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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Stahltor und auf die Straße. Sie kamen unter der Eiche vorbei, wo Quinn auf einem Ast lag.
    Quinn rechnete mit vier, vielleicht fünf Leibwächtern. Der Fahrer sah nach einem aus, bei dem Kleiderschrank war der Fall klar. Damit bleiben noch der Hundeführer und vermutlich ein vierter innerhalb des Hauses. Bernhardt?
    Das Nervenzentrum der Sicherheitsanlagen war anscheinend ein Raum im Erdgeschoß dort, wo der Flügel mit den Unterkünften des Personals an das Haupthaus stieß. Der Hundeführer betrat ihn mehrmals und verließ ihn wieder, wobei er eine kleine Tür benutzte, die direkt zu den Rasenflächen führte. Quinn vermutete, daß der Mann, der nachts Wache hielt, die Flutlichter, die TV -Kameras und die Wachhunde von innen steuern konnte. Als es Mittag wurde, hatte sich Quinn seinen Plan zurechtgelegt, stieg von der Eiche herunter und fuhr nach Oldenburg zurück.
    Er und Sam verbrachten den Nachmittag mit Einkäufen. Er nahm sich einen Mietwagen und kaufte verschiedenes Werkzeug, sie erstand Dinge anhand einer Liste, die er ihr gegeben hatte.
    »Kann ich mitkommen?« fragte sie. »Ich könnte außen warten.«
    »Nein. Ein Fahrzeug auf dieser Landstraße mitten in der Nacht ist schon schlimm genug. Zwei sind ein Verkehrsstau. Halte dich bereit, wenn ich zurückkomme, mehr nicht. Es könnte sein, daß alles ganz schnell gehen muß.«
    Um 2   Uhr morgens war er an der Mauer. Er fuhr sein Fahrzeug, einen Transporter mit hohem Kastenaufbau, so dicht hin, daß er dar-übersehen konnte, wenn er auf dem Dach stand. Für neugierige Augen war an der Seite des Fahrzeugs das Emblem einer Fernsehantennenfirma, verfertigt aus Kreppband. Es lieferte auch eine Erklärung für die ausziehbare Aluminiumleiter, die an dem Dachgepäckträger befestigt war.
    Als er über die Mauer blickte, sah er im Mondlicht die entlaubten Bäume im Park, die Rasenflächen, die auf das Haus zuliefen und einen schwachen Lichtschein, der aus dem Kontrollraum des Wächters drang.
    Das Objekt, das er für sein Ablenkungsmanöver ausgewählt hatte, war ein einzeln stehender Baum im Park, nur zweieinhalb Meter von der Mauer entfernt. Er stellte sich auf das Dach des Transporters und schwang das Kunststoffkästchen am Ende der Angelschnur mehrmals im Kreis herum. Als es genug Schwung hatte, ließ er mit der einen Hand die Schnur los. Das Kästchen beschrieb eine leicht geschwungene Parabel, flog zwischen die Äste des Baumes und fiel ein Stück weit in Richtung auf den Boden. Quinn gab soviel Schnur aus, daß das Kästchen gut zwei Meter über dem Rasen des Parks baumelte. Dann befestigte er das Ende der Schnur an einem Ast des Baumes.
    Er ließ den Motor an und den Transporter leise 90   Meter an der Mauer entlang bis zu einer Stelle gegenüber dem Kontrollraum des Wächters rollen. Der Transporter hatte inzwischen stählerne Halter an einer Seite, was später am Vormittag bei der Leihfirma Verblüffung auslösen sollte. Quinn hängte daran die Leiter ein, so daß sie hoch über die Mauer ragte. Von der obersten Sprosse aus konnte er in den Park hinabspringen, ohne den rasiermesserscharfen Sicherungs- und den elektrischen Alarmdraht zu berühren. Er stieg die Leiter hoch, befestigte sein Fluchtseil an der obersten Sprosse und wartete. Er sah, wie der Schatten eines Dobermanns durch eine vom Mond beschienene kleine Fläche im Park huschte.
    Die Geräusche, die er verursachte, waren so leise, daß er sie nicht hören konnte, aber die Hunde hörten sie. Er sah, wie einer stehenblieb, verharrte, horchte und dann auf die Stelle zuraste, wo das schwarze Kästchen an seiner Nylonschnur von einem Ast baumelte. Der andere Dobermann folgte wenige Sekunden später. Zwei Kameras oben an der Hauswand drehten sich in ihre Richtung. Die Hunde kamen nicht zurück.
    Nach fünf Minuten ging die kleine Tür auf, und ein Mann war zu sehen. Nicht der Hundeführer vom vergangenen Morgen, sondern der Wächter, der Nachtdienst hatte.
    »Lothar, Wotan, was ist denn los?« rief er leise. Jetzt hörten er und Quinn, wie die Dobermänner irgendwo zwischen den Bäumen knurrten und die Zähne fletschten. Der Mann ging wieder hinein, blickte auf seine Monitoren, sah aber nichts. Dann erschien er mit einer Taschenlampe, zog einen Revolver und ging den Hunden nach. Die Tür ließ er unverschlossen.
    Quinn sprang wie ein Schatten von der Leiter über die Mauer, vier Meter tief. Er traf wie ein Fallschirmjäger mit einer Rolle vorwärts auf, erhob sich, rannte zwischen den Bäumen

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