Der Unterhändler
lügen, dann ist es eine verdammt gute Filmkulisse«, sagte er.
»Keine Filmkulisse«, antwortete der KGB -General. »Das überlasse ich lieber Ihren Leuten in Hollywood.«
»Was hat mich also hierhergebracht?«
»Sie interessieren uns, Mr. Quinn. Bitte, seien Sie nicht so abwehrend. So sonderbar es klingen mag, aber wir stehen, glaube ich, im Augenblick auf derselben Seite.«
»Ja, es klingt merkwürdig«, sagte Quinn. »Wirklich verdammt merkwürdig.«
»Schön, lassen Sie mich also weiter ausholen. Wir wissen seit einiger Zeit, daß Sie ausgewählt wurden, mit Simon Cormacks Entführern über seine Freilassung zu verhandeln. Es ist uns auch bekannt, daß Sie nach seinem Tod einen Monat auf dem europäischen Kontinent verbracht haben, um sie ausfindig zu machen, mit einigem Erfolg, so scheint es wohl.«
»Das bringt uns auf dieselbe Seite?«
»Vielleicht, Mr. Quinn, vielleicht. Junge Amerikaner zu beschützen, die darauf bestehen, ohne ausreichenden Schutz Geländeläufe zu machen, ist nicht meine Aufgabe. Aber es ist meine Aufgabe, mein Land nach Möglichkeit vor Verschwörungen zu schützen, die ihm gewaltigen Schaden zufügen. Und diese … diese Cormack-Sache ist eine Verschwörung, von unbekannten Personen mit dem Ziel angezettelt, mein Land in den Augen der gesamten Welt zu diskreditieren und ihm Schaden zuzufügen. Das gefällt uns nicht, Mr. Quinn, das gefällt uns ganz und gar nicht. Deshalb lassen Sie mich offen mit Ihnen sprechen.
Die Entführung und Ermordung Simon Cormacks war kein sowjetischer Anschlag. Aber man gibt uns die Schuld daran. Seit dieser Gürtel analysiert wurde, sitzen wir für die Welt auf der Anklagebank. Die Beziehungen zu Ihrem Land, die unser Generalsekretär aufrichtig zu verbessern versuchte, sind heute vergiftet; ein Vertrag zur Rüstungsbegrenzung, auf den wir großen Wert legten, liegt in Scherben.«
»Anscheinend haben Sie für Desinformationen nicht viel übrig, wenn es gegen die Ud SSR geht, obwohl Sie sich selbst recht gut darauf verstehen«, sagte Quinn.
Der General nahm die Spitze mit guter Haltung und einem Achselzucken hin.
»Nun ja, wir leisten uns von Zeit zu Zeit etwas Disinformazia. Das tut die CIA auch. Es gehört zu unserem Handwerk. Und ich gebe zu, es ist schon schlimm genug, wenn uns etwas vorgeworfen wird, was wir wirklich getan haben. Aber es ist unerträglich, daß uns diese Geschichte, mit der wir nichts zu tun haben, in die Schuhe geschoben wird.«
»Wenn ich edelmütiger wäre, würden Sie mir vielleicht leid tun«, sagte Quinn. »Aber wie die Dinge liegen, kann ich überhaupt nichts dagegen unternehmen. Nicht mehr.«
»Mag sein«, sagte der General. »Warten wir es ab. Ich glaube zufällig, Sie sind bei Ihrer Intelligenz schon darauf gekommen, daß diese Verschwörung nicht auf unser Konto geht. Wenn ich diese Sache ausgeheckt hätte, müßte ich nicht schön dumm gewesen sein, Cormack durch ein Gerat töten zu lassen, dessen sowjetische Herkunft sich so leicht beweisen ließ?«
Quinn nickte.
»Schön. Ich denke zufällig, daß Sie nicht dahinterstecken.«
»Danke. Haben Sie irgendwelche Vermutungen, wer es gewesen sein könnte?«
»Ich denke, es ist von Amerika ausgegangen. Vielleicht waren es die Ultrarechten. Wenn damit das Ziel verfolgt wurde, die Ratifizierung des Nantucket-Vertrags durch den Kongreß zu verhindern, dann ist das zweifellos gelungen.«
»Allerdings.«
General Kirpitschenko trat hinter den Schreibtisch und kam mit fünf vergrößerten Fotos wieder. Er legte sie vor Quinn hin.
»Haben Sie diese Männer schon einmal gesehen, Mr. Quinn?«
Quinn betrachtete die Paßfotos von Cyrus V . Miller, Melville Scanlon, Lionel Moir, Lionel Cobb und Ben Salkind. Er schüttelte den Kopf.
»Nein, nie.«
»Schade. Ihre Namen stehen auf den Rückseiten. Sie haben vor mehreren Monaten mein Land besucht. Der Mann, mit dem sie sich besprachen – nach meiner Überzeugung besprachen –, hätte kraft seiner Position diesen Gürtel beschaffen können. Er ist zufällig ein Marschall.«
»Haben Sie ihn verhaften und verhören lassen?«
General Kirpitschenko lächelte zum erstenmal.
»Mr. Quinn, die Romanciers und Journalisten aus dem Westen behaupten gern, die Organisation, für die ich arbeite, verfüge über unbegrenzte Vollmachten. Das trifft nicht ganz zu. Einen Sowjetmarschall ohne die Spur eines Beweises zu verhaften, ist selbst für uns ein Ding der Unmöglichkeit. So, ich habe offen mit Ihnen gesprochen.
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