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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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eine Heftklammer, würden nur im Rahmen des sowjetischen Raumfahrtprogramms -in Baikonur verwendet. Sie dienten dazu, winzige Steuerungskorrekturen zu bewirken, wenn die Raumschiffe Saljut und Sojus im Weltraum andocken.
    »Aber das ist doch nicht einleuchtend«, protestierte Donaldson. »Warum sollten sie so etwas tun?«
    »In diesem ganzen Schlamassel leuchtet einem eine Menge nicht ein«, sagte Odell. »Wenn das zutrifft, sehe ich nicht, wie Quinn davon erfahren haben könnte. Es sieht so aus, als wäre er, als wären wir alle die ganze Zeit hereingelegt worden.«
    »Jetzt geht es darum, wie wir darauf reagieren«, sagte Finanzminister Reed.
    »Das Begräbnis ist morgen«, sagte Odell. »Zuerst bringen wir das hinter uns. Dann werden wir entscheiden, was wir mit unseren russischen Freunden anfangen werden.«
    Im Laufe der vergangenen vier Wochen hatte Odell festgestellt, daß ihm die Bürde, an Stelle des Präsidenten zu handeln, immer leichter wurde. Auch die Männer um diesen Tisch hatten seine Führung akzeptiert, verhielten sich zunehmend so, als wäre er selbst der Präsident.
    »Wie geht es dem Präsidenten?« fragte Walters, »seit … er die Nachricht erhalten hat?«
    »Schlecht, sagt der Doktor«, antwortete Odell. »Sehr schlecht. Die Entführung war schon furchtbar für ihn, aber daß sein Sohn sterben mußte und unter solchen Umständen, hat ihn wie eine Kugel in den Leib getroffen.«
    Bei dem Wort »Kugel« ging jedem am Tisch der gleiche Gedanke durch den Kopf. Doch keiner wagte ihn auszusprechen.
    Julian Hayman stand im gleichen Alter wie Quinn. Die beiden hatten einander kennengelernt, als Quinn in London lebte und für die Versicherungsfirma arbeitete, die sich auf Personenschutz und Geiselbefreiung spezialisiert hatte. Ihre Welten hatten einiges gemeinsam, denn Hayman, früher Major bei der SAS , hatte eine Firma, die Alarmsysteme lieferte und Personenschutz einschließlich Leibwächter bereitstellte. Seine Klientel war exklusiv, wohlhabend und auf Vorsicht bedacht. Es waren Leute, die Grund hatten, mißtrauisch zu sein, sonst hätten sie für Haymans Dienstleistungen nicht soviel Geld berappt.
    Am späteren Vormittag, nachdem sie die Wohnung verlassen und von Duncan MacCrea endgültig Abschied genommen hatten, ging Quinn mit Sam nach Victoria, wo Haymans Firma residierte, unauffällig und gut abgesichert.
    Quinn sagte zu Sam, sie solle sich in einem Café weiter unten an der Straße ans Fenster setzen und auf ihn warten.
    »Warum kann ich dich nicht begleiten?« frage sie.
    »Weil er dich nicht empfangen würde. Vielleicht läßt er nicht einmal mich vor. Aber ich hoffe, er tut es doch. Wir sind ja alte Bekannte. Für fremde Leute hat er nicht viel übrig, es sei denn, sie legen eine Menge Geld auf den Tisch, was bei uns nicht der Fall ist. Und was Damen vom FBI betrifft, ist er scheu wie Wild.«
    Quinn meldete sich durch die Sprechanlage an und bemerkte, daß er von einer Videokamera über dem Eingang kontrolliert wurde. Als die Tür aufging, marschierte er sofort in den hinteren Bereich, vorbei an zwei Sekretärinnen, die nicht einmal den Kopf hoben. Julian Hayman war in seinem Büro am Ende des Erdgeschosses. Der Raum war ebenso elegant wie der Mann, der sich hier aufhielt. Er hatte keine Fenster, öffnete sich nach außen ebensowenig wie Hayman selbst.
    »Schau an, schau an«, sagte er gedehnt. »Lang’ ist’s her, alter Krieger.« Er reichte ihm die schlaffe Hand. »Was führt Sie denn in meinen bescheidenen Laden?«
    »Ich brauche Informationen«, sagte Quinn. Er erklärte Hayman, was er brauche.
    »Früher, mein Junge, wäre das kein Problem gewesen. Aber die Zeiten ändern sich, verstehen Sie? Es ist so, daß nicht gut über Sie gesprochen wird, Quinn. Persona non grata, heißt’s im Klub. Sie stehen bei den Leuten nicht gerade sehr in Gunst, besonders nicht bei Ihren eigenen. Tut mir leid, alter Junge, Ihnen hängt was an. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Quinn nahm den Hörer von einem Apparat auf dem Schreibtisch ab und drückte rasch auf mehrere Knöpfe. Am anderen Ende der Leitung begann es zu klingeln.
    »Was machen Sie denn da?« fragte Hayman. Der gemütliche Ton war verschwunden.
    »Niemand hat mich hier reingehen sehen, aber die halbe Fleet Street wird mich rausgehen sehn«, antwortete Quinn.
    »Daily Mail«, meldete sich eine Stimme am Hörer. Hayman griff herüber und unterbrach den Anruf. Zu seinen zahlungskräftigsten Kunden gehörten viele Niederlassungen amerikanischer

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