »Immerhin soll sie eine progressive Mutter ihres Volks gewesen sein…«, spekulierte ich. »Und wer weiß, vielleicht spielt jener schriftkundige Außenseiter in der Legende noch eine Rolle. Sie hielt das Ganze für bedeutungsvoll – was es ja auch ist.«
    »Ob sie den Eingang getarnt hat, oder hältst du das Blech vor der Tür für einen Zufall?«
    »Vielleicht wollte sie diesen Raum vor den Plündereien bewahren, möglicherweise betrachtete sie ihn und seinen Inhalt auch als ihr persönliches Heiligtum…«
    »Oder als ihre Hoffnung…« Friedrun schien einen Augenblick gedankenabwesend.
    »Das wird uns vielleicht auch darüber Auskunft geben«, sagte ich behutsam. Ich klopfte dabei mit dem Knöchel an den Blechschrank.

    Wir verließen den Raum schweigsam. Ich stellte das Blech auf seinen Platz, und ohne ein Wort zu sprechen, schlugen wir den Weg zum rechten Vorschiff ein. Schon im Näherkommen rochen wir den Treibstoff, die Tür zum Raum stand offen, von den beiden Frauen fand sich keine Spur mehr, auch nicht von den Ausrüstungsgegenständen, die wir bei Mary zurückgelassen hatten – was für uns keinen echten Verlust bedeutete.
    Hand in Hand strebten wir dem Ausgang zu, aber nach meinem Empfinden längst nicht mehr so unbefangen wie vor Stunden in umgekehrter Richtung. Friedruns Finger lagen warm in den meinen, und stets erwartete ich den leisen Druck. Und bei dem Gedanken daran wurde es mir heiß wie seinerzeit als Schüler in der ersten Begegnung mit Nadja… Niemals würde ich solches vergessen…
    Auch draußen konnten wir von Mary und Muhm An nichts mehr entdecken. Sie hatten mit ihrem Kanister den Heimweg angetreten.

    Natürlich löste unsere Entdeckung eine große Überraschung aus. Wir bereiteten zur Feier des Tages ein abendliches Essen vor, Friedrun und ich. Wir waren die ersten, die von ihrer Expedition zurückkehrten. Noch vor dem Regen trafen Bruno und Inge ein. Sie machten einen erschöpften Eindruck, ihr Pensum hatten sie geschafft. Daß sie sich zurückzogen, sich frisch machen und die Unterlagen sortieren wollten, war uns gerade recht. Wir beabsichtigten, unseren Knüller in würdiger Form vor der gesamten Crew loszulassen. Auf eine beiläufige Frage Brunos, ob es sich gelohnt habe, antwortete ich daher ausweichend, daß wir zufrieden seien…
    Lisa und Carlos hätten uns dann beinahe noch einen Strich durch unser Konzept gemacht. Sie ließen ungebührlich lange auf sich warten. Als wir sie schließlich anpeilten, meldeten sie sich nicht gleich, so daß wir bereits begannen, unausgesprochen zunächst, Befürchtungen zu

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