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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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da sie ins Hoover Building bestellt worden war. Sie wurde in das Amtszimmer von Philip Kelly geführt, um die Entscheidung des Weißen Hauses entgegenzunehmen.
    »Also gut, Agentin Somerville, Sie haben erreicht, was Sie wollten. Sie können nach England zurückfliegen und Mr.   Quinn sagen, daß er ein freier Mann ist. Doch diesmal bleiben Sie bei ihm, weichen ihm keinen Augenblick von der Seite. Und Sie informieren Mr.   Brown darüber, was Quinn tut und wo er sich herumtreibt.«
    »Ja, Sir. Danke Ihnen, Sir.«
    Sie erwischte gerade noch rechtzeitig den letzten spätabendlichen Flug nach Heathrow.
    Der Abflug ihrer Linienmaschine vom Dulles International Airport verzögerte sich ein wenig. Ein paar Meilen entfernt, in Andrews, landete gerade die Air Force One mit Simon Cormacks Sarg. Zu diesem Zeitpunkt wurde auf allen amerikanischen Flughäfen für zwei Schweigeminuten der Flugverkehr eingestellt.
    Bei Tagesanbruch landete ihre Maschine in Heathrow. Der vierte Morgen seit der Mordtat brach an.
    Das Klingeln des Telefons weckte an diesem Morgen Irving Moss zu einer sehr frühen Stunde. Nur eine bestimmte Person konnte der Anrufer sein, denn nur sie hatte seine Nummer. Er blickte auf seine Uhr: 4   Uhr, 22   Uhr am Abend vorher in Houston. Er notierte die umfangreiche Liste von Agrarproduktpreisen, alle in Dollar und Cent, strich die Nullen aus, die für eine Leerstelle im Text standen, und stellte die Zahlenreihe entsprechend dem Tag des Monats vorbereiteten Buchstabenreihen gegenüber.
    Als er mit dem Entschlüsseln fertig war, sog er nachdenklich die Wangen ein. Es gab etwas, etwas Besonderes, Unvorhergesehenes, um das er sich kümmern mußte. Unverzüglich.
    Aloysius (»Al«) Fairweather jun., Botschafter der Vereinigten Staaten am Hof von St.   James, hatte bei seiner Rückkehr vom amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Upper Heyford die vom Foreign Office am Vorabend übermittelte Nachricht vorgefunden. Es war ein schlimmer, trauriger Tag gewesen – er hatte vom Coroner in Oxford die Genehmigung erhalten, die Leiche des Sohns seines Präsidenten in seine Obhut zu nehmen, den Sarg bei dem Leichenbestattungsunternehmen abgeholt, wo man sich trotz der geringen Erfolgsaussichten viel Mühe gegeben und die tragische Fracht mit der Air Force One nach Washington auf den Weg geschickt hatte.
    Er war beinahe schon drei Jahre auf diesem Posten, auf den ihn die neue Regierung entsandt hatte, und er wußte, daß er mit sich zufrieden sein durfte, obwohl er die Nachfolge des unvergleichlichen Charles Price der Reagan-Jahre hatte antreten müssen. Doch diese vergangenen vier Wochen waren ein Alptraum gewesen, der keinem Botschafter zugemutet werden sollte.
    Das Ersuchen des Foreign Office gab ihm Rätsel auf, denn er wurde nicht gebeten, den Außenminister, der normalerweise sein Gesprächspartner war, sondern den Innenminister, Sir Harry Marriott, aufzusuchen. Wie die meisten britischen Minister kannte er auch Sir Harry so gut, daß man unter vier Augen die Titel beiseite ließ und einander mit dem Vornamen anredete. Doch daß er sich ins Innenministerium selbst begeben sollte, und das zur Frühstückszeit, war ungewöhnlich. Die Nachricht aus dem Foreign Office hatte keine Erklärung dafür enthalten. Um 8.55   Uhr bog sein langer schwarzer Cadillac in die Victoria Street ein.
    »Mein lieber Al.« Marriott war überaus liebenswürdig, wenn auch sehr ernst, wie es die Umstände geboten. »Ich muß Ihnen hoffentlich nicht sagen, in welch tiefe Betroffenheit die vergangenen Tage unser gesamtes Land gestürzt haben.«
    Fairweather nickte. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, daß die Reaktion der britischen Regierung und Bevölkerung aufrichtig war. Tagelang hatte sich die Schlange der Menschen, die sich im Vestibül der Botschaft in das Kondolenzbuch eintragen wollten, zweimal um den Grosvenor Square erstreckt. Am Kopf der ersten Seite stand die schlichte Signatur »Elizabeth R «, gefolgt von den Namen sämtlicher Kabinettsmitglieder, der beiden Erzbischöfe, der Oberhäupter aller anderen Religionsgemeinschaften sowie Tausende Unterschriften von Prominenten wie von Unbekannten. Sir Harry schob dem Botschafter über den Schreibtisch zwei in Manilapapier eingeschlagene Berichte zu.
    »Ich wollte, daß Sie sich diese beiden Sachen ohne Zeugen ansehen, und schlage vor, Sie tun es gleich hier. Vielleicht sollten wir über ein paar Dinge sprechen, ehe Sie gehen.«
    Dr.   MacDonalds Bericht war der kürzere der beiden;

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