Der Unterhändler
Techniken, die die CIA einsetzte, aufzuklären, aber er hatte seine Anweisungen, und aus operativer Sicht war die Wohnung in Kensington ohnedies »verbrannt«.
»Wenn ein hoher Beamter aus Langley die Wohnung als Basis benutzte, wurden die Wanzen selbstverständlich abgeschaltet. Aber wenn wir dort einen sowjetischen Überläufer vernommen haben, fanden wir sie viel weniger störend als ein Tonbandgerät, das auf dem Tisch steht und die ganze Zeit läuft. Die Vernehmungen wurden hauptsächlich im Wohnzimmer durchgeführt. Aber auch im großen Schlafzimmer sind zwei – Quinn schläft dort, aber nicht im Augenblick, wie Sie hören werden –, und außerdem gibt es welche in den beiden kleinen Schlafzimmern und in der Küche.
Aus Respekt vor Miss Somerville und unserem eigenen Mann McCrea haben wir die Wanzen in den beiden kleinen Schlafzimmern abgeschaltet. Wenn aber Quinn in eines von beiden zu einem vertraulichen Gespräch ginge, könnten wir sie wieder aktivieren, indem wir hier und hier einen Schalter drehen.«
Er deutete auf zwei Schalter am Steuerpult. Brown nickte.
»Und wenn er sich außerhalb der Reichweite einer Wanze mit einem der beiden unterhielte, würden die uns das sicher melden, nicht?«
Collins und Seymour nickten.
»Deswegen sind sie ja dort«, ergänzte Seymour.
»Dann haben wir drei Telefonapparate in der Wohnung«, fuhr Collins fort. »Eine der Verbindungen ist die neue Blitzleitung. Quinn wird sie nur dann benützen, wenn er überzeugt ist, daß er mit den echten Entführern spricht. Alle Gespräche auf dieser Leitung werden in der Fernmeldezentrale in Kensington von den Briten abgefangen und zu diesem Lautsprecher hier durchgeleitet. Zweitens hat er eine direkte Verbindung über diesen Raum hier, über die er gerade mit einem der Anrufer spricht, von dem wir glauben, daß er sich einen Scherz erlaubt, aber wer weiß? Diese Verbindung geht ebenfalls durch die Zentrale in Kensington. Und dann gibt es noch eine dritte Leitung, eine ganz normale, um Anrufe zu machen und entgegenzunehmen, und ebenfalls angezapft, sie soll aber wohl nur benutzt werden, wenn er selbst irgendwohin telefonieren will.«
»Soll das heißen, daß die Briten all das ebenfalls mithören?« fragte Brown mürrisch.
»Nur die Gespräche über die Telefonleitungen«, sagte Seymour. »Wir brauchen dafür ihre Kooperation, da ihnen die Fernmeldezentralen gehören. Außerdem könnten sie mit Stimm-Mustern behilflich sein und auch bei Sprachfehlern und Dialekten. Und natürlich müssen sie orten, woher angerufen wird, von der Zentrale in Kensington aus. Wir haben keine abhörsichere Leitung von der Wohnung in diesen Keller.«
Collins hustete.
»Doch«, sagte er. »Aber das betrifft nur die Wanzen in den Zimmern. Alles, was sie auffangen, geht über Drähte im Haus zu unserer zweiten, kleineren Wohnung im Souterrain. Ich habe einen Mann dort sitzen. Im Souterrain wird das Gesprochene verwürfelt, per UKW hierhergesendet, oben empfangen, entwürfelt und anschließend hierher in den Keller geleitet.«
»Sie funken es über eine so kurze Distanz – eine Meile?«
»Sir, meine Agency kommt mit den Briten sehr gut aus. Aber kein Geheimdienst auf der ganzen Welt wird jemals Geheiminformationen durch die Telefonkabel einer Stadt schicken, in der er nichts zu bestellen hat.«
Brown war befriedigt.
»Also können die Briten die Telefongespräche mithören, nicht aber, was in den Zimmern gesprochen wird.«
Doch darin täuschte er sich. Als man bei MI 5 von der Existenz der Wohnung in Kensington und davon erfuhr, daß die beiden Chief Inspectors von der Metropolitan Police dort nicht genehm und daß die englischen Wanzen entfernt worden waren, sagte man sich, es müsse in dem Haus eine zweite amerikanische Wohnung geben, von der aus Vernehmungen sowjetischer Überläufer an eine CIA -Stelle anderswo übertragen wurden. Binnen einer Stunde war anhand der Blaupausen festgestellt, daß es sich um das kleine Einzimmerapartment im Souterrain handelte. Ein Team von Installateuren machte sich auf die Suche, fand um Mitternacht die Verbindungsdrähte, die durch die Zentralheizung liefen, und zapfte sie von einer Wohnung im Erdgeschoß aus an, deren Mieter höflich gedrängt wurde, einen kurzen Urlaub zu nehmen und so Ihrer Majestät einen Dienst zu erweisen. Als am nächsten Tag die Sonne aufging, hörte jeder jeden ab.
Collins’ ELINT -Mann* [* Electronic in telligence – elektronische Aufklärung] am Steuerpult nahm den Kopfhörer
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