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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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wunderbaren Lösung bewußt, die das Komitee gefunden hatte. Wie hätte der KGB imstande sein sollen, eine bei Harrods gekaufte Krokodilledertasche zu kopieren?
    Philip Kelly und Kevin Brown fuhren zusammen zum Hoover Building zurück.
    »Diese junge Frau ist Quinn näher, viel nähergekommen, als ich es gewollt hatte«, sagte Kelly.
    »Ich habe das schon in London gerochen, während der ganzen Unterhandlungen«, bemerkte Brown. »Sie hat die ganze Zeit zu ihm gehalten, und wenn Sie mich fragen, müssen wir immer noch mit Quinn reden, ihn uns wirklich vorknöpfen. Haben die Franzosen oder die Engländer ihn schon aufgespürt?«
    »Nein, ich wollte gerade darauf kommen. Die Franzosen haben festgestellt, daß er vom Flughafen Ajaccio mit einer Maschine abgeflogen ist, die nach London ging. Er ließ seinen Wagen voller Einschüsse auf dem Parkplatz stehen. Die Briten haben ihn in London zu einem Hotel verfolgt – als sie dort eintrafen, war er verschwunden, hat sich nicht einmal angemeldet.«
    »Verdammt, dieser Kerl ist wie ein Aal!« fluchte Brown.
    »Genau«, sagte Kelly. »Aber wenn Sie recht haben, könnte es jemanden geben, zu dem er Kontakt aufnehmen wird: Somerville, die einzige Person. Ich mache so was nicht gern bei meinen eigenen Leuten, aber ich werde veranlassen, daß ihr Wanzen in die Wohnung gesetzt werden, das Telefon abgehört und die Post abgefangen wird. Noch heute abend.«
    »Sofort«, sagte Brown.
    Als sie unter sich waren, beschäftigten sich der Vizepräsident und die fünf Mitglieder des inneren Kabinetts wieder mit der Frage des 25. Verfassungszusatzes.
    Der Justizminister war derjenige, der neuerlich die Sprache darauf brachte. Ruhig und in einem Ton des Bedauerns. Odell war in der Defensive. Er sah von ihrem Präsidenten, der sich ganz zurückgezogen hatte, mehr als die anderen. Er mußte zugeben, John F . Cormack wirkte ebenso matt wie während der ganzen letzten Zeit.
    »Noch nicht«, sagte er, »geben wir ihm Zeit.«
    »Wie lange noch?« fragte Morton Stannard. »Seit dem Begräbnis sind drei Wochen vergangen.«
    »Nächstes Jahr ist Wahljahr«, gab Bill Walters zu bedenken. »Wenn Sie kandidieren wollen, Michael, brauchen Sie ab Januar freie Bahn.«
    »Großer Gott!« explodierte Odell. »Der Mann drüben im Mansion ist vom Kummer gebeugt, und Sie sprechen von Wahlen.«
    »Wir denken nur praktisch, Michael«, sagte Donaldson.
    »Wir alle wissen, daß Ronald Reagan nach Irangate eine Zeitlang derart angeschlagen war, daß beinahe der 25. Zusatz herangezogen worden wäre«, erklärte Walters. »Der Cannon-Bericht von damals zeigt klar, daß es auf der Kippe stand. Aber die jetzige Krise ist schlimmer.«
    »Präsident Reagan hat sich wieder erholt«, wandte Hubert Reed ein. »Er hat seine Aufgaben wieder wahrgenommen.«
    »Ja, gerade noch zur rechten Zeit«, meinte Stannard.
    »Um diesen Punkt geht es«, bemerkte Donaldson. »Wieviel Zeit haben wir denn?«
    »Nicht mehr sehr viel«, räumte Odell ein. »Die Medien waren bisher geduldig. Er ist verdammt populär. Aber die Popularität bröckelt jetzt schnell ab.«
    »Äußerster Termin?« fragte Walters leise.
    Sie stimmten ab. Odell beteiligte sich nicht daran. Walters hob seinen silbergefaßten Bleistift. Stannard nickte. Brad Johnson schüttelte den Kopf. Jim Donaldson überlegte und schloß sich dann Johnson an. Remis – zwei gegen zwei. Hubert Reed blickte mit bekümmerter Miene die anderen fünf Männer an. Dann zuckte er die Achseln.
    »Es tut mir leid, aber wenn es sein muß, muß es eben sein.«
    Er schloß sich den Befürwortern an. Odell atmete vernehmbar aus.
    »Also gut«, sagte er. »Wir beschließen mehrheitlich: Wenn es bis zum Heiligen Abend nicht zu einer großen Wende kommt, werde ich zu ihm gehen und ihm sagen müssen, daß wir am Neujahrstag den 25. Verfassungszusatz heranziehen.«
    Er hatte sich erst halb erhoben, da standen die anderen schon achtungsvoll auf den Füßen. Wie er feststellte, genoß er es.
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Quinn.
    »Bitte schön«, sagte der Mann in dem Anzug aus der Savile Row. Er wies mit einer Handbewegung zu den Fenstern hin. Quinn blickte sich rasch in dem Raum um. Über dem Kaminsims hielt Lenin eine Rede an die Massen. Quinn trat ans Fenster und blickte hinaus.
    Hinter den kahlen Bäumen des Vorgartens und der Mauer war gerade der obere Teil eines Londoner Doppeldecker-Busses zu sehen, der die Bayswater Road entlangfuhr. Quinn setzte sich wieder.
    »Na schön, wenn Sie noch immer

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