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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Gruppen, Aufenthaltsorte der führenden Mitglieder, soweit bekannt, mögliche konspirative Besuche in England während der vergangenen vierzig Tage … schon die Liste der Überschriften war beinahe endlos. So war es der Chef der europäischen Abteilung, der McCrea in seine Aufgabe einwies.
    »Sie werden Lou Collins von unserer Botschaft kennenlernen«, sagte er, »aber er wird uns von außerhalb des inneren Kreises auf dem laufenden halten. Wir brauchen jemanden ganz in der Nähe dieses Quinn. Wir müssen die Entführer identifizieren, und es wäre nicht unangenehm, wenn wir das vor den Briten schaffen könnten. Okay, die Briten sind gute Kumpel, aber ich möchte, daß wir diesen Fall erledigen. Wenn die Entführer Ausländer sind, verschafft uns das einen Vorteil; wir haben besseres Material über Ausländer als das Bureau, vielleicht sogar als die Briten. Wenn Quinn eine Spur riecht, wenn ihn sein Instinkt auf etwas bringt und er sich verplappert, melden Sie es uns.«
    Einsatzagent McCrea war überwältigt. Als GS 12 mit zehn Dienstjahren in der Agency seit seiner Anwerbung im Ausland – sein Vater war in Südamerika als Geschäftsmann tätig gewesen – war er zweimal außerhalb der USA eingesetzt worden, nie aber in London. Die Verantwortung war gewaltig, aber die damit verbundene Chance auch.
    »Sie können sich auf mi … mi … mich verlassen, Sir.«
    Quinn hatte darauf bestanden, daß ihn niemand, den die Medien kannten, zum Dulles International Airport begleitete. Er hatte das Weiße Haus in einem schlichten Kleinwagen verlassen, der von einem Beamten des Secret Service in Zivilkleidung gesteuert wurde. Quinn hatte sich auf dem Rücksitz tief nach unten gebeugt, als sie an der Gruppe der Journalisten am Alexander Hamilton Place, am äußersten östlichen Ende des Komplexes des Weißen Hauses und am weitesten vom Westflügel entfernt, vorüberfuhren. Die Journalisten streiften den Wagen mit einem kurzen Blick, bemerkten nichts, was sie interessierte, und nahmen nicht weiter Notiz davon.
    Am Dulles Airport passierte Quinn die Abfertigung, wobei ihm sein Begleiter nicht von der Seite wich, bis er in die Concorde stieg. Die Beamten an der Paßkontrolle zogen die Augenbrauen hoch, als der Mann seine Ausweiskarte vom Weißen Haus zückte. Immerhin war er für eines gut: Quinn ging in den Duty-free-Shop, kaufte Toilettenartikel, Hemden, Krawatten, Strümpfe, Schuhe, einen Regenmantel, eine Reisetasche und ein kleines Tonbandgerät mit einem Dutzend Batterien und Spulen, und als es ans Zahlen ging, deutete er mit einer Daumenbewegung auf den Secret-Service-Mann.
    »Mein Freund zahlt mit Kreditkarte«, sagte er.
    Die Klette löste sich von ihm an der Tür der Concorde. Die englische Stewardeß führte Quinn zu seinem Platz ziemlich weit vorne, schenkte ihm aber nicht mehr Beachtung als allen anderen Fluggästen. Er machte es sich auf seinem Sitz neben dem Mittelgang bequem. Dann warf er einen Blick auf die andere Seite. Blond, kurz geschnittenes, glänzendes Haar, ungefähr fünfunddreißig, ein gutes, kräftiges Gesicht. Das Kostüm war eine Spur zu streng, die Absätze waren eine Kleinigkeit zu flach für die Figur.
    Die Concorde reihte sich in die Reihe der anderen Maschinen ein, wartete, erzitterte dann und donnerte die Startbahn entlang. Die Raubvogelnase hob sich, die Krallen der hinteren Räder verloren den Kontakt, der Boden darunter kippte fünfundvierzig Grad weg und Washington verschwand rasch aus dem Blickfeld.
    Noch etwas anderes bemerkte er an der jungen Frau. Zwei winzige Löcher in einem der Jackenaufschläge, Einstiche wie von einer Sicherheitsnadel. Einer Sicherheitsnadel, wie sei an einer Ausweiskarte befestigt ist. Er beugte sich hinüber.
    »Zu welcher Abteilung gehören Sie?«
    Sie sah ihn verblüfft an. »Wie bitte?«
    »Beim Bureau. Zu welcher Abteilung im Bureau gehören Sie?«
    Sie wurde immerhin rot, biß sich auf die Lippen und überlegte. Nun ja, früher oder später mußte es ja kommen.
    »Tut mir leid, Mr.   Quinn. Ich heiße Somerville. Agentin Sam Somerville. Ich bin beauftragt worden …«
    »Schon gut, Miss Sommerville. Ich weiß, womit Sie beauftragt worden sind.«
    Die No-smoking-Lämpchen gingen aus. Die Süchtigen im hinteren Teil der Maschine zündeten ihre Glimmstengel an. Eine Stewardeß kam heran und teilte Gläser mit Champagner aus. Das letzte nahm der Geschäftsmann am Fenster links von Quinn. Sie drehte sich um, um zu gehen. Quinn hielt sie auf, nahm ihr mit einer

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