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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Seit Assen ist viel Zeit vergangen.«
    »Vierzehn Jahre«, bestätigte Quinn, während sie einander die Hand gaben und er Sam vorstellte. Er ließ ihre FBI -Zugehörigkeit unerwähnt. Sie hatte im Königreich der Niederlande natürlich keine Befugnisse, und sie hielten sich hier inoffiziell auf. Papa de Groot bestellte Kaffee – es war noch kurz nach der Frühstückszeit – und erkundigte sich, was sie in seine Stadt geführt habe.
    »Ich suche einen Mann«, sagte Quinn, »und nehme an, daß er möglicherweise in Holland lebt.«
    »Ein alter Freund vielleicht? Jemand aus den alten Zeiten?«
    »Nein, ich bin ihm nie begegnet.«
    De Groots blinzelnde Augen sahen nicht unfreundlicher drein, aber er rührte etwas langsamer in seiner Tasse Kaffee.
    »Ich habe gehöt, daß Sie bei Lloyd’s ausgeschieden sind«, sagte er.
    »Stimmt«, sagte Quinn. »Meine Freundin und ich wollen nur ein paar Freunden eine Gefälligkeit erweisen.«
    »Verschollene Leute aufspüren?« fragte de Groot. »Ein neuer Anfang für Sie. Nun, wie heißt der Betreffende und wo lebt er?«
    De Groot war Quinn einen Gefallen schuldig. Im Mai 1977 hatte eine Gruppe fanatischer Südmolukker, die einen eigenen Staat in ihrer alten Heimat im ehemaligen Niederländisch-Indien forderten, die Öffentlichkeit dadurch auf ihr, Anliegen aufmerksam machen wollen, daß sie einen Zug und eine Schule in der Nähe von Assen, einer Kleinstadt nahe der Grenze der Provinz Groningen, kaperten. In dem Zug befanden sich vierundfünfzig Fahrgäste, in der Schule hundert Kinder. Diese Situation war etwas Neues für Holland, das damals noch nicht über geschulte Geiselbefreiungsteams verfügte.
    Quinn war seinerzeit in seinem ersten Jahr bei der Lloyd’s-Tochterfirma gewesen, die sich auf solche Probleme spezialisierte. Er wurde als Berater entsandt, zusammen mit zwei verbindlichen Sergeants vom britischen SAS , Londons offizieller Beitrag.
    De Groot hatte das Kommando über die lokale Polizei gehabt; die SAS -Männer arbeiteten mit der niederländischen Armee zusammen.
    De Groot hatte dem hageren Amerikaner zugehört, der die Motive der Gewalttäter in dem Zug und in der Schule zu verstehen schien, und beschrieb, was vermutlich geschehen würde, wenn das Militär zum Angriff überginge und die Terroristen das Feuer eröffneten. De Groot wies seine Männer an, die Vorschläge des Amerikaners zu befolgen. Der Zug und auch die Schule wurden dann schließlich doch gestürmt; bei dem Schußwechsel starben sechs Terroristen und zwei Fahrgäste. Soldaten oder Polizisten kamen nicht um.
    »Er heißt Pretorius, Janni Pretorius«, sagte Quinn. De Groot spitzte die Lippen.
    »Kein sehr verbreiteter Name bei uns«, sagte er. »Vielleicht hilft das Telefonbuch weiter – falls er drinsteht. Wissen Sie, in welcher Stadt oder in welchem Dorf er lebt?«
    »Nein. Aber er ist kein Holländer. Er ist gebürtiger Südafrikaner, und es kann sein, daß er nie eingebürgert wurde.«
    »Dann gibt es eine Schwierigkeit«, sagte de Groot. »Wir haben kein Zentralregister mit allen in Holland lebenden ausländischen Staatsbürgern. Wegen der Bürgerrechte, verstehen Sie.«
    »Er ist ein ehemaliger Kongo-Söldner. Ich hätte gedacht, eine solche Vergangenheit und dazu der Umstand, daß er aus einem Land stammt, dem die Niederlande nicht sehr gewogen sind, müßte ihm irgendwo in einem Register zu einer Karteikarte verhelfen.«
    De Groot schüttelte den Kopf.
    »Nicht unbedingt. Wenn er sich illegal hier aufhält, gibt es keine Akte über ihn, sonst hätten wir ihn wegen illegaler Einreise ausgewiesen. Ist er legal hier, müßte bei der Einreise eine Karte angelegt worden sein, aber danach konnte er sich frei und unbehindert bewegen, falls er nicht gegen niederländische Gesetzte verstoßen hat. Das gehört zu unseren Bürgerrechten.«
    Quinn nickte. Er wußte, wie besessen die Holländer von ihren Bürgerrechten waren. Für den gesetzestreuen Bürger waren sie zwar sehr vorteilhaft, aber sie machten auch den bösartigen und schmutzigen Elementen das Leben höchst angenehm. Deswegen war ja das schöne alte Amsterdam zur europäischen Kapitale für Drogenhändler, Terroristen und Produzenten von Kinderpornofilmen geworden.
    »Wie könnte ein solcher Typ ins Land kommen und eine Aufenthaltsgenehmigung für Holland bekommen?« fragte er.
    »Nun ja, er bekäme sie, wenn er eine Holländerin heiratete. Das würde ihm sogar den Anspruch auf Einbürgerung verschaffen. Dann könnte er einfach

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