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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Quinn gelassen, »daß ich den Auftrag habe, Simons Rückkehr auszuhandeln, und daß ich versuche, das zu tun. Wenn sie mich von dieser Aufgabe entbinden wollen, einverstanden. Sie brauchen es nur dem Präsidenten zu sagen.«
    Collins hüstelte, Seymour starrte auf den Boden. Die Besprechung war zu Ende.
    Als sich Zack wieder meldete, gab sich Quinn kleinlaut.
    »Hör zu, ich habe mich bemüht, mit Präsident Cormack persönlich Verbindung aufzunehmen. Aussichtslos. Er steht einen großen Teil der Zeit unter Beruhigungsmitteln. Er macht wirklich Furchtbares durch …«
    »Mach’s kurz und her mit dem Geld«, fuhr ihn Zack an.
    »Ich hab’s ja versucht, ich schwör’s bei Gott. Hör zu, fünf Millionen, das ist einfach zuviel. Soviel Bargeld kann er unmöglich lockermachen – es ist alles in Trustfonds angelegt, und es wird Wochen dauern, die flüssig zu machen. Ich kann dir 900   000   Dollar beschaffen, und die auf die Schnelle …«
    »Verpiß dich!« fauchte die Stimme am Telefon. »Ihr Yanks könnt das Geld von woanders her beschaffen. Ich kann warten.«
    »Yeah, ich weiß«, sagte Quinn in ernstem Ton, »du bist in Sicherheit. Die Bullen kommen nicht weiter, das ist sicher – vorläufig jedenfalls. Geh doch ein bißchen mit deiner Forderung runter … Ist der Junge okay?«
    »Yeah.« Quinn merkte, daß Zack am Überlegen war.
    »Ich muß dich um was bitten, Zack. Diese Typen hinter mir machen ganz schön Druck. Frag den Jungen, wie sein Lieblingshund geheißen hat – der, den er als kleines Kind und dann bis zu seinem zehnten Lebensjahr hatte. Nur damit wir wissen, daß er okay ist. Kostet dich ja nichts, und mir hilft’s eine Menge.«
    »Vier Millionen«, knurrte Zack. »Und basta.«
    Damit war das Gespräch beendet. Der Anruf kam aus St.   Neots, einer Kleinstadt im Süden von Cambridgeshire, direkt nördlich der Grenze zu Bedfordshire. Niemand wurde beim Verlassen eines der Telefonhäuschen vor der Hauptpost beobachtet.
    »Was bezwecken Sie jetzt?« fragte Sam neugierig.
    »Ihn unter Druck setzen«, sagte Quinn, wollte sich aber nicht weiter darüber auslassen.
    Schon Tage vorher war ihm die Erkenntnis gekommen, daß er in diesem Fall einen Trumpf in der Hand hatte, über den Unterhändler nicht immer verfügen. Banditen in den Bergen Sardiniens oder in Mittelamerika können, wenn sie wollen, Monate oder sogar Jahre durchhalten. Keine Militärrazzia, keine Polizeipatrouille wird sie jemals in diesem hügeligen, von Höhlen durchzogenen und von Gestrüpp überwucherten Gelände aufstöbern. Die einzige reale Gefahr droht ihnen eventuell von Hubschraubern, aber damit hat es sich schon.
    Im dichtbevölkerten Südosten Englands befanden sich Zack und seine Komplizen in einer Gegend, in der das Gesetz geachtet wurde, und mithin in Feindesland. Je länger sie sich versteckt hielten, desto größer wurde nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung das Risiko, identifiziert und aufgespürt zu werden. Aus diesem Grund standen sie unter Druck – das Geschäft abzuschließen und sich davonzumachen. Es ging also darum, sie zu der Überzeugung zu bringen, daß sie das Spiel gewonnen, alles herausgeholt hätten, was herauszuholen war, daß sie den Jungen nicht umzubringen brauchten, wenn sie sich auf die Socken machten.
    Quinn setzte darauf, daß Zacks Komplizen – vom Schauplatz des Überfalls wußte die Polizei, daß die Bande mindestens aus vier Mann bestand – sich nicht aus ihrem Versteck rühren konnten. Sie würden ungeduldig werden, Platzangst bekommen und schließlich ihren Anführer bedrängen, das Geschäft abzuschließen, damit die Sache ein Ende hatte – genau dasselbe Argument, dessen auch er, Quinn, sich bedienen würde. Von beiden Seiten bedrängt, würde Zack in die Versuchung geraten, zu nehmen, was er kriegen konnte, und abzuhauen. Doch dazu würde es erst kommen, wenn die Kidnapper unter noch stärkerem Druck standen.
    Er hatte ganz bewußt zwei Saatkörner gesät, mit denen sich Zacks Gedanken beschäftigen sollten: zum einen, daß er, Quinn, der anständige Kerl sei, der alles für einen schnellen Abschluß zu tun versuche, aber dabei vom »Establishment« behindert werde – er sah Kevin Browns Gesicht vor sich und fragte sich, ob daran nicht vielleicht ein Körnchen Wahrheit sei –, und zum anderen, daß Zack keine Gefahr drohe … vorläufig wenigstens – womit das Gegenteil gemeint war. Je öfter Zack im Schlaf von Alpträumen eines möglichen Durchbruchs der Polizei heimgesucht wurde,

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