Der Unterhändler
neuntausend Soldaten aus Riad in der Wüste festhalten.«
»Was bekommen die Palästinenser dafür?«
»Die Chance, eingebürgert zu werden«, erwiderte Easterhouse. »Obwohl die technische Infrastruktur Saudi-Arabiens auf die Viertelmillion Palästinenser angewiesen ist, die auf allen Ebenen beschäftigt werden, wird ihnen konsequent die Nationalisierung verweigert. Mögen sie dem Land noch so loyal dienen, sie bleibt ihnen versagt. Doch unter dem Regime nach der Beseitigung des Imam könnten sie sie erlangen, sobald sie sich ein halbes Jahr lang im Land aufgehalten haben. Allein diese Maßnahme wird schließlich aus der Westbank, dem Gaza-Streifen, Jordanien und dem Libanon eine Million Palästinenser abziehen, die sich in ihrer neuen Heimat südlich des Nefud ansiedeln und dem Norden des Nahen Ostens Frieden bringen werden.«
»Und nach dem Massaker?« fragte Cyrus V . Miller unverblümt. Er hatte keine Zeit für Euphemismen.
»Während der Schlußphase des Feuergefechts wird das Stadion in Brand geraten«, sagte Oberst Easterhouse verbindlich. »Dafür ist gesorgt. Die Flammen werden rasch das ganze Bauwerk erfassen und beseitigen, was vom Königlichen Haus und den Attentätern übrig geblieben ist. Die Kameras werden laufen, bis sie durch die Hitze schmelzen, und der Imam selbst wird alles auf dem Fernsehschirm miterleben.«
»Was wird er dazu sagen?« erkundigte sich Moir.
»Dinge, die dem ganzen Nahen Osten und dem Westen Furcht und Schrecken einjagen werden. Im Unterschied zu dem verstorbenen Khomeini, der immer sehr leise sprach, hält dieser Mann Brandreden. Wenn er spricht, reißt es ihn fort, denn er predigt die Botschaft Allahs und Mohammeds und will, daß er gehört wird.«
Miller nickte verständnisvoll. Auch er war ja der Überzeugung, Gottes Sprachrohr zu sein.
»Wenn er dann alle weltlichen und sunnitischen Regime an Saudi-Arabiens Grenzen mit ihrer unmittelbar bevorstehenden Vernichtung bedroht, wenn er erklärt, daß er die gesamten Tageseinnahmen von 450 Millionen Dollar dem Heiligen Terror dienstbar machen und die Ölfelder bei Hasa zerstören wird, falls man ihm in den Weg tritt, wird jedes arabische Land, Königreich, Emirat, Scheichtum oder Republik, von Omam bis Süden bis zur türkischen Grenze im Norden, den Westen um Hilfe bitten. Und das bedeutet Amerika.«
»Was haben Sie über diesen prowestlichen Saudi-Prinzen zu sagen, der ihn verdrängen soll?« fragte Cobb. »Wenn er versagt …?«
»Das wird er nicht«, sagte der Oberst mit Bestimmtheit. »So wie die Lastwagen der Armee und die Jagdbomber der Luftwaffe nicht einsatzfähig waren, als sie das Massaker vielleicht hätten verhindern können, werden sie rechtzeitig bereitstehen, um dem Aufruf des Prinzen zu folgen. Dafür werden die Palästinenser sorgen.
Prinz Khalidi ben Sudairi wird auf dem Weg zur Generalprobe einen kurzen Besuch bei mir machen. Er wird einen Drink zu sich nehmen – das steht außer Frage, er ist Alkoholiker. Dem Getränk wird ein Betäubungsmittel beigemischt sein. Dann halten ihn meine zwei jemenitischen Diener drei Tage im Keller fest. Dort wird ein Videoband von ihm aufgenommen, und er bespricht ein Tonband – daß er am Leben, der rechtmäßige Nachfolger seines Onkels ist und an die Amerikaner appelliert, die Legitimität wiederherzustellen. Achten Sie auf den Ausdruck, meine Herren; die USA werden nicht angreifen, um einen Gegenputsch zu inszenieren, sondern um die Legitimität wiederherzustellen, mit voller Unterstützung der arabischen Welt.
Dann übergebe ich den Prinzen der Obhut der amerikanischen Botschaft, wodurch die USA in die Sache hineingezogen werden, ob sie es wollen oder nicht, da die Botschaft sich gegen randalierende Schiitenhorden verteidigen muß, die den Prinzen in ihre Gewalt bekommen wollen. Die Religiöse Polizei, die Armee und die Bevölkerung brauchen dann nur noch ein auslösendes Ereignis, um über die schiitischen Usurpatoren herzufallen und sie bis auf den letzten Mann niederzumachen. Dieses Ereignis wird das Eintreffen der ersten amerikanischen Luftlandetruppen sein.«
»Und was kommt nachher, Oberst?« fragte Miller langsam. »Werden wir bekommen, was wir brauchen – das Erdöl?«
»Wir werden alles bekommen, was wir brauchen, meine Herren. Die Palästinenser bekommen ein Heimatland, die Ägypter ein ausreichendes Ölkontingent, um ihre Massen zu ernähren. Uncle Sam bekommt die Kontrolle über die saudiarabischen und kuwaitischen Reserven und damit über
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