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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Der Schwachkopf hatte entgegen den Befehlen das Haus verlassen und das Zeug gekauft.«
    Quinn erinnerte sich an das Gebrüll, das er von oben gehört hatte, als die Söldner sich zusammensetzten, um die Diamanten zu untersuchen. Er hatte – damals – gedacht, es gehe um die Steine.
    »Warum hat er das getan?« fragte Quinn.
    »Er hat gesagt, der Junge hätte geklagt, daß er friert. Er hätte gedacht, es wär’ ja nichts dabei, und so ist er nach East Grinstead marschiert, in ein Campinggeschäft gegangen und hat dort die Sachen gekauft. Ich war wütend, weil er kein Englisch spricht und alle Leute auf sich aufmerksam macht, so, wie der Typ aussieht.«
    »So, die Sachen wurden in deiner Abwesenheit gekauft«, sagte Quinn. »Na schön, wie sieht er aus, dieser Orsini?«
    »Ungefähr dreiundreißig, ein Profi, aber ohne Kriegserfahrung. Sehr dunkle Haut, schwarze Augen. An einer Wange eine Narbe von einem Messerstich.«
    »Warum hast du ihn angeheuert?«
    »Das war nicht ich. Ich habe mich mit dem ›großen Paul‹ und mit Janni in Verbindung gesetzt, weil ich sie von damals her kannte und wir Kontakt gehalten haben. Den Korsen hat mir der Dicke aufgedrängt. Jetzt hab’ ich gehört, daß Janni tot und der ›große Paul‹ verschwunden ist.«
    »Und warum hast du mich treffen wollen?« fragte Quinn. »Was erwartest du dir von mir?«
    Zack beugte sich nach vorne und packte Quinns Unterarm.
    »Ich will raus«, sagte er. »Wenn du zu den Leuten gehörst, die mich reingelegt haben, sag ihnen, sie können die Jagd auf mich abblasen.
    Ich werde nie, niemals aussagen. Gegenüber der Polente schon auf gar keinen Fall. Also kann ihnen gar nichts passieren.«
    »Aber ich gehöre nicht zu ihnen«, sagte Quinn.
    »Dann sag deinen Leuten, daß ich den Jungen nicht umgebracht hab’«, sagte Zack. »Das hat nie zu der Abmachung gehört. Ich schwör’ bei meinem Leben, ich wollte auf keinen Fall, daß der Junge umkommt.«
    Wenn Nigel Cramer oder Kevin Brown dich zu fassen bekommen, dachte Quinn, dann wirst du dein Leben hinter Gittern verbringen, entweder als Gast Ihrer Majestät oder von Onkel Sam.
    »Noch ein paar letzte Fragen, Zack. Die Diamanten. Wenn du um Milde bitten willst, gib lieber erst mal die Steine zurück. Hast du sie versilbert?«
    »Nein«, sagte Zack rasch. »Nicht die Spur. Sie sind hier. Jeder einzelne Scheißdiamant.«
    Er griff mit einer Hand unter den Tisch und legte ein gefülltes Leinensäckchen auf die Platte. Sam bekam große Augen.
    »Dieser Orsini«, fragte Quinn mit unbewegtem Gesicht, »wo ist der jetzt?«
    »Weiß der Himmel. Vermutlich wieder auf Korsika. Dorther kam er vor zehn Jahren, um sich Gangs in Marseille, Nizza und später in Paris anzuschließen. Das ist alles, was ich aus ihm rausgebracht habe. Ja, und er stammt aus einem Dorf namens Castelblanc.«
    Quinn stand auf, nahm das Leinensäckchen an sich und blickte auf Zack hinunter.
    »Du steckst schön in der Scheiße, Mann. Bis zu den Ohren. Ich werde mit den Verantwortlichen sprechen. Vielleicht akzeptieren sie, daß du als Kronzeuge auftrittst. Selbst dafür ist die Chance allerdings minimal. Aber ich werde ihnen sagen, daß du Hintermänner hattest und die ihrerseits wieder Hintermänner. Wenn sie das glauben und du alles ausspuckst, lassen sie dich vielleicht am Leben. Die andern, für die du gearbeitet hast … keine Chance.«
    Er wandte sich zum Gehen. Sam stand auf, um ihm zu folgen. Als wollte er hinter dem Amerikaner Schutz suchen, stand Zack ebenfalls auf, und sie gingen auf die Tür zu. Quinn blieb noch einmal stehen.
    »Eine letzte Frage. Wieso der Name Zack?«
    Er wußte, daß während Simon Cormacks Gefangenschaft Psychiater und Kodeknacker sich über den Namen den Kopf zerbrochen und darin nach einem möglichen Hinweis auf die wirkliche Identität des Mannes gesucht hatten, der ihn sich zugelegt hatte. Sie hatten es mit Variationen von Zachary, Zachariah versucht und nach Verwandten von bekannten Verbrechern gefahndet, die solche Namen hatten.
    »Eigentlich war es ZAK «, sagte Zack. »Die Buchstabenkombination auf dem Nummernschild des ersten Wagens, den ich besaß.«
    Quinn zog eine Augenbraue hoch. Die Psychiatrie und ihre Künste! Er trat ins Freie. Zack war hinter ihm. Sam befand sich noch unter dem Türrahmen, als der Gewehrschuß die Stille der Seitenstraße zerriß.
    Quinn sah weder das Auto noch den Schützen. Aber er hörte das unverkennbare Geräusch einer Kugel, die an seinem Gesicht vorbei-pfiff und es mit

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