Der Unterhändler
bleibt dabei, Quinn. Keine Diskussion. Irgendwelche faulen Tricks, und wir können dir ein paar Finger zuschicken, um dich auf die rechte Bahn zu bringen.«
In Kensington verschluckte sich McCrea. Er stürzte zum Badezimmer und stieß unterwegs an einen Kaffeetisch.
»Was ist bei dir los?« fauchte Zack.
»Ein Schnüffler«, sagte Quinn. »Du weißt ja, wie das ist. Diese Arschlöcher wollen mich einfach nicht in Ruhe lassen.«
»Es war mir ernst damit.«
»Jetzt komm, Zack, das kannst du dir schenken. Wir sind doch beide Profis, oder? Und dabei wollen wir auch bleiben, klar? Wir tun, was wir tun müssen, nicht mehr und nicht weniger. So, jetzt ist die Zeit um. Geh raus aus der Leitung.«
»Beschaff das Geld, Quinn, das ist alles.«
»Darüber muß ich mit dem Vater verhandeln. Ruf mich in vierundzwanzig Stunden wieder an. Übrigens, wie geht’s dem Jungen?«
»Gut. Vorläufig.« Zack beendete den Anruf und verließ das Telefonhäuschen. Er war einunddreißig Sekunden an der Strippe gewesen. Quinn legte den Hörer auf. McCrea kam wieder ins Zimmer.
»Wenn Sie das noch mal machen«, sagte Quinn leise, »setze ich euch beide an die Luft, und scheiß auf die Agency und das Bureau.«
McCrea war so schuldbewußt, daß es aussah, als wäre er den Tränen nahe.
Im Keller der Botschaft blickte Brown Collins an.
»Ihr Mann hat Scheiße gebaut«, sagte er. »Was war das überhaupt für ein Krach in der Leitung?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, rief er über die direkte Leitung aus dem Botschaftskeller in der Wohnung an. Sam Somerville hob ab und berichtete über die Drohung mit den abgeschnittenen Fingern, worauf McCrea gegen den Kaffeetisch gerannt sei. Als sie den Hörer auflegte, fragte Quinn: »Wer war das?«
»Mr. Brown«, antwortete sie in förmlichem Ton, »Mr. Kevin Brown.«
»Wer ist das?« fragte Quinn. Sam blickte nervös die Zimmerwände an.
»Der zweite stellvertretende Direktor, dem die kriminalpolizeiliche Abteilung im Bureau untersteht«, sagte sie pedantisch, da sie wußte, daß Brown mithörte.
Quinn machte eine entnervte Geste, und Sam zuckte mit den Achseln.
Mittags fand in der Wohnung in Kensington eine Konferenz statt. Kevin Brown kam, zusammen mit Collins und Seymour. Nigel Cramer brachte Commander Williams mit. Bis auf Brown und Williams kannte Quinn alle schon.
»Sie können Zack sagen, daß Washington einverstanden ist«, sagte Brown. »Der Bescheid kam vor zwanzig Minuten. Ich finde es gräßlich, aber man hat zugestimmt. Fünf Millionen Dollar.«
»Aber ich stimme nicht zu«, sagte Quinn. Brown starrte ihn an, als wollte er seinen Ohren nicht trauen.
»Was Sie nicht sagen, Mr. Quinn. Sie stimmen nicht zu? Die Regierung der Vereinigten Staaten stimmt zu, Mr. Quinn aber nicht. Darf ich fragen, warum?«
»Weil es hochgradig gefährlich ist, schon auf die erste Forderung eines Kidnappers einzugehen«, sagte Quinn ruhig. »Wenn man das tut, denkt er, er hätte mehr verlangen sollen. Ein Mann, der so etwas denkt, hat den Eindruck, daß er irgendwie hereingelegt worden ist. Wenn er ein Psychopath ist, macht ihn das wütend. Und er hat niemanden, an dem er diese Wut auslassen kann, als die Geisel.«
»Sie halten Zack für einen Psychopathen?« fragte Seymour.
»Vielleicht ja, vielleicht nein«, sagte Quinn. »Aber einer der anderen Ganoven könnte einer sein. Selbst wenn Zack das Kommando führt – und vielleicht ist es nicht so –, können Psychopathen außer Kontrolle geraten.«
»Wozu raten Sie also?« fragte Collins. Brown schnaubte.
»Wir stehen noch ganz am Anfang«, sagte Quinn. »Simon Cormacks beste Chance, unversehrt zu überleben, liegt darin, daß die Kidnapper von zweierlei überzeugt sind: daß sie aus der Familie das absolute Maximum dessen, was sie zahlen kann, herausgepreßt haben und daß sie dieses Geld nur sehen werden, wenn sie Simon lebend und heil herausgeben. Zu dieser Erkenntnis kommen sie nicht in ein paar Sekunden. Und außerdem ist es noch immer möglich, daß die Polizei einen Durchbruch erzielt und sie entdeckt.«
»Ich stimme Mr. Quinn zu«, sagte Cramer. »Es kann ein paar Wochen dauern. Das klingt zwar grausam, ist aber besser als ein überstürztes und stümperhaftes Vorgehen, das zu einer Fehlentscheidung und dem Tod des Jungen führt.«
»Ich würde es nur gut finden, wenn Sie mir mehr Zeit geben könnten«, sagte Commander Williams.
»Was soll ich also jetzt Washington sagen?« wollte Brown wissen.
»Sagen Sie«, antwortete
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