Der Unterhändler
Winter. Andere, die sich dort auskennen, sagen, das sei Unsinn in Wahrheit nur den 15. August und den Winter.
Quinn fuhr in seinem Jeep südwärts, an Swanton und St. Albans vorbei bis nach Burlington, und ließ dann den Lake Champlain hinter sich, um auf der Route 89 zur Hauptstadt des Bundesstaates, Montpelier, zu fahren. Hier verließ er die große Fernstraße und folgte der Route 2 durch East Montpelier und das Tal des Winooski hinauf, an Plainfield vorbei, nach West Danville.
Die Hügel, die sich gegen die Kälte aneinander drängten, traten näher heran. Ab und zu kam ihm ein Fahrzeug aus der anderen Richtung entgegen, wie Quinns Jeep ein wärmendes Gehäuse mit voll aufgedrehter Heizung, einen Menschen bergend, nur dank der Technik imstande, eine Kälte zu überleben, die den ungeschützten Körper binnen Minuten töten würde.
Nach West Danville wurde die Straße noch einmal schmäler, mit hohen Schneewächten zu beiden Seiten. Nachdem Quinn Danville hinter sich gebracht hatte, schaltete er für das letzte Stück nach St. Johnsbury den Vierradantrieb ein.
Das Städtchen am Passumpsic war wie eine Oase in dieser bitterkalten Gebirgsgegend, mit Geschäften und Lokalen und Lichtern und Wärme. Quinn fand an der Main Street einen Immobilienmakler und erklärte ihm, wonach er suchte. Dieser hörte sich Quinns Wunsch verblüfft an.
»Eine Hütte? Nun ja, sicher vermieten wir im Sommer Hütten. Die Besitzer verbringen dort meistens einen Monat, vielleicht sechs Wochen, und den Rest der Saison vermieten sie sie. Aber jetzt?«
»Ja, jetzt«, sagte Quinn.
»Denken Sie an irgend etwas Spezielles?« fragte der Makler.
»Eine Hütte im Königreich.«
»Sie wollen sich ja wirklich verkriechen, Mister.«
Trotzdem ging der Mann seine Liste durch und kratzte sich am Kopf. »Es könnte eine geben«, sagte er. »Sie gehört einem Zahnarzt aus Barre, unten im warmen Land.«
Das »warme Land« war für ihn deswegen warm, weil es dort nur minus fünfundzwanzig im Gegensatz zu den minus dreißig Grad hier hatte. Der Makler rief den Zahnarzt an, der sich bereit erklärte, die Hütte auf einen Monat zu vermieten. Dann guckte der Mann hinaus zu Quinns Jeep.
»Haben Sie Schneeketten an Ihrem Renegade, Mister?«
»Noch nicht.«
»Sie werden welche brauchen.«
Quinn kaufte und montierte die Ketten, und dann brachen sie zusammen auf. Bis zu der Hütte waren es zwar nur fünfzehn Meilen, aber sie brauchten mehr als eine Stunde.
»Sie ist auf dem Lost Ridge«, sagte der Makler. »Der Besitzer benützt sie nur im Sommer, zum Angeln und zum Wandern. Wollen Sie den Anwälten Ihrer Frau aus dem Weg gehen oder sonst was?«
»Ich brauche Ruhe und Frieden, um ein Buch zu schreiben«, sagte Quinn.
»Oh, ein Schriftsteller«, sagte der Makler befriedigt. Schriftstellern wird, wie allen anderen Verrückten, manches nachgesehen.
Sie fuhren zuerst nach Danville zurück und bogen dann nach Norden, auf ein noch schmaleres Sträßchen, ab. In North Danville dirigierte der Makler Quinn in die Bergwildnis. Vor ihnen ragten die Kittredge Hills, durch die kein Weg führte, in den Himmel. Das Sträßchen führte rechts zum Ende der Bergkette auf den Bear Mountain zu. An der Flanke dieses Berges deutete der Makler auf einen zugeschneiten Fuhrweg. Quinn schaffte es nur mit der ganzen Kraft des Motors, dem Vierradantrieb und den Ketten, ans Ziel zu gelangen.
Die Hütte war aus langen Baumstämmen zusammengezimmert, mit einem niedrigen Dach, auf dem beinahe ein Yard Schnee lag. Aber sie war solide gebaut, isoliert, und hatte dreifach verglaste Fenster. Der Makler verwies auf die eingebaute Garage – ein Fahrzeug, das nicht in einem geheizten Raum untergebracht war, würde bei diesem Klima am nächsten Morgen aus einem Klumpen Metall und gefrorenem Benzin bestehen. Und er zeigte ihm den mit Holzscheiten zu heizenden Ofen, mit dem der Wassertank und die Heizkörper erhitzt wurden.
»Ich nehme sie«, sagte Quinn.
»Sie werden Öl für die Lampen, Butangasflaschen zum Kochen und ein Beil brauchen, um Holz für den Ofen zu hacken«, sagte der Makler. »Und Proviant. Und einen Reservekanister Benzin. Es ist mißlich, wenn einem hier oben etwas ausgeht. Und die richtigen Sachen zum Anziehen. Was Sie da tragen, ist ein bißchen dünn. Achten Sie darauf, daß Sie ihr Gesicht bedecken, weil Sie sich sonst die Nase erfrieren. Telefon gibt’s keines. Sind Sie sicher, daß Sie die Hütte haben wollen?«
»Ich nehme sie«, sagte Quinn.
Sie
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