Der Unterhändler
ab, »achtundvierzig Jahre alt, ehemaliger Kongo-Söldner. Ja, er lebt noch, hier in Deutschland. Er gehört zum persönlichen Stab von Horst Lenzlinger, einem Waffenhändler.«
»Danke, Herr Moritz. Wo finde ich Herrn Lenzlinger?«
»Das ist nicht so einfach. Er hat ein Büro in Bremen, wohnt aber außerhalb von Oldenburg, im Landkreis Ammerland. Er ist wie ich ein sehr zurückgezogen lebender Mann. Aber das ist auch die einzige Ähnlichkeit. Seien Sie gegenüber Lenzlinger auf der Hut, Mr. Quinn. Meine Gewährsleute sagen, trotz seiner achtbaren Fassade sei er noch heute ein Gangster.«
Er gab Quinn beide Adressen.
»Danke Ihnen«, sagte Quinn, während er sie notierte. Dann trat in der Leitung eine betretene Pause ein.
»Noch ein Letztes. Es tut mir leid, aber die Dortmunder Polizei läßt Ihnen bestellen, Sie möchten bitte Dortmund verlassen. Und nicht wiederkommen. Das ist alles.«
Die Nachricht von Quinns Beteiligung an dem, was an einer Straße in Buckinghamshire geschehen war, verbreitete sich. Schon bald würden sich viele Türen vor ihm zu verschließen beginnen.
»Hast du Lust zu fahren?« fragte er Sam, als sie gepackt und das Hotel verlassen hatten.
»Klar. Und wohin?«
»Nach Bremen.« sie schaute auf der Karte nach.
»Mein Gott, das ist ja die halbe Strecke zurück nach Hamburg.«
»Zwei Drittel, genau genommen. Nimm die E 37 Richtung Osnabrück und folge den Hinweisschildern.«
An diesem Abend flog Oberst Easterhouse von Dschiddah nach London ab, wechselte dort die Maschine und flog direkt noch Houston weiter. In der Continental Boeing standen ihm während des Atlantikflugs sämtliche amerikanischen Zeitungen und Nachrichtenmagazine zur Verfügung.
In drei Blättern standen Artikel über dasselbe Thema, und der Tenor war bemerkenswert ähnlich. Bis zu den nächsten Präsidentenwahlen, im November 1992, war es nur noch ein Jahr. Bei einem normalen Gang der Dinge stünde jetzt schon fest, wen die Republikanische Partei ins Rennen schicken würde. Präsident Cormack würde sich konkurrenzlos die Kandidatur für eine zweite Amtszeit sichern.
Doch der Gang der Dinge in den vergangenen sechs Wochen sei nicht normal gewesen, erklärten die Schreiber ihren Lesern, als bedürften sie einer solchen Aufklärung. Dann berichteten sie, der Tod seines Sohnes habe sich auf Präsident Cormack traumatisierend und lähmend ausgewirkt.
Alle drei Artikel enthielten eine Chronik von Beispielen seiner Konzentrationsschwäche, abgesagten Reden und öffentlichen Auftritten in den vergangenen zwei Wochen nach dem Begräbnis auf Nantucket. Einer der Journalisten nannte den Präsidenten den »unsichtbaren Mann«.
Alle drei kamen auch zu einer ähnlichen Schlußfolgerung. Wäre es nicht besser, so fragten sie, wenn der Präsident zugunsten Odells auf sein Amt verzichtete, womit er dem Vizepräsidenten die Möglichkeit geben würde, sich ein Jahr lang einzuarbeiten und auf die Wahl im November 1992 vorzubereiten?
Schließlich, so argumentierte das Nachrichtenmagazin Time, sei ja der Hauptprogrammpunkt von Cormacks Außen-, Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik, die radikale Kürzung des Verteidigungshaushalts um 100 Milliarden Dollar gegen eine entsprechende Reduzierung seitens der Ud SSR , bereits jetzt schon gestorben.
»Mit dem Bauch nach oben im Wasser treibend«, mit dieser Metapher beschrieb Newsweek die Chance, daß der Vertrag nach der Weihnachtspause vom Kongreß ratifiziert werden könnte.
Easterhouse landete kurz vor Mitternacht in Houston, nachdem er zwölf Stunden in der Luft und zwei in London verbracht hatte. Die Schlagzeilen der Blätter am Zeitungskiosk im Houston Airport waren unverblümter – Michael Odell war Texaner und wäre, wenn er an Cormacks Stelle träte, der erste texanische Präsident seit Johnson.
Die Besprechung mit der Alamo-Gruppe war für den übernächsten Tag im Pan Global Building angesetzt. Ein Wagen des Unternehmens brachte Easterhouse ins Remington, wo eine Suite für ihn reserviert worden war. Ehe er sich aufs Ohr legte, hörte er noch eine Zusammenfassung aktueller Nachrichten. Wieder wurde die Frage gestellt.
Der Oberst war nicht über den Travis-Plan unterrichtet worden. Er brauchte nichts davon zu wissen. Aber er wußte doch, daß ein Wechsel in der Präsidentschaft das letzte Hemmnis beseitigen würde, daß all seine Mühen sich gelohnt hätten, wenn ein neuer Präsident bereit wäre, Riad und die Ölfelder bei Hasa durch Einheiten der Schnellen
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