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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ich es haben will oder die ganze Sache ist gestorben …«
    In der Fernmeldezentrale Kensington, an der Cork Street und am Grosvenor Square hielten die Lauscher den Atem an. Entweder Quinn wußte genau, was er tat, oder er war drauf und dran, den Kidnapper so zu provozieren, daß dieser einhängte. Quinn sprach weiter, ohne eine Pause einzulegen.
    »Ich bin vielleicht ein Dreckskerl, Zack, aber der einzige Dreckskerl in dieser verdammten Scheiße, dem du vertrauen kannst, und du wirst mir jetzt vertrauen müssen. Hast du einen Bleistift bei dir …?«
    »Yeah. Jetzt hör mal zu, Quinn …«
    »Du hörst jetzt zu, Freundchen. Ich will, daß du in eine andere Telefonzelle gehst und mich in vierzig Sekunden unter folgender Nummer anrufst: Drei-Sieben-Null-Eins-Zwei-Null-Vier. Jetzt HAU AB  …«
    Die letzten beiden Worte waren gebrüllt. Sam Somerville und Duncan McCrea sollten später, bei der Untersuchung des Hergangs, aussagen, sie seien ebenso verdattert gewesen wie die Lauscher. Quinn warf den Hörer auf die Gabel, packte den Aktenkoffer – die Diamanten befanden sich noch darin, keineswegs in einer Obstschale – und rannte zum Wohnzimmer hinaus. Im Laufen drehte er den Kopf um und brüllte: »Bleibt, wo ihr seid!«
    Die Überraschung, der gebrüllte Befehl hielten sie entscheidende fünf Sekunden in ihren Sesseln fest. Als sie die Wohnungstür erreichten, hörten sie, wie sich von draußen der Schlüssel im Schloß umdrehte. Offensichtlich hatte ihn Quinn vor Morgengrauen von außen hineingesteckt.
    Quinn nahm nicht den Lift und erreichte ungefähr zur selben Zeit die Treppe, als McCreas erster Schrei durch die Tür drang, gefolgt von einem kräftigen Fußtritt gegen das Schloß. Unter den Lauschern bahnte sich ein Chaos an, das sich alsbald zu einem Pandämonium entwickelte.
    »Was zum Teufel macht er denn jetzt?« flüsterte in der Fernmeldezentrale Kensington ein Polizeibeamter einem anderen zu, der mit einem Achselzucken antwortete. Quinn rannte die Treppenabsätze bis zum Erdgeschoß hinunter. Die Untersuchung später ergab, daß der Amerikaner auf dem Horchposten im Souterrain sich nicht wegrührte, weil das nicht seine Aufgabe war. Seine Aufgabe bestand darin, den Strom der Stimmen aus der Wohnung über ihm aufzunehmen, zu verschlüsseln und zum Grosvenor Square zu funken, wo er entschlüsselt und von den Lauschern im Keller ausgewertet wurde. So blieb er, wo er war.
    Quinn durchquerte die Eingangshalle fünfzehn Sekunden, nachdem er den Hörer auf die Gabel geknallt hatte. Der Pförtner in seiner Loge blickte auf, nickte und wandte sich wieder seinem Daily Mirror zu. Quinn drückte die Tür zur Straße auf, die nach außen aufging, schloß sie hinter sich, schob einen Holzkeil, den er auf der Toilette geschnitzt hatte, unter die Unterkante und stieß ihn mit einem Tritt fest. Dann rannte er, den Autos geschickt ausweichend, über die Straße.
    »Was soll das heißen, er ist fort?« brüllte Kevin Brown in der Lauschstation am Grosvenor Square. Er hatte dort den ganzen Vormittag gesessen und wie sie alle, Engländer und Amerikaner, auf Zacks nächsten und vielleicht letzten Anruf gewartet. Zunächst hatten die Geräusche aus der Wohnung in Kensington nur Verwirrung gestiftet; man hörte, wie der Hörer auf die Gabel geknallt wurde, wie Quinn irgend jemandem zurief: »Bleibt, wo ihr seid!« Dann ein Knallen, ein wirres Rufen und Brüllen von Somerville und McCrea und ein wiederholtes Krachen, als ob jemand gegen eine Tür träte.
    Sam Somerville war ins Zimmer zurückgekommen und rief zu den Wanzen hin: »Er ist fort, Quinn ist fort!« Browns Frage war in der Lauschstation zu hören, nicht aber für Sam Somerville. Brown griff mit einer hektischen Bewegung nach dem Telefon, um mit seiner Einsatzagentin in Kensington Verbindung aufzunehmen.
    »Agentin Somerville«, donnerte er, als sie sich meldete, »verfolgen Sie ihn!«
    In diesem Augenblick sprengte McCreas fünfter Fußtritt die Wohnungstür auf. Gefolgt von Sam rannte er auf die Treppe zu. Beide waren in Hausschuhen.
    Das Lebensmittel- und Delikatessengeschäft auf der anderen Straßenseite, dessen Telefonnummer Quinn aus dem Londoner Telefonbuch im Wohnzimmerschrank herausgesucht hatte, hieß Bradshaw, nach dem ursprünglichen Inhaber, befand sich aber jetzt im Besitz eines Inders namens Mr.   Patel. Quinn hatte ihn aus der Wohnung beobachtet, wie er an seiner Auslage das Obst arrangierte oder in den Laden ging, um einen Kunden zu

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