Der Unterhändler
gegeben. In London.«
Der Volvo war, was Quinn nicht wußte, bereits außerhalb von London entdeckt worden. Die bezahlte Parkzeit in einem Parkhaus am Londoner Flughafen Heathrow war abgelaufen gewesen. Nachdem die Söldner am Vormittag der Mordtat Buckingham durchquert hatten, waren sie wieder in Richtung Süden und nach London gefahren. Von Heathrow aus hatten sie den Pendelbus zum anderen Londoner Flughafen, Gatwick, genommen, diesen aber nicht betreten, sondern waren in einen Zug gestiegen, der nach Hastings zur Küste fuhr. In Taxen, jeder in einem anderen, hatten sie sich nach Newhaven fahren lassen, um dort am Mittag die Fähre nach Dieppe zu nehmen. In Frankreich angekommen, hatten sie sich getrennt und waren untergetaucht.
Bei der Untersuchung durch die Polizei des Flughafens Heathrow ergab sich, daß im Kofferraum, in dem es schwach nach Mandeln roch, zwei Löcher zum Atmen in den Boden gebohrt worden waren. Scotland Yard wurde eingeschaltet, der ursprüngliche Eigentümer des Fahrzeugs ermittelt. Doch es war gegen Barzahlung gekauft, die Überschreibung der Papiere war nie abgeschlossen worden und die Beschreibung des Käufers entsprach dem Mann mit dem rötlichblonden Haar, der den Ford Transit erworben hatte.
»Die Insider-Informtionen hast du alle von dem Dicken bekommen?« fragte Quinn.
»Welche Insider-Informationen?« fragte Sam plötzlich.
»Wie bist du da drauf gekommen?« fragte Zack argwöhnisch. Er hatte offenkundig noch immer den Verdacht, Quinn könnte einer seiner Auftraggeber sein, die sich in Verfolger verwandelt hatten.
»Du warst zu gut«, sagte Quinn. »Du hast schlauerweise gewartet, bis ich installiert war, und dann den Unterhändler persönlich verlangt. Das hatte ich noch nie erlebt. Du hast genau gewußt, wann du einen Wutanfall spielen und dich wieder beruhigen mußt. Du bist von Dollars zu Diamanten übergegangen, weil du wußtest, es würde zu einer Verzögerung führen, denn wir waren zum Austausch bereit.«
Zack nickte. »Yeah, ich wurde vor der Entführung instruiert, was, wann und wie ich etwas tun soll. Während wir im Versteck saßen, mußte ich eine Reihe weiterer Anrufe machen. Immer während ich aus dem Haus war, immer von einer Telefonzelle zu einer anderen, entsprechend einer vereinbarten Liste. Es war der Dicke; ich habe inzwischen seine Stimme gekannt. Manchmal nahm er Abänderungen vor – Feinabstimmung nannte er das. Ich habe einfach getan, was mir aufgetragen wurde.«
»Schön«, sagte Quinn, »und der Dicke hat dir erzählt, es wäre kein Problem, sich danach aus dem Staub zu machen. Ungefähr einen Monat lang eine Großfahndung, aber ohne Anhaltspunkte würde sie im Sand verlaufen, und ihr könntet danach für alle Zeit glücklich und zufrieden leben. Das hast du wirklich geglaubt? Du hast wirklich geglaubt, du kannst den Sohn eines amerikanischen Präsidenten entführen und töten und kommst ungestraft davon? Also: Warum hast du den Jungen umgebracht? Es war ja nicht notwendig.«
Zacks Gesichtsmuskeln verzerrten sich, als schüttelte ihn ein Anfall. Die Augen traten ihm vor Zorn heraus.
»Das ist es ja, du Arschloch! Wir haben ihn nicht umgebracht. Wir haben ihn an der Straße abgesetzt, wie man uns angewiesen hat. Er war gesund und wohlauf, wir hatten ihm kein Härchen gekrümmt. Dann sind wir weitergefahren. Daß er tot war, haben wir erst am nächsten Tag erfahren, als es bekannt gegeben wurde. Ich konnte es nicht glauben. Es war eine Lüge, daß wir es getan hätten.«
Draußen auf der Straße kam aus der Rue de Chalon ein Wagen um die Ecke gebogen. Ein Mann saß am Steuer, ein zweiter, im Fond, hielt ein Gewehr im Arm. Der Wagen kam die Straße entlang, als hielten die Männer nach jemandem Ausschau, blieb vor der ersten Kneipe stehen, fuhr dann fast bis zur Tür von Chez Hugo weiter, dann ein Stück rückwärts, bis er zwischen den beiden Bars zum Stehen kam. Der Motor lief weiter.
»Der Junge wurde von einer Bombe in dem Ledergürtel getötet, den er um die Taille trug«, sagte Quinn. »Den hatte er nicht getragen, als er auf der Shotover Plain gekidnapt wurde. Du hast ihn ihm gegeben.«
»Nein!« brüllte Zack. »Einen Scheißdreck hab’ ich! Orsini war das.«
»Okay, erzähl mir von Orsini.«
»Ein Korse, ein Killer. Jünger als wir. Als wir drei losfuhren, um dich in dem Lagerhaus zu treffen, hatte der Junge an, was er immer anhatte. Als wir zurückkamen, steckte er in neuen Klamotten. Ich hab’ Orsini deswegen zur Schnecke gemacht.
Weitere Kostenlose Bücher