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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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anderen haben den Jungen noch immer.«
    »Darum schnappt man sich den einen und bringt ihn dazu, das Versteck zu verraten«, sagte Brown. Er schmetterte die kräftige Faust der rechten in den Teller der linken Hand.
    »Die haben wahrscheinlich eine bestimmte Maximalzeit abgemacht. Jedenfalls tun wir das für den Fall, daß ein Mitglied unserer Spitzelnetze hochgenommen wird. Wenn er, sagen wir, unter Berücksichtigung der Verkehrslage nach anderthalb Stunden nicht zurückgekommen ist, wissen die anderen, daß er erwischt worden ist. Sie bringen den Jungen um und hauen ab.
    Sehn Sie, Sir«, setzte er, für Brown irritierend, hinzu, »selbst wenn sie hier hereinspazieren und Simon zurückgeben, bekommen sie trotzdem Lebenslang. Sie haben schließlich zwei Secret-Service-Leute und einen englischen Polizisten gekillt.«
    »Dieser Quinn soll aufpassen, was er tut«, sagte Brown, als er hinausging.
    Um 10.15   Uhr wurde dreimal laut an die Tür von Simon Cormacks Kellergefängnis geklopft. Er zog sich die Kapuze über den Kopf. Als er sie wieder abnahm, sah er eine Karte, die unten an die Wand neben der Tür gelehnt war.
    WENN DU ALS KIND AUF NANTUCKET IN DEN FERIEN WARST , LAS DIR DEINE TANTE EMILY OFT AUS IHREM LIEBLINGSBUCH VOR . WELCHES BUCH WAR DAS ?
    Er starrte die Karte an. Eine Welle der Erleichterung überflutete ihn. Irgend jemand hatte Kontakt aufgenommen. Irgend jemand hatte mit seinem Vater in Washington gesprochen. Irgend jemand in der Welt da draußen versuchte ihn hier herauszuholen. Er wehrte sich dagegen, doch die Tränen stiegen ihm in die Augen, immer wieder. Durchs Guckloch beobachtete ihn jemand. Er schniefte, da er kein Taschentuch hatte. Er dachte an Tante Emily, die ältere Schwester seines Vaters, diese steife Erscheinung in ihren langen Baumwollkleidern, wie sie ihn am Strand spazierengeführt, wie sie ihn auf ein Grasbüschel gesetzt und ihm über Tiere vorgelesen hatte, die wie Menschen sprachen und sich wie vollendete Gentlemen benahmen. Er schniefte wieder und rief dann die Antwort zum Guckloch hin. Es schloß sich. Die Tür ging einen Spaltbreit auf, eine Hand in einem schwarzen Handschuh griff um die Kante herum und nahm die Karte wieder weg.
    Der Mann mit der barschen Stimme meldete sich um 13.30   Uhr wieder in der Botschaft und wurde sofort verbunden. Der Anruf wurde innerhalb von elf Sekunden zum Ausgangspunkt zurückverfolgt eine Telefonzelle in einem Einkaufszentrum in Milton Keynes, Grafschaft Buckinghamshire. Als ein Beamter der dortigen Polizei in Zivilkleidung die Zelle erreichte und sich umsah, war der Anrufer bereits seit neunzig Sekunden verschwunden. Am Telefon verlor er keine Zeit.
    »Das Buch«, krächzte er, »heißt The Wind in the Willows.«
    »Okay, mein Freund, du bist der Mann, auf dessen Anruf ich gewartet habe. Merk dir jetzt folgende Nummer, häng auf und ruf mich aus einer anderen Zelle an. Es ist eine Leitung, mit der nur ich, ich allein, zu erreichen bin. Drei-Sieben-Null-Null-Null-Vier-Null. Bitte melde dich wieder. Bis bald.«
    Wieder legte er den Hörer auf. Diesmal hob er den Kopf und richtete das Wort an die Wand gegenüber.
    »Collins, Sie können Washington bestellen, wir haben unseren Mann. Simon ist am Leben. Sie wollen sprechen. Sie können die Telefonzentrale in der Botschaft abbauen.«
    Sie hörten es alle. Collins benachrichtigte über seine verschlüsselte Verbindung Weintraub in Langley, der Odell informierte, von dem der Präsident die Neuigkeit erfuhr. Wenige Minuten danach wurden die Telefonistinnen am Grosvenor Square nach Hause geschickt. Ein letzter Anrufer meldete sich noch, eine kläglich wimmernde Stimme.
    »Hier spricht die Proletarische Befreiungsarmee. Wir haben Simon Cormack in unserer Gewalt. Falls Amerika nicht seine gesamten Kernwaffen vernichtet …
    Die Stimme der Telefonistin war wie zerfließender Sirup.
    »Bürschchen«, sagte sie, »blas dir doch selber einen.«
    »Jetzt haben Sie wieder das Gespräch mit ihm abgebrochen«, sagte McCrea.
    »Er hat nicht so unrecht«, sagte Sam, »solche Leute sind manchmal gestört. Könnte ihn diese Behandlung nicht so aufbringen, daß er Simon Cormack etwas antut?«
    »Möglich ist das«, sagte Quinn, »aber ich hoffe, ich habe recht, und glaube es auch. Es hört sich nicht so an, als wären es politische Terroristen. Ich bete darum, daß es sich nur um einen Berufskiller handelt.«
    Sie waren entgeistert.
    »Was ist denn gut an einem Berufskiller?« fragte Sam.
    »Nicht sehr viel«, gab

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