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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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auszudehnen, und hoffen, daß Zack es nicht bemerkt.«
    Zack rief an jenem Abend nicht mehr an, erst wieder am folgenden Morgen.
    Andy Laing nahm sich einen Tag frei und flog nach Riad, wo er um ein Gespräch mit dem General-Manager, Steve Pyle, nachsuchte, das ihm gewährt wurde.
    Das Bürogebäude der SAIB in der saudiarabischen Hauptstadt bot einen ganz anderen Anblick als die Niederlassung in Dschiddah, die wie ein Fort der Fremdenlegion aussah. Hier hatte die Bank nicht gespart und einen Turm aus lederbraunem Marmor, Sandstein und poliertem Granit errichtet. Laing durchquerte das gewaltige Atrium im Erdgeschoß, wo nur das Geräusch seiner Absätze auf dem Marmor und das Plätschern der kühlenden Springbrunnen zu hören waren.
    Obwohl es schon Mitte Oktober war, herrschte draußen noch eine glühende Hitze, doch das Atrium war wie ein Garten im Frühling. Nach einer halbstündigen Wartezeit wurde er in die Direktionsräume in der obersten Etage geführt, eine Suite von so üppiger Pracht, daß sogar der Präsident von Rockman-Queens, ein halbes Jahr vorher bei einem kurzen Aufenthalt in Riad, gefunden hatte, sie sei luxuriöser als sein eigenes Penthouse in New York.
    Steve Pyle war ein massiger, sich rauh, aber herzlich gebender Manager, der sich viel darauf zugute tat, seine jüngeren Angestellten aus aller Herren Ländern mit väterlicher Hand zu führen. Sein leicht geröteter Teint ließ darauf schließen, daß es seiner eigenen Cocktailbar an nichts fehlte, mochte drunten auf Straßenniveau das Königreich Saudi-Arabien noch so »trocken« sein.
    Er begrüßte Laing herzlich, aber einigermaßen überrascht.
    »Mr.   Al-Haroun hat mir nicht mitgeteilt, daß Sie unterwegs sind, Andy«, sagte er. »Sonst hätte ich Ihnen einen Wagen zum Flugplatz geschickt.«
    Mr.   Al-Haroun war der Manager in Dschiddah, Laings saudiarabischer Boß.
    »Ich habe ihm nichts davon gesagt, Sir. Ich habe mir einfach einen Tag frei genommen. Ich glaube, bei uns in Dschiddah gibt es ein Problem, von dem ich Sie in Kenntnis setzen möchte.«
    »Andy, sagen Sie Steve zu mir, ja? Freut mich, daß Sie gekommen sind. Und was ist das für ein Problem?«
    Laing hatte die Computer-Ausdrucke nicht mitgebracht; falls irgend jemand in Dschiddah in die Gaunerei verwickelt war, wäre alles aufgekommen, hätte er sie mitgenommen. Aber er hatte eine Menge Notizen dabei. Es nahm eine Stunde in Anspruch, Pyle über seine Entdeckung aufzuklären.
    »Das kann kein zufälliges Zusammentreffen sein, Steve«, resümierte er. »Diese Zahlen lassen einfach nur die Erklärung zu, daß es sich um ein großes Betrugsmanöver handelt.«
    Während Laing die heikle Situation erläuterte, war Steve Pyles gute Laune allmählich verschwunden. Sie saßen in den tiefen Klubsesseln aus spanischem Leder, die um den niedrigen Kaffeetisch standen. Pyle stand auf und ging zu dem Panoramafenster aus Rauchglas, das eine prachtvolle Aussicht auf die Wüste bot. Schließlich drehte er sich um und kam wieder an den Tisch zurück, mit ausgestreckter Hand. Er hatte sein breites Lächeln wiedergefunden.
    »Andy, Sie sind ein junger Mann, der die Augen offenhält. Und sehr gescheit. Und loyal. Ich weiß das zu schätzen. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie mit diesem … Problem zu mir gekommen sind.« Er führte Laing zur Tür. »Überlassen Sie diese Sache jetzt bitte mir. Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ich werde mir diesen Fall persönlich vornehmen. Sie werden es noch weit bringen, glauben Sie mir.«
    Andy Laing verließ das Bankgebäude und flog geschwellt von Selbstzufriedenheit nach Dschiddah zurück. Er hatte richtig gehandelt. Der General-Manager würde dieser Betrügerei Einhalt gebieten. Als Laing gegangen war, trommelte Steve Pyle mehrere Minuten lang mit den Fingern auf seine Schreibtischplatte. Dann griff er zum Telefon.
    Zacks vierter Anruf – der zweite über die Blitzleitung – kam um 8.45   Uhr. Er rief, wie festgestellt wurde, aus Royston im Norden der Grafschaft Hertfordshire, an der Grenze zu Cambridgeshire, an. Der Polizeibeamte, der zwei Minuten später die Telefonzelle erreichte, kam neunzig Sekunden zu spät. Fingerabdrücke gab es auch keine.
    »Quinn, machen wir es kurz. Ich will fünf Millionen Dollar haben, und zwar fix. In kleinen, gebrauchten Scheinen.«
    »Herrgott, Zack, das ist ein Haufen Geld. Weißt du, wieviel das wiegt?«
    Schweigen. Der unerwartete Hinweis auf das Gewicht der Dollars hatte ihn aus dem Konzept gebracht.
    »Es

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