Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
in London vorlegen lassen, sobald sie eintrafen. Gorbatschow nickte knapp.
    »Und Sie werden wissen, Genosse Generalsekretär, daß unsere Kollegen vom Militär bestreiten, die Aufnahme zeige einen Gegenstand aus ihren Beständen.«
    Das Raketenprogramm in Baikonur unterstand dem Militär. Wieder ein Nicken. Kirpitschenko hatte den riskanten Schritt getan.
    »Vor vier Monaten habe ich einen Bericht meines Residenten in Belgrad eingereicht, der nach meinem Dafürhalten so wichtig war, daß ich darauf vermerkt habe, der Genosse Vorsitzende möge ihn an Ihr Amt weiterleiten.«
    Gorbatschow wurde steif. Der Offizier vor ihm, obwohl ein sehr hochrangiger Mann, handelte hinter Krjutschkows Rücken. Ich hoffe für Sie, daß es sich um etwas Gravierendes handelt, Genosse General, dachte er. Sein Gesicht ließ keine Gefühle erkennen.
    »Ich hatte erwartet, Instruktionen zu erhalten, daß ich der Sache nachgehen solle. Sie sind ausgeblieben. Darauf habe ich mich gefragt, ob Sie den August-Bericht überhaupt zu sehen bekommen haben – es ist schließlich der Urlaubsmonat …«
    Gorbatschow erinnerte sich an seinen abgebrochenen Urlaub – als diese jüdischen Refuseniks vor sämtlichen westlichen Medien auf einer Moskauer Straße niedergeknüppelt worden waren.
    »Haben Sie eine Kopie dieses Berichts dabei, Genosse General?« fragte er ruhig. Kirpitschenko zog zwei zusammengefaltete Blätter aus seiner inneren Jackentasche. Er trug immer Zivil, da ihm Uniformen verhaßt waren.
    »Vielleicht besteht gar kein Zusammenhang, Genosse Generalsekretär. Ich hoffe es. Aber Koinzidenzen gefallen mir nicht. Ich bin geschult worden, sie nicht gut zu finden …«
    Michail Gorbatschow las den Bericht von Major Kerkorjan aus Belgrad, und seine Stirn runzelte sich vor Verwirrung.
    »Wer sind diese Männer?« fragte er.
    »Fünf amerikanische Industrielle. Der eine, der Miller heißt, ist von uns als ein Ultrakonservativer identifiziert worden, ein Mann, der unser Land und alles, was es symbolisiert, haßt. Der namens Scanlon ist ein Unternehmer, das, was die Amerikaner einen Geschäftemacher nennen. Die anderen drei produzieren hochentwickelte Waffen für das Pentagon. Mit all den technischen Details, die sie in ihren Köpfen haben, hätten sie niemals unser Land besuchen und sich damit der Gefahr eines möglichen Verhörs aussetzen dürfen.
    »Aber sie sind trotzdem gekommen?« fragte Gorbatschow. »Insgeheim, mit einer Militärmaschine? Um in Odessa zu landen?«
    »Das ist die Koinzidenz«, sagte der Spionagechef des KGB . »Ich habe mich bei der Flugsicherung der Luftstreitkräfte erkundigt. Als die Antonow den rumänischen Luftraum verließ und in den Bereich Odessa einflog, änderte sie ihren eigenen Flugplan ab und landete in Baku.«
    »In Aserbaidschan? Was zum Teufel wollten die denn in Aserbaidschan?«
    »In Baku, Genosse Generalsekretär, befindet sich das Hauptquartier des Oberkommandos Süd.«
    »Aber das ist ein hochgeheimer Militärstützpunkt! Was hatten sie dort zu suchen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie verschwanden nach der Landung, verbrachten sechzehn Stunden innerhalb der Basis und flogen mit derselben Maschine zum selben jugoslawischen Luftwaffenstützpunkt zurück. Dann traten sie den Rückflug nach Amerika an. Keine Wildschweinjagd, kein Ferienaufenthalt.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Noch eine letzte Koinzidenz. Am gleichen Tag machte Marschall Koslow einen Inspektionsbesuch im Oberkommando Baku. Rein routinemäßig. So heißt es jedenfalls.«
    Als er gegangen war, nahm Michail Gorbatschow keine Anrufe mehr entgegen und ließ sich durch den Kopf gehen, was er soeben erfahren hatte. Es war schlimm, ganz schlimm, beinahe alles daran. Aber ein Gutes hatte es immerhin. Sein Widersacher, der reaktionäre General, der den KGB befehligte, hatte gerade einen gravierenden Fehler begangen.
    Schlecht sah es nicht nur für die KGB -Spitze am Neuen Platz in Moskau aus, sondern auch für Steve Pyle in seinen komfortablen Direktionsräumen im obersten Geschoß der Bank in Riad. Oberst Easterhouse legte Andy Laings Brief auf den Schreibtisch.
    »Aha«, sagte er.
    »Herrgott, dieser kleine Wichtigtuer könnte uns alle noch in die Bredouille bringen«, jammerte Pyle. »Die Daten im Computer mögen ja anders aussehen, als er behauptet, wenn er aber dabei bleibt, könnte es sein, daß sich die Revisoren im Ministerium die Sache ansehen, genau ansehen wollen. Noch vor dem April. Ich weiß ja, das ist alles von Prinz Abdul persönlich

Weitere Kostenlose Bücher