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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einem kühlen Lufthauch streifte. Die Kugel verfehlte sein Ohr um einen guten Zentimeter, nicht jedoch Zack. Sie traf den Söldner am Halsansatz.
    Quinns geübte Reaktionen retteten ihm das Leben. Es verschaffte ihm einen Vorteil, daß er dieses Geräusch kannte. Zacks Körper wurde gegen den Türpfosten geschleudert und durch den Abprall nach vorne gerissen. Quinn war im Türrahmen, ehe Zacks Knie einzuknicken begannen. Während der Sekunde, in der der Körper des Söldners noch aufrecht stand, diente er als Schild zwischen Quinn und dem dreißig Yards weit weg geparkten Wagen.
    Quinn ließ sich nach hinten in den Eingang fallen, drehte sich dabei, packte Sam und riß sie mit sich auf den Boden, alles in einer einzigen Bewegung. Als sie auf den schmutzigen Fliesen landeten, zischte ein zweite Kugel über ihnen durch die sich schließende Tür und fetzte Gips von der Seitenwand des Cafés. Dann ging die Tür unter dem Druck der Feder zu.
    Quinn kroch geschwind auf Ellenbogen und Zehen, Sam hinter sich her ziehend, über den Boden der Kneipe. Der Wagen kam näher herangefahren, um den Schußwinkel zu verbessern, und ein Hagel von Kugeln zertrümmerte das Spiegelglasfenster und durchsiebte die Tür. Der Wirt, vermutlich Hugo, war langsamer. Er stand mit offenem Mund hinter seiner Theke, bis ein Schauer von Splittern – sein zerschossener Flaschenvorrat – ihn auf dem Boden Schutz suchen ließ.
    Das Schießen hörte auf – Magazinwechsel. Quinn sprang auf und raste, mit der linken Hand noch immer Sam am Handgelenk haltend, während die rechte das Säckchen mit den Diamanten umklammerte, auf den Hinterausgang zu. Die Tür hinter der Theke führte auf einen Korridor, mit den Toiletten rechts und links. Geradeaus war eine schmutzstarrende Küche. Quinn stürmte durch die Küche, stieß mit einem Fußtritt die Tür am anderen Ende auf, und sie landeten auf einem Hinterhof.
    Dort waren Kisten mit Bierflaschen aufgestapelt, die auf den Abtransport warteten. Quinn und Sam benutzten sie als Stufen, kletterten über die hintere Mauer des Hofes und sprangen in einen zweiten Hinterhof hinab, der zu einer Metzgerei an der Parallelstraße, der Passage de Gatbois, gehörte. Drei Sekunden später waren sie auf der Straße. Zum Glück stand dreißig Yards weiter vorne ein Taxi. Hinten stieg eine alte Dame unsicher aus und griff im Aussteigen in ihre Tasche, um Kleingeld herauszuholen. Quinn war als erster dort, hob die Dame auf den Gehsteig und sagte zu ihr: » C ’est payé, madame.«
    Sam am Handgelenk fassend, schwang er sich auf den Rücksitz des Taxis, warf das Leinensäckchen auf den Sitz, zog ein Bündel Geldscheine heraus und hielt sie dem Fahrer unter die Nase.
    »Schnell hier weg«, sagte er. »Der Ehemann meiner Kleinen ist gerade mit ein paar angeheuerten Knochenbrechern aufgetaucht.«
    Marcel Dupont war ein alter Mann mit einem Schnauzbart wie ein Walroß, der seit fünfundvierzig Jahren mit seinem Taxi auf den Straßen von Paris unterwegs war. Vorher hatte er bei den Einheiten des Freien Frankreich mitgekämpft. Er war zu seiner Zeit auch ein paarmal getürmt, gerade noch rechtzeitig, ehe aufgeräumt wurde. Er war auch ein richtiger Franzose, und die junge Blondine, die da in sein Taxi gezerrt wurde, hatte so einiges zu bieten. Und dann war er auch ein Pariser und wußte einen dicken Packen Geldscheine zu würdigen. Es war lange her, daß Amerikaner Zehn-Dollar-Trinkgelder gegeben hatten. Wenn sie heutzutage nach Paris kamen, bestand anscheinend ihr ganzes Tagesbudget aus zehn Dollar. Er hinterließ rauchende Reifenspuren, als er durch die Passage raste und in die Avenue Daumesnil einbog.
    Quinn griff über Sam hinüber und wollte mit einem kräftigen Ruck die hin und her schwingende Tür schließen. Sie traf auf irgendein Hindernis und schloß erst beim zweiten Mal. Sam saß zurückgelehnt da, kalkweiß im Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf die Krokodilledertasche von Harrods, an der sie so sehr hing. Die Wucht, mit der die Tür zugeschlagen worden war, hatte den Rahmen unten zertrümmert und die Nähte platzen lassen. Sie untersuchte den Schaden und runzelte vor Verwirrung die Stirn.
    »Quinn, was zum Teufel ist denn das?«
    Dieses »das« war das herausragende Ende einer Batterie, schwarz und orange und dünn wie eine Münze, wie sie für Polaroid-Kameras verwendet wird. Quinn schlitzte mit seinem Taschenmesser den Rest der Naht unten an der Handtasche auf, wobei sich zeigte, daß die Batterie mit zwei anderen

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