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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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hegen. Doch dann sagte Carlos lakonisch, sie seien in Marys Dorf und würden in der nächsten Stunde eintreffen. Der Regen habe sie überrascht. Sobald die beiden kamen, brummte Bruno sie an, er bitte sich mehr Disziplin aus, aber dabei beließ er es.
    Als ich zum Abendessen einlud und der Kommandant die ungewöhnliche Auftafelung gewahrte, runzelte er die Stirn, verlor aber kein Wort darüber, während die anderen doch erstaunte Fragen stellten und herumrätselten, welchen Ehrentag man vergessen habe.
    »Wir hatten ein wenig Zeit, Sam und ich, und wir dachten, die neue Arbeitsphase…«, schwindelte Friedrun.
    Carlos und Lisa informierten über ihren Ausflug. Den Landeplatz in den zerklüfteten Bergen hätten sie ausgemacht. Doch dann riß Lisa die Berichterstattung völlig an sich, sie erklärte, sie habe Carlos beschwatzt, in Marys Dorf zu landen, und dort sei es ja noch armseliger als in Ziti. Der Sturm neulich habe viel verwüstet und auch Verletzte gefordert, und es gäbe gerade für sie als Ärztin dort eine Unmenge zu tun. Sie stelle aus all diesen Notwendigkeiten heraus den Antrag an die Schiffsleitung, sie auf Flora zurückzulassen, vorläufig bis zu einem Zeitpunkt, zu dem eine nachfolgende Expedition von der Erde eintreffe.
    Nun war zunächst die Überraschung auf unserer, vor allem auf meiner Seite. Lisa forderte Entscheidungen, überraschend und unüberlegt, die sie taktvollerweise erst mit mir als ihrem langjährigen Gefährten hätte beraten sollen. Ich fühlte mich brüskiert und vor den Kameraden bloßgestellt. Friedrun hob ihren Blick nicht vom Teller.
    »Du spinnst!« sagte da Bruno. »Ich betrachte das als eine ulkige Einlage zum gehobenen Abendessen.« Er wurde ein wenig schärfer, als er merkte, Lisa wollte protestieren, und schnitt ihr das Wort ab. »Darüber diskutieren wir nicht, Lisa. Die Verantwortung für die Mannschaft habe ich!« Lisa schmollte, aber sie hielt sich zurück.
    »Na, Friedrun, Sam, laßt eure Neuigkeiten schon los!« forderte da auf einmal Bruno, und er lächelte versöhnlich, offenkundig auch, damit Lisas Gerede wegen keine Verstimmung in die Runde drang.
    Ich mußte trotz allem lachen. So sehr sah man uns also das Mitteilungsbedürfnis an. Und in der Tat, ich brannte darauf, von unserer Entdeckung zu berichten. Fast hatte ich befürchtet, Lisa stähle uns die Schau.
    Wir erzählten. Ich achtete darauf, daß wir uns ergänzten, daß Friedrun nicht in meinen Schatten geriet. Irgendwo hatten meine Gefühle an diesem Tag einen Knacks bekommen, und irgendwie begann ich Friedrun mit anderen Augen zu sehen, was ich wiederum in meinem Verhalten ihr gegenüber ausdrücken wollte, ungerichtet zunächst.
    Selbst Lisa vergaß über unseren Bericht ihre Verstimmung. Es wurde hin und her spekuliert, gemutmaßt, geplant. Bruno mischte sich nur in inhaltliche Fragen.
    Jedem am Tisch schien klar, daß diese Entdeckung in der TELESALT unsere gesamte weitere Arbeit prägen, zu neuen Erkenntnissen führen würde, wir den Rest der Zeit der Anwendung dieser Erkenntnisse widmen würden.
    Um so mehr schlug dann Brunos Vorschlag in die Runde ein. »Also«, begann Bruno, »es wäre aus dem, was Friedrun und Sam hier vorlegen, ein Fazit zu ziehen. Ich schlage vor: Lisa, Sam und Friedrun sichern den Fund, führen alle notwendigen weiteren Untersuchungen in der TELESALT durch. Eine Woche wird es dauern, denke ich. Wir anderen arbeiten im Programm. Nach dieser Woche stoßen die drei wieder zu uns. Die Auswertung dessen, was da in den Kassetten liegt, nehmen wir auf dem Rückflug zur Erde vor. Ich bin bereit, dafür etwas später in die Anabiose zu gehen. Einverstanden?« Es herrschte Schweigen.
    Inge, die noch an einem Toast knabberte, unterließ selbst das Kauen, da man es deutlich vernahm, so lastete die Stille.
    Ich dachte über Brunos Worte nach, nachdem ich einen spontanen Protest unterdrückt hatte. Und nach wenigen Augenblicken wußte ich, daß ich mich wieder einmal der Logik seiner Argumente beugen würde. Verführen wir anders, entstände meßbarer Schaden, während ein Nutzen äußerst zweifelhaft blieb. Ich vergrub also meinen anfänglichen Groll, hielt mich dennoch zurück, Bruno spontan zuzustimmen.
    Natürlich mußte Bruno seinen Vorschlag begründen. Er führte an, mit Erkenntnissen aus der Chronik lasse sich keine Anwendung für die Nachfahren der TELESALT-Mannschaft ableiten, zumindest nicht bei der gegenwärtigen Expedition. Schlußfolgerungen daraus müßten ausschließlich von

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