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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ist Mr.   Browns Argwohn vielleicht nicht völlig unbegründet«, sagte Jim Donaldson. »Er könnte mit ihnen Verbindung aufgenommen und eine Abmachung getroffen haben. Sie bringen den Jungen um, lassen ihn selbst am Leben, nehmen die Diamanten mit. Später treffen sie sich dann irgendwo und teilen die Beute.«
    »Warum hätten sie das tun wollen?« fragte Sam, kühner geworden, da sie offensichtlich den Vizepräsidenten auf ihrer Seite hatte. »Sie hatten die Diamanten, sie hätten ihn ebenfalls töten können. Und selbst wenn sie es nicht getan haben, warum hätten sie mit ihm teilen sollen? Würden Sie denen vertrauen?«
    Niemand unter ihnen würde solchen Typen auch nur das geringste Vertrauen schenken. Es herrschte Schweigen, während sie darüber nachdachten.
    »Wenn man ihn gehen läßt, was hat er dann vor? Will er zurück nach Spanien, zu seinem Weinberg?« fragte Reed.
    »Nein, Sir, er möchte Jagd auf sie machen, sie zur Strecke bringen.«
    »Jetzt Moment mal, Agentin Somerville«, sagte Kelly aufgebracht. »Das ist Aufgabe des Bureau. Meine Herren, wir brauchen jetzt keine Zurückhaltung mehr zu üben, um Simon Cormacks Leben zu schützen. Dieser Mord ist nach unseren Gesetzen strafrechtlich verfolgbar, genauso wie damals der auf dem Kreuzfahrtschiff, der Achille Lauro. Wir schicken Fahndungsteams nach England und auf den europäischen Kontinent, die die uneingeschränkte Mitarbeit der Polizei in diesen Ländern haben werden. Wir wollen und wir werden sie erwischen. Mr.   Brown dirigiert die Operation von London aus.«
    Sam Somerville spielte ihre letzte Karte aus.
    »Aber, meine Herren, Quinn hat sicher nicht mit ihnen unter einer Decke gesteckt, aber er ist näher als sonst jemand an sie herangekommen, hat sie gesehen, mit ihnen gesprochen. Sollte er aber doch beteiligt gewesen sein, weiß er, wo er sie finden kann. Das könnte uns am besten auf die Spur bringen.«
    »Sie meinen, wir sollten ihn laufen lassen und beschatten?« fragte Walters.
    »Nein, Sir, ich möchte ihn begleiten dürfen.«
    »Young lady …«, Michael Odell beugte sich nach vorne, um sie besser zu sehen. »Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Dieser Mann hat schon Menschen umgebracht – schön, das war im Krieg –, und wenn er mit ihnen unter einer Decke steckt, könnten Sie am Ende mausetot sein.«
    »Ich weiß das, Herr Vizepräsident. Genau das ist der Punkt. Ich halte ihn für unschuldig, und ich bin bereit, das Risiko einzugehen.«
    »Hm. Schön, bleiben Sie in Washington, Miss Somerville. Wir werden Ihnen Bescheid geben. Wir müssen darüber beraten – unter uns«, sagte Odell.
    Innenminister Marriott las an diesem Vormittag tief beunruhigt die Berichte von Dr.   Barnard und Dr.   MacDonald. Dann begab er sich damit nach Downing Street Nr.   10. Mittags war er wieder im Innenministerium. Dort wartete Nigel Cramer auf ihn.
    »Haben Sie die Berichte schon gesehen?« fragte Sir Harry.
    »Ich habe Kopien davon gelesen, Sir.«
    »Das ist ja eine gräßliche, eine entsetzliche Geschichte. Wenn die jemals bekannt wird … Wissen Sie, wo Botschafter Fairweather ist?«
    »Ja, er hält sich in Oxford auf. Der Leichenbeschauer hat ihm vor einer Stunde die Leiche übergeben. Soviel ich weiß, steht die Air Force One in Upper Heyford bereit, um den Sarg in die Staaten zu fliegen. Der Botschafter wird beim Abflug dabeisein und dann nach London zurückkehren.«
    »Hm. Ich werde das Foreign Office darum bitten müssen, ein Gespräch mit ihm zu vereinbaren. Ich möchte, daß niemand Kopien von dem hier bekommt. Scheußliche Geschichte. Gibt’s irgend etwas Neues über die Großfahndung?«
    »Nicht sehr viel, Sir. Quinn hat erklärt, keiner der anderen beiden Kidnapper, die er sah, habe ein Wort gesprochen. Möglicherweise handelt es sich um Ausländer. Wir konzentrieren im Augenblick die Fahndung nach dem Volvo auf die großen See- und Flughäfen mit Verbindungen zum Kontinent. Ich fürchte, sie könnten uns entkommen sein. Die Suche nach dem Haus geht natürlich weiter. Diskretion ist nicht mehr nötig – wenn Sie zustimmen, lasse ich heute abend eine Bitte um Mithilfe der Bevölkerung rausgehen. Ein Einzelhaus mit eingebauter Garage und einem Keller, ein Volvo von der betreffenden Farbe – irgend jemand muß doch irgend etwas gesehen haben.«
    »Ja, machen Sie nur. Und halten Sie mich auf dem laufenden«, sagte der Innenminister.
    An diesem Abend hatte Sam Somerville, voll gespannter Erwartung, ihre Wohnung in Alexandria verlassen,

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