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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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tat das gleiche im Stadtgebiet von London, um festzustellen, ob die Kidnapper in der Hauptstadt selbst untergeschlüpft waren. Das bedeutete, daß Tausende von Mietverträgen für Häuser überprüft werden mußten. Ganz oben auf der Liste standen die Fälle, in denen bar gezahlt worden war, und auch von diesen gab es noch Hunderte. Auf diese Weise war schon ein Dutzend diskreter Liebesnester, zwei davon von prominenten Persönlichkeiten gemietet, ans Licht gekommen.
    Spitzel in der Unterwelt, sogenannte »grasses«, wurden unter Druck gesetzt, die Ohren zu spitzen, ob Gerüchte, vielleicht über eine Gruppe bekannter Ganoven, die ein großes Ding vorbereiteten, kursierten, oder über »slags« und »faces« (Slang für bekannte Verbrecher), die plötzlich aus ihren Schlupflöchern verschwunden waren. Die Unterwelt wurde wahrhaft mobilisiert, hatte aber – bislang noch keine Hinweise geliefert.
    Er hatte einen Stapel Berichte von »Sichtmeldungen« über Simon Cormack, von plausiblen über möglicherweise zutreffenden bis hin zu Ausgeburten von Verrückten, und alle wurden im Augenblick überprüft. Ein anderer Stapel bestand aus Notizen von Anrufen beim Rundfunk, in denen die Betreffenden behaupteten, sie hätten den Sohn des amerikanischen Präsidenten in ihrer Gewalt. Auch von diesen waren einige nichts als wirres Zeug, während andere sich anhörten, als könnte etwas daran sein. Jeder dieser Anrufer war scheinbar ernst genommen und gebeten worden, die Verbindung aufrechtzuerhalten. Aber sein Instinkt sagte Cramer, daß die wirklichen Entführer noch immer Funkstille hielten und die Behörden schmoren ließen. Es war nur geschickt, sich so zu verhalten.
    Im Souterrain war bereits ein eigener Raum für ein Team von Fachleuten aus der Criminal Intelligence Branch, dem polizeilichen Nachrichtenmeldedienst, hergerichtet worden, die bei Entführungen in England als Unterhändler eingesetzt wurden. Sie warteten auf das große Ereignis, während sie sich geduldig und gelassen mit den Leuten unterhielten, die anriefen, um sich einen üblen Scherz zu erlauben. Etliche dieser Anrufer waren bereits dingfest gemacht worden und würden alsbald vor Gericht gestellt werden.
    Nigel Cramer trat ans Fenster und blickte hinunter. Auf dem Bürgersteig an der Victoria Street wimmelte es von Reportern – jedesmal, wenn er Whitehall verließ, mußte er, um ihnen zu entgehen, einfach durch das Gewimmel hindurchfahren, mit hochgekurbelten Fenstern, damit sie nicht an ihn herankamen. Und trotzdem brüllten sie durch die Scheiben, gierig nach interessanten Neuigkeiten. Die Angehörigen des Presseamtes der Metropolitan Police wurden beinahe zum Wahnsinn getrieben.
    Er blickte auf seine Uhr und seufzte. Wenn die Kidnapper noch ein paar Stunden durchhielten, würde vermutlich der Amerikaner, Quinn, das Ruder übernehmen. Man hatte sich in diesem Punkt über ihn hinweggesetzt, was ihn wurmte. Er hatte das Quinn-Dossier gelesen, das ihm von Lou Collins von der CIA zur Verfügung gestellt worden war, und ein zweistündiges Gespräch mit dem Chef des Versicherungsunternehmens Lloyd’s geführt, der zehn Jahre lang diesen Quinn mit seinen seltsamen, doch wirkungsvollen Talenten beschäftigt hatte. Was Cramer erfahren hatte, erfüllte ihn mit gemischten Gefühlen. Der Mann war zwar gut, aber ganz und gar unkonventionell. Keine Polizeiorganisation arbeitet gern mit einem Einzelgänger zusammen, mag er noch so begabt sein. Cramer entschied, daß er nicht nach Heathrow hinausfahren werde, um Quinn zu empfangen. Er würde ihn später sehen und ihn mit den beiden Chief Inspectors bekannt machen, die während der gesamten Unterhandlungen – sollte es überhaupt dazu kommen – neben ihm sitzen und ihn beraten würden. Es war an der Zeit, zum Cabinet Office zu gehen und dem COBRA -Komitee zu berichten – über herzlich wenige Neuigkeiten. Nein, dieser Fall war ganz bestimmt nicht im Handumdrehen zu lösen.
    Die Concorde hatte bei 60   000   Fuß starken Westwind erwischt und traf in London um 18   Uhr ein, fünfzehn Minuten früher als geplant. Quinn hob seine kleine Reisetasche auf und ging, mit Somerville und McCrea im Schlepptau, in den Tunnel Richtung Ankunftsbereich. Nach wenigen Metern traf er auf zwei unauffällige, geduldig wartende Männer in grauen Anzügen. Einer von ihnen trat auf ihn zu.
    »Mr.   Quinn?« fragte er leise. Quinn nickte. Der Mann verzichtete darauf, seinen Dienstausweis zu zücken, wie Amerikaner es tun; er nahm

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