Der Unterhändler
Der DDO logiert hier, wenn er in London ist.«
»Die Adresse!« sagte Quinn. Collins nannte sie ihm. Eine Seitenstraße in Kensington. Quinn nickte dankend und ging weiter. Auf dem Outer Circle kam ein freies Taxi vorbei. Quinn winkte, nannte dem Fahrer sein Ziel und verschwand.
Es dauerte eine Viertelstunde, bis das Durcheinander in der Einfahrt sich entwirrt hatte. Schließlich brachte Lou Collins McCrea und Somerville in seinem eigenen Wagen unter und fuhr sie nach Kensington.
Quinn bezahlte das Taxi und musterte das große Wohnhaus. Man würde ohnedies Wanzen auf ihn ansetzen, und bei einer CIA -Wohnung war die »Hardware« sicher bereits installiert, was eine Menge fauler Ausreden und ein Neutapezieren ersparte. Die Nummer der Wohnung, die er suchte, war im dritten Stock. Als er auf die Klingel drückte, öffnete ihm ein stämmiger CIA -Mann mit niedrigem Dienstgrad. Der Mann, der auf die Wohnung aufpaßte.
»Wer sind Sie?« fragte er.
»Ich ziehe ein«, sagte Quinn und ging an ihm vorbei. »Und Sie ziehn aus.«
Er besichtigte das Wohn-, das große Schlafzimmer und die beiden kleineren Räume. Der CIA -Mann war am Telefon und wählte hektisch eine Nummer; er wurde mit Lou Collins in dessen Wagen verbunden, worauf er sich fügte. Verdrossen packte er seine Sachen. Collins und die beiden Schnüffler trafen drei Minuten nach Quinn ein, der das Hauptschlafzimmer für sich reserviert hatte. Patrick Seymour war Collins gefolgt. Quinn musterte die vier.
»Die zwei da sollen mit mir zusammen wohnen?« fragte er und nickte dabei zu Spezialagentin Somerville und GS 12 McCrea hin.
»Seien Sie vernünftig, Quinn«, sagte Collins. »Es geht ja um den Sohn des Präsidenten, den wir freibekommen wollen. Alle möchten wissen, was vor sich geht. Mit weniger werden sie einfach nicht zufrieden sein. Die Leute, die das Sagen haben, werden nicht zulassen, daß Sie hier wie ein Mönch leben und ihnen nichts erzählen.«
Quinn ließ sich die Worte durch den Kopf gehen.
»All right, was könnt ihr beide denn außer schnüffeln?«
»Wir könnten uns nützlich machen, Mr. Quinn«, sagte McCrea bittend. »Sachen besorgen … Ihnen zur Hand gehen.«
Mit seinem schlaff herabhängenden Haar, dem schüchternen Lächeln und der Unsicherheit, die von ihm ausging, wirkte er viel jünger als vierunddreißig, mehr wie ein Junge vom College als ein CIA -Einsatzagent. Sam Somerville schloß sich ihm an.
»Ich bin eine gute Köchin«, sagte sie. »Und da Sie die Residenz mit ihrem ganzen Personal ausgeschlagen haben, werden Sie doch jemanden brauchen, der für Sie kocht. Das würde ja auf jeden Fall jemand von der CIA für sie besorgen.«
Zum erstenmal, seit sie ihn kennengelernt hatte, verzog sich Quinns Gesicht zu einem Lächeln. Sam Somerville fand, daß es den sonst so rätselhaften Veteranen geradezu verwandle.
»Schön«, sagte er zu Collins und Seymour, »Sie werden ja sowieso jedes Zimmer und jeden Anruf abhören. Ihr zwei – ihr nehmt die beiden kleinen Schlafzimmer.«
Er wandte sich wieder Collins und Seymour zu, während die beiden jungen Agenten im Korridor verschwanden.
»Aber damit hat es sich! Keine weiteren Gäste. Ich muß mit der englischen Polizei sprechen. Wer hat da das Kommando?«
»Deputy Assistant Commissioner Cramer. Nigel Cramer. Nummer zwei im SO Department. Kennen Sie ihn?«
»Da läutet bei mir was«, sagte Quinn. Und in diesem Augenblick läutete wirklich etwas – das Telefon. Collins nahm den Anruf entgegen, hörte zu und bedeckte dann die Muschel.
»Das ist Cramer«, sagte er. »Im Winfield House. Er ist hingefahren, um mit Ihnen Verbindung aufzunehmen, und hat gerade die Neuigkeit erfahren. Möchte hierher kommen. Einverstanden?«
Quinn nickte. Collins bat Cramer vorbeizukommen. Er traf zwanzig Minuten danach in einem nicht gekennzeichneten Polizeiwagen ein.
»Mr. Quinn? Cramer. Wir sind uns einmal kurz begegnet.«
Mißtrauisch betrat er die Wohnung. Er hatte nicht gewußt, daß sie der CIA zu operativen Zwecken diente, jetzt aber wußte er es. Und ebenso wußte er, daß die Company sie, sobald diese Geschichte vorüber war, räumen und eine andere mieten werde.
Quinn erinnerte sich an Cramer, als er sein Gesicht sah.
»Irland, vor vielen Jahren. Die Don-Tidey-Affäre. Sie waren damals Chef der Abteilung zur Terroristenbekämpfung.«
» SO 13, ja. Sie haben ein gutes Gedächtnis, Mr. Quinn. Ich finde, wir müssen uns miteinander unterhalten.«
Quinn führte Cramer ins
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