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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Alamo-Gruppe.
    Sie saßen im geräumigen Arbeitszimmer von Cyrus V . Miller im obersten Stock des Pan Global Building im Zentrum von Houston.
    »Das eine halbe Milliarde teure Stadion, überdacht mit einer zweihundert Meter breiten Acrylkuppel, ist fertiggestellt, dem Zeitplan voraus. Die andere halbe Milliarde, die dieses Spektakel der Selbstverherrlichung kosten soll, wird für Speisen, Schmuck, neue Hotelbauten und Gästevillen für die Staatsmänner der Welt und für die Veranstaltung ausgegeben werden.
    Sieben Tage vor dem Prunkfest, ehe die erwarteten fünfzigtausend Gäste aus dem Ausland eintreffen, wird eine Generalprobe abgehalten. Den Höhepunkt des vierstündigen Programms wird die Erstürmung eines maßstabgetreuen Nachbaus der Festung Musmak bilden, wie sie im Jahr 1902 aussah. Hollywoods geschickteste Bühnenbildner werden das Bauwerk errichten. Die ›Verteidiger‹ werden von der Königlichen Garde gestellt und die türkische Kleidung jener Zeit tragen. Die ›Angreifer‹ werden von einer fünfzig Mann starken Gruppe jüngerer Prinzen des Hauses dargestellt, alle zu Pferde, und angeführt von einem jungen Verwandten des Königs, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Scheich Abdul Asis damals, im Jahre 1902, hat.«
    »Schön«, sagte Scanlon im breiten Südstaaten-Idiom, »Wunderbar, das Lokalkolorit. Und wie steht’s mit dem Putsch?«
    »Das ist die Stunde des Putsches«, sagte der Oberst. »Am Abend der Generalprobe, in diesem Stadion. Das Publikum wird nur aus den obersten sechshundert Mitgliedern des Königlichen Hauses, angeführt vom Herrscher persönlich, bestehen. Alle werden Väter, Onkel, Mütter und Tanten der Teilnehmer sein. Alle werden dicht an dicht in der ›Royal Enclosure‹ sitzen. Wenn die letzten Teilnehmer an der Vorführung das Stadion verlassen, werde ich per Computer die Ausgangstore verschließen. Die Eingangstore öffnen sich, um die fünfzig Reiter hereinzulassen. Niemand außer mir weiß, daß ihnen zehn Lastwagen, getarnt als Armeefahrzeuge, in scharfem Tempo folgen und in der Nähe der Eingangstore warten werden. Diese Tore bleiben offen, bis der letzte Lastwagen hineingefahren ist, und werden dann per Computer geschlossen. Danach kommt keiner mehr raus.
    Die Attentäter springen von den Lastwagen herab, rennen auf die ›Royal Enclosure‹ zu und beginnen zu feuern. Nur eine einzige Gruppe bleibt in der Arena selbst, um die fünfzig Prinzen und die Verteidiger der nachgebauten Festung zu erledigen, die alle nur mit Platzpatronen bewaffnet sind.
    Die fünfhundert Angehörigen der Königlichen Garde rings um die ›Royal Enclosure‹ werden versuchen, ihre Schützlinge zu verteidigen. Aber ihre Munition wird defekt sein. In den meisten Fällen wird sie in den Magazinen explodieren und den Mann töten, der die Waffe hält. In anderen Fällen werden die Waffen klemmen. Die Vernichtung des königlichen Hauses wird ungefähr vierzig Minuten in Anspruch nehmen. Jede Phase wird von den Videokameras aufgenommen, und über das saudiarabische Fernsehen werden die meisten Golfstaaten das Spektakel miterleben.«
    »Wie wollen Sie die Königliche Garde dazu bringen, daß sie sich mit anderer Munition ausrüsten läßt?« fragte Moir.
    »In Saudi-Arabien sind sie wie besessen, was die Sicherheit betrifft«, antwortete der Oberst, »und gerade deswegen wird das Verfahren laufend willkürlich geändert. Solange die Unterschrift unter einem Befehl echt wirkt, wird er befolgt. Der betreffende Befehl ist in einem Dokument enthalten, dessen Wortlaut ich über der echten Signatur des Innenministers verfaßt habe. Es handelt sich um eine Blankounterschrift auf einem Blatt Papier. Wie ich dazu gekommen bin, tut nichts zur Sache. Generalmajor Al-Schakri aus Ägypten untersteht das Arsenal. Er wird die defekte Munition liefern; später erhält dann Ägypten saudiarabisches Öl zu einem Preis, den sich das Land leisten kann.«
    »Und die reguläre Armee?« fragte Salkin. »Das sind fünfzigtausend Soldaten.«
    »Ja, aber sie befinden sich nicht alle in Riad. Die Einheiten der Garnison werden in hundert Meilen Entfernung an Manövern teilnehmen und sollen eigentlich am Tag vor der Generalprobe nach Riad zurückkehren. Die Fahrzeuge der Armee werden von Palästinensern gewartet, Angehörigen des immensen ausländischen Kontingents von Technikern, die im Land sind, um Ausgaben auszuführen, zu denen die Saudis selbst nicht imstande sind. Sie werden die Fahrzeuge fahruntüchtig machen und die

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