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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ihm sogar noch Zeit übrig blieb. Aber Madame Garnier hatte gesagt, ihr Logiergast sei an diesem Morgen nach dem Frühstück zu seiner Arbeitsstätte weggegangen. Sam hatte bei ihm im Bett gelegen, als er um 7   Uhr erwacht war. Aber schließlich gibt es in Belgien auch Telefone. Sam war nicht vor ihm dort auf dem Rummelplatz gewesen, aber jemand anders. Brown und seine FBI -Fahnder? Quinn wußte, daß auch sie sich in Europa auf die Jagd gemacht hatten und dies mit voller Unterstützung der Polizei der jeweiligen Staaten. Aber Brown wollte den Gejagten zweifellos lebend haben, so daß er sprechen und seine Komplizen identifizieren konnte. Vielleicht. Er schob seinen Teller zur Seite.
    »Wir haben einen langen Tag hinter uns«, sagte er. »Geh’n wir schlafen.«
    Aber dann lag er im Dunkeln da und schaute zur Decke hinauf. Um Mitternacht schlief er ein; er hatte beschlossen, ihr zu glauben.
    Am Morgen nach dem Frühstück brachen sie auf. Sam setzte sich ans Steuer.
    »Wohin jetzt, großer Meister?«
    »Nach Hamburg«, sagte Quinn.
    »Nach Hamburg. Wieso denn das?«
    »Ich kenne einen Mann dort.« Mehr wollte er nicht sagen.
    Sie nahmen wieder die Autobahn, dann nördlich von Namur die E 41 und schließlich die pfeilgerade Autobahn direkt nach Osten, passierten Lüttich und überquerten bei Aachen die deutsche Grenze. Hinter der Grenze nahm Sam Kurs nach Norden, an Düsseldorf, Duisburg und Essen vorbei, bis sie schließlich das flache Bauernland Niedersachsens erreichten.
    Quinn löste sie nach drei Stunden am Steuer ab, und nach zwei weiteren legten sie eine Pause zum Mittagessen ein. In einem der vielen Rasthäuser an den deutschen Autobahnen nahmen sie knackige westfälische Würste und Kartoffelsalat zu sich. Es wurde bereits dunkel, als sie sich in die Autokolonnen einreihten, die sich durch die südlichen Vorstädte Hamburgs bewegten.
    Die alte Hansestadt war noch in vielem so, wie Quinn sie in Erinnerung hatte. Sie fanden hinter dem Steindammtor ein kleines, unscheinbares, aber komfortables Hotel und nahmen sich dort ein Zimmer.
    »Ich wußte gar nicht, daß du auch deutsch sprichst«, sagte Sam, als sie auf ihrem Zimmer waren.
    »Du hast mich ja nie gefragt«, antwortete Quinn. Er hatte sich das Deutsche vor Jahren selbst beigebracht, weil es in jenen Tagen, als die Baader-Meinhof -Bande wütete und ihre Nachfolger von der Roten-Armee-Fraktion ins Geschäft einstiegen, in der Bundesrepublik häufig zu Entführungen gekommen war, von denen viele sehr blutig verliefen. In den späten siebziger Jahren hatte er sich dreimal mit solchen Fällen auf deutschem Boden befaßt.
    Er machte zwei Anrufe, erhielt aber den Bescheid, daß der Mann, den er sprechen wollte, erst am folgenden Vormittag wieder in seinem Büro sein werde.
    General Wadim Wassiljewitsch Kirpitschenko stand im Vorzimmer und wartete. Obwohl er äußerlich gelassen wirkte, spürte er plötzlich, daß er nervös wurde. Nicht, daß der Mann, den er sprechen wollte, unnahbar gewesen wäre; er hatte den gegenteiligen Ruf, und sie waren einander schon mehrmals begegnet, wenn auch immer formell und in der Öffentlichkeit. Sein Unbehagen hatte eine andere Ursache: Seine Vorgesetzten beim KGB zu übergehen und um ein persönliches und vertrauliches Gespräch mit dem Generalsekretär zu ersuchen, ohne ihnen dies mitzuteilen, war eine riskante Sache. Wenn es schief, wenn es böse ins Auge ging, stand seine Karriere auf dem Spiel.
    Ein Sekretär öffnete die Tür des privaten Arbeitszimmers und kam heraus.
    »Der Generalsekretär ist jetzt für Sie zu sprechen, Genosse General«, sagte er und machte den Weg frei. Nachdem Kirpitschenko eingetreten war, verließ der Mann den Raum und schloß die Tür.
    Der Erste Stellvertretende Chef des Ersten Hauptdirektorats ging geradeaus durch den langen Raum auf den Mann zu, der am anderen Ende hinter seinem Schreibtisch saß. Wenn Michail Gorbatschow über diese Bitte um ein Gespräch erstaunt war, ließ er sich jedenfalls nichts davon anmerken. Er begrüßte den KGB -General kameradschaftlich, redete ihn beim Vor- und seinem patronymischen Namen an und wartete darauf, was der Besucher zu sagen hatte.
    »Sie haben den Bericht unserer Londoner Residenz über das sogenannte Beweismaterial erhalten, das die Briten der Leiche von Simon Cormack entnommen haben.«
    Es war eine Feststellung, keine Frage. Kirpitschenko wußte, daß der Generalsekretär den Bericht gesehen haben mußte. Er hatte sich die Resultate des Gesprächs

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