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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Quinn zu, der seltsam erleichtert wirkte, »aber ein Profikiller arbeitet nur für Geld. Und vorläufig hat er noch keins.«

7. Kapitel
    Der Kidnapper rief an diesem Tag erst wieder um 18.02   Uhr an. In den Stunden, die dazwischen lagen, starrten Sam Somerville und Duncan McCrea beinahe pausenlos auf den Apparat der Blitzleitung und beteten inständig darum, daß der Mann, wer er auch war, sich wieder melden und den Kontakt nicht abbrechen möge.
    Quinn war anscheinend als einziger imstande, sich zu entspannen. Er hatte die Schuhe ausgezogen, lag ausgestreckt auf dem Sofa im Wohnzimmer und las in einem Buch, Xenophons Anabasis. Er hatte es aus Spanien mitgebracht. Sam erstattete am Telefon in ihrem Zimmer leise Bericht.
    »Nie was davon gehört«, knurrte Brown im Keller der Botschaft.
    »Es handelt von militärischer Taktik«, sprang ihm Seymour bei, »und wurde von einem griechischen General geschrieben.«
    Brown brummte etwas. Er wußte, es gab Mitglieder der NATO , aber damit hatte es sich so ungefähr.
    Ungleich mehr beschäftigt war die britische Polizei. Zwei Telefonzellen, eine in Hitchin, einer kleinen, hübschen Provinzstadt am oberen Zipfel der Grafschaft Hertfordshire, die andere in der ins Umland wuchernden Trabantenstadt von Milton Keynes wurden von Scotland-Yard-Beamten auf Fingerabdrücke unauffällig überprüft. Sie fanden Dutzende davon, doch keiner – sie konnten es nicht wissen – stammte von dem Entführer, denn dieser hatte Chirurgen-Gummihandschuhe getragen.
    In der Umgebung der beiden Telefonzellen wurden diskret Erkundigungen eingezogen, ob vielleicht irgendein Zeuge zufällig jemanden zum Zeitpunkt der Anrufe darin gesehen hatte. Niemand hatte etwas wahrgenommen. Jede der beiden Zellen gehörte zu einer Gruppe von drei oder vier, die ständig benutzt wurden. Cramer knurrte.
    »Er nutzt die Hauptverkehrszeiten aus. Morgens und mittags.«
    Die Tonbandaufnahmen des Anrufs wurden zu einem Philologieprofessor gebracht, einem Experten, der sich mit Spracheigentümlichkeiten und der Herkunft von Idiomen auskannte; doch den Löwenanteil am Gespräch hatte Quinn, und der Professor schüttelte den Kopf.
    »Wenn er spricht, legt er mehrere Schichten Kleenex oder ein dünnes Tuch über die Sprechmuschel«, sagte er. »Primitiv, aber ziemlich wirkungsvoll. Es kann zwar die Sprachmuster-Oszillatoren nicht täuschen, aber genauso wie die Apparate brauche auch ich mehr Material, um solche Muster herauszufinden.«
    Commander Williams versprach, ihm weiteres Material zu bringen, sobald der Mann wieder angerufen hatte. Im Lauf des Tages wurden sechs Häuser unauffällig unter Überwachung gestellt, eines in London, die anderen fünf in den umliegenden Grafschaften. Alle waren gemietet, und die Mietverträge liefen sämtlich über ein halbes Jahr. Als es Abend wurde, waren zwei dieser Fälle geklärt: In einem Haus wohnte ein französischer Bankbeamter, verheiratet, mit zwei Kindern, der, völlig legitim, für die Londoner Niederlassung der Société G énérale tätig war, im anderen ein deutscher Professor, der im Britischen Museum wissenschaftlich arbeitete.
    Die anderen vier Fälle waren vermutlich bis zum Wochenende ebenfalls geklärt, doch der Häusermarkt produzierte laufend neue Mietabschlüsse, die möglicherweise in Frage kamen. Sie mußten alle überprüft werden.
    Nigel Cramer neigte an sich Quinns These zu (die er auf einem Tonband gehört hatte), der Anrufer mache eher den Eindruck eines professionellen Kriminellen als den eines politischen Terroristen. Trotzdem ging die Suche nach beiden Arten von Rechtsbrechern weiter, und dabei würde es bleiben, bis der Fall abgeschlossen war. Selbst wenn die Entführer tatsächlich aus der Unterwelt kamen, hätten sie sich trotzdem ihre Maschinenpistole von einer Terroristengruppe verschaffen können. Die beiden Welten kamen manchmal aus Anlaß eines Deals miteinander in Berührung.
    Während die englische Polizei mit Arbeit überhäuft war, bestand für das amerikanische Team im Keller der Botschaft das Problem darin, daß es nichts zu tun gab. Kevin Brown ging in dem langen Raum auf und ab wie ein Löwe im Käfig. Vier seiner Männer lagen auf ihren Feldbetten, die anderen vier behielten das Lämpchen im Auge, das aufleuchten würde, wenn über das ausschließlich für Quinn bestimmte Telefon in der Wohnung in Kensington, dessen Nummer der Kidnapper nun hatte, ein Anruf kam. Das Lämpchen blinkte 18.02   Uhr auf.
    Alle waren verblüfft, daß Quinn es

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