Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
McCreas Lächeln war ansteckend. »Ich brauche ein Bad, eine Rasur, was zu essen und ungefähr zehn Stunden Schlaf.«
    McCrea verließ die Wohnung, ging hinüber zu Mr.   Patels Geschäft und kam mit zwei großen Plastiktüten zurück. Er machte Steaks, Pommes frites, Salat, und dazu gab es zwei Flaschen Rotwein. Quinn bemerkte mit Rührung, daß der junge Mann einen Rioja ausgesucht hatte, zwar nicht aus Andalusien, aber doch aus einem nahen Anbaugebiet.
    Sam sah keine Notwendigkeit, ihre Affäre mit Quinn noch länger zu verheimlichen. Sie kam in sein Zimmer, sobald er sich zurückgezogen hatte, und wenn der junge McCrea ihr Liebesspiel hörte, was war dabei? Nach dem zweiten Mal schlief sie ein, auf dem Bauch liegend, das Gesicht an seiner Brust. Er legte eine Hand auf ihren Nacken, und sie murmelte, als sie die Berührung spürte.
    Doch so müde er auch war, einschlafen konnte er nicht. Er lag, wie in so vielen vergangenen Nächten, auf dem Rücken, schaute zur Decke hinauf und hing seinen Gedanken nach. Irgend etwas an diesen Männern in dem Lagerhaus war ihm entgangen. In den frühen Morgenstunden kam er darauf. Der Mann hinter ihm, der mit geübter Lässigkeit die Skorpion gehalten hatte, nicht vorsichtig und angespannt wie einer, der den Umgang mit Handfeuerwaffen nicht gewöhnt ist, sondern locker, entspannt, selbstsicher, ein Mann, der wußte, daß er im Bruchteil einer Sekunde seine Maschinenpistole in Schußposition bringen und feuern konnte. Seine gelassene Haltung – Quinn hatte sie schon einmal gesehen.
    »Er war ein Soldat«, murmelte er in die Finsternis. Sam brummte etwas, schlief aber weiter. Noch etwas anderes hatte er registriert, als er an der einen Tür des Volvos vorbeigekommen war, um in den Kofferraum zu steigen. Doch es wollte ihm nicht einfallen, und endlich schlief er ein.
    Am nächsten Morgen stand Sam als erste auf und ging in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Wenn Duncan McCrea sie aus Quinns Zimmer hatte kommen sehen, so behielt er es jedenfalls für sich. Es war ihm wichtiger, daß seine Gäste ein anständiges Frühstück bekamen.
    »Gestern abend … habe ich vergessen, Eier zu kaufen«, rief er und flitzte die Treppe hinunter, um in einem Milchladen um die Ecke, der schon früh geöffnet war, welche zu besorgen.
    Sam brachte Quinn das Frühstück ans Bett. Er war in Gedanken verloren. Sie war seine Träumereien schon gewohnt und ließ ihn wieder allein. Lou Collins Ausputzer, dachte sie, haben allerdings nicht sauber gemacht. Vier Wochen waren die Räume nicht gereinigt worden, und überall lag Staub.
    Der Staub kümmerte Quinn nicht. Er beobachtete eine Spinne in einer der oberen Zimmerecken ihm gegenüber. Fleißig verknüpfte das kleine Tier die letzten beiden Fäden eines im übrigen schon vollkommenen Netzes, huschte dann in die Mitte des Gebildes und verharrte dort wartend. Diese letzte Bewegung der Spinne brachte Quinn schließlich auf das winzige Detail, daß ihm am Abend vorher nicht hatte einfallen wollen.
    Die Mitglieder des Komitees im Weißen Haus hatten Dr.   Barnards und Dr.   MacDonalds umfangreiche Berichte vor sich liegen. Sie waren gerade mit dem ersten beschäftigt. Einer nach dem andern kamen sie zum Ende der Zusammenfassung und lehnten sich zurück.
    »Dreckskerle!« sagte Michael Odell mit Emphase. Er sprach für alle Anwesenden. Am Kopfende des Tisches saß Botschafter Fairweather.
    »Besteht irgendeine Möglichkeit, daß die britischen Experten sich getäuscht haben könnten?« fragte Außenminister Donaldson. »Über die Herkunft dieser Dinge?«
    »Sie sagen, nein«, antwortete der Botschafter. »Sie fordern uns auf, einen von unseren Leuten hinüberzuschicken, um die Ergebnisse nachzuprüfen, aber sie verstehen ihr Handwerk. Ich muß leider sagen, daß sie wohl recht haben.«
    Das dicke Ende, wie Sir Harry Marriott gesagt hatte, kam in der Zusammenfassung. Sämtliche Komponenten, hatte Dr.   Barnard mit voller Zustimmung seiner militärischen Kollegen in Fort Halstead erklärt, die Kupferdrähte, ihr Kunststoffüberzug, der Plastiksprengstoff, der Impulsempfänger, die Batterie, das Messing und die zusammengenähten Lederstreifen des Gürtels, alles sei in der Sowjetunion hergestellt worden.
    Er räumte die Möglichkeit ein, daß diese Gegenstände, wenn auch aus sowjetischer Produktion, in die Hände von Leuten außerhalb der Sowjetunion gelangt sein könnten. Aber der springende Punkt sei der Miniaturzünder. Solche Kleinzünder, nicht größer als

Weitere Kostenlose Bücher