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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Uhr vor dem Eingang stehen werde.
    Das Hotel war zu zwei Dritteln leer, und man hatte ihnen ein großes Doppelzimmer nach vorne hinaus, mit Blick auf den Fluß gegeben. Der kurze Nachmittag ging schon in den Abend über, der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben, die große, graue Masse des Rheins strömte unten vorüber, dem Meer entgegen. Quinn setzte sich in einen Lehnsessel im Erker und schaute hinaus.
    »Ich könnte Kevin Brown anrufen«, sagte Sam, »und ihm sagen, was wir entdeckt haben.«
    »Das würde ich nicht tun«, sagte Quinn.
    »Er wird stinksauer sein.«
    »Schön, dann erzähl ihm halt, daß wir einen Kidnapper gefunden und ihn oben auf einem Riesenrad mit einer Kugel im Schädel zurückgelassen haben. Erzähl ihm, daß du durch Belgien, Deutschland und Holland eine illegale Waffe geschleppt hast. Willst du das alles über eine Leitung sagen, die nicht abhörsicher ist?«
    »Okay, okay. Dann mache ich mir wenigstens ein paar Notizen.«
    »Ja, tu das«, sagte Quinn.
    Sie durchsuchte die Minibar, fand eine kleine Flasche Rotwein und brachte ihm ein Glas. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch und begann auf Briefpapier des Hotels zu schreiben.
    Drei Meilen stromaufwärts erkannte Quinn in der einbrechenden Dunkelheit schwach die großen, schwarzen Träger der Brücke von Arnheim, der »Brücke, die nicht mehr zu erreichen war«, wo im September 1944 Oberst John Frost und eine Handvoll englischer Fallschirmjäger gefallen waren, nachdem sie vier Tage lang versucht hatten, mit Repetiergewehren und Sten-Maschinenpistolen SS -Panzer abzuwehren, während sich das 30. Korps vom Süden herankämpfte, um sie am Nordende der Brücke zu entsetzen. Quinn hob das Glas hin zu den fernen Brückenträgern, die in den Regenhimmel ragten.
    Sam bemerkte die Geste und kam ans Fenster. Sie blickte auf die Uferpromenade hinab.
    »Siehst du Leute, die du kennst?« fragte sie.
    »Nein«, sagte Quinn. »Sie sind heimgegangen.«
    Sie verdrehte den Hals, um die Straße entlang zu sehen.
    »Ich sehe niemanden.«
    »Es ist schon lange her.«
    Sie runzelte verwirrt die Stirn.
    »Sie sind ein rätselhafter Mann, Mr.   Quinn. Was ist das, was Sie sehen können, ich aber nicht?«
    »Nicht sehr viel«, sagte Quinn und stand auf. »Und nichts davon gibt viel Anlaß zu Hoffnung. Gehn wir und schaun uns an, was der Speisesaal zu bieten hat.«
    Der Ascona war pünktlich um 8   Uhr morgens vor dem Hotel, zusammen mit dem freundlichen Sergeant und einer motorisierten Eskorte aus zwei Polizisten.
    »Wohin geht’s, Mr.   Quinn?« fragte der Sergeant.
    »Nach Vlissingen«, antwortete Quinn zu Sams Überraschung. »Dort nehmen wir die Fähre.«
    »Gut«, sagte der Sergeant. »Ich wünsche Ihnen eine schöne Reise. Meine Kollegen werden Sie zur Autobahn geleiten.«
    An der Auffahrt zur Autobahn blieben die motorisierten Polizisten zurück und sahen dem Opel nach, wie er entschwand. Quinn hatte wieder das gleiche Gefühl wie damals in Dortmund.
    General Zwi ben Scha’ul saß an seinem Schreibtisch, blickte von dem Bericht hoch und die beiden Männer vor ihm an. Der eine leitete die Abteilung des Mossad, die für Saudi-Arabien und die ganze Arabische Halbinsel von der irakischen Grenze im Norden bis zu den Küsten des Südjemen zuständig war. Es war eine begrenzte Domäne. Der Aufgabenbereich des anderen Mannes kannte keine Grenzen und war in seiner Art noch wichtiger, insbesondere für Israels Sicherheit. Er umfaßte alle Palästinenser, wo sie sich auch aufhalten mochten. Von ihm stammte der Bericht, der auf dem Schreibtisch des Direktors lag.
    Manche dieser Palästinenser hätten nur zu gern gewußt, wo diese Besprechung stattfand. Wie viele andere Neugierige, darunter auch einige ausländische Regierungen, vermuteten die Palästinenser noch immer die Zentrale des Mossad in den nördlichen Vorstädten von Tel Aviv. Doch seit 1988 residierte der Geheimdienst in einem großen, modernen Bau mitten im Zentrum von Tel Aviv, um eine Ecke von der Rechow Schlomo Ha’melech (König-Salomon-Straße) und nahe dem Gebäude, das den AMAN , den militärischen Nachrichtendienst, beherbergte.
    »Können Sie noch mehr rauskriegen?« fragte der General den Palästinenser-Experten, David Gur Arieh. Der Mann grinste achselzuckend.
    »Immer, wollen Sie noch mehr, Zwi. Mein Gewährsmann ist in einer untergeordneten Position, ein Techniker in den Werkstätten für die Fahrzeuge der saudiarabischen Armee. Das ist alles, was er erfahren hat. Die Armee soll

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