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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verbunden war, insgesamt sechseinhalb Zentimeter breit und gute zehn Zentimeter lang. Das Sendegerät befand sich auf der Platine, ebenfalls auf dem Boden der Tasche. Ein Draht führte zum Mikrofon im Scharnier. Die Antenne war im Trageriemen. Es war ein Minigerät nach dem neuesten Stand der Technik und stimmaktiviert, um Energie zu sparen.
    Quinn betrachtete die einzelnen Teile auf dem Rücksitz zwischen ihnen. Selbst wenn das Gerät noch funktionierte, war es unmöglich, es jetzt zur Desinformation zu benutzen: Sams Ausruf hatte die Lauscher sicher auf die Entdeckung aufmerksam gemacht. Quinn drehte die Tasche um, so daß Sams Habseligkeiten herausfielen, bat den Fahrer, am Randstein anzuhalten, und warf die Tasche samt der Wanze in eine Mülltonne.
    »Nun, damit sind die Fälle Marchais und Pretorius geklärt«, sagte er. »Sie müssen zu zweit gewesen sein; einer, der uns auf den Fersen blieb, mithörte, was wir herausgebracht hatten, und dann seinen Kumpan anrief, der dadurch vor uns ans Ziel kam. Aber warum, frage ich mich, sind sie heute morgen nicht zu dem vorgetäuschten Treffen gekommen?«
    »Ich hatte sie nicht bei mir«, sagte Sam plötzlich.
    »Was hattest du nicht bei dir?«
    »Ich hatte die Tasche nicht bei mir. Ich saß unten beim Frühstücken, du wolltest erst oben im Zimmer sprechen. Ich vergaß meine Tasche und ließ sie auf der Bank liegen. Dann mußte ich noch mal hinunter, um sie zu holen. Ich hatte schon befürchtet, sie könnte gestohlen worden sein. Wollte Gott, es wäre so gewesen.«
    »Yeah. Sie haben nur mitbekommen, wie ich zu dem Taxifahrer sagte, er soll uns an der Rue de Chalon, an der Ecke, absetzen. Und das Wort ›Bar‹ Es gibt zwei in dieser Straße.«
    »Aber wie sind sie nur an meine Tasche ’rangekommen?« sagte sie. »Ich habe sie doch immer bei mir gehabt.«
    »Das war nicht die Tasche, die du gekauft hast, es war ein Duplikat«, sagte Quinn. »Irgend jemand hat sie gesehen, das gleiche Fabrikat gekauft, hergerichtet und mit deiner Tasche vertauscht. Wie viele Leute sind in diese Wohnung in Kensington gekommen?«
    »Nachdem du dich abgesetzt hattest? Gott und die Welt. Cramer und die anderen Briten, Brown, Collins, Seymour, dazu noch drei oder vier FBI -Leute. Ich war in der Botschaft, in diesem Landhaus in Surrey, wo sie dich eine Zeitlang festhielten, bin in die Staaten geflogen und zurück – zum Teufel, ich hatte sie überall dabei.«
    »Und in fünf Minuten war die ursprüngliche Tasche geleert, der Inhalt in dem Duplikat verstaut und das mit dem Original vertauscht.«
    »Wohin soll’s gehen, copain?« fragte der Taxifahrer.
    Das H ôtel du Colisée kam nicht in Frage; die Killer wußten sicher davon. Aber nicht von der Tiefgarage, wo er den Opel abgestellt hatte. Er war allein dorthin gefahren, ohne Sam und ihre fatale Handtasche.
    »Zur Place de la Madeleine«, sagte er, »Ecke Chauveau-Lagarde.«
    »Quinn, sollte ich nicht mit den Informationen, die wir gerade bekommen haben, in die Staaten fliegen? Ich könnte zu unserer Botschaft hier gehen, und zwei US -Marshals als Eskorte verlangen. Washington muß erfahren, was Zack uns erzählt hat.«
    Quinn blickte hinaus auf die Straßen, an denen sie vorbeikamen. Das Taxi fuhr die Rue Royale hinauf, um die Madeleine herum und setzte sie am Eingang zu der Tiefgarage ab, Quinn gab dem Fahrer ein fürstliches Trinkgeld.
    »Wohin geht’s jetzt?« fragte Sam, als sie in dem Ascona saßen und über die Seine in südlicher Richtung fuhren.
    »Du fährst zum Flugplatz«, sagte Quinn.
    »Und fliege nach Washington?«
    »Auf gar keinen Fall nach Washington. Hör mir zu Sam: Gerade jetzt solltest du nicht ohne Schutz nach Hause fliegen. Welche Leute auch dahinterstecken, es sind viel größere Tiere als ein Verein ehemaliger Söldner. Die waren nur die angeheuerten Handlanger. Alles, was auf unserer Seite passiert ist, wurde Zack zugespielt. Er wurde über die Ermittlungen der Polizei, über die Entscheidungen, die in Scotland Yard, London und Washington fielen, ins Bild gesetzt. Alles war choreographiert, sogar die Ermordung von Simon Cormack.
    Als der Junge am Rand dieser Straße entlanglief, muß jemand mit dem Fernzünder auf einem der Bäume gesessen haben. Wie wußte er, daß er zu diesem Zeitpunkt dort sein mußte? Weil Zack präzise instruiert wurde, was er in jeder Phase zu tun hatte, die Freilassung von uns beiden eingeschlossen. Mich hat er nicht umgebracht, weil man ihn nicht damit beauftragt hatte. Er dachte nicht,

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