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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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›schwarze Panther‹ genannt, der praktisch in einem aufgelassenen Bergwerk unter einem Nationalpark lebte. Er hat seine Opfer dort hinuntergeschleppt. Wir haben ihn erwischt … aber es war viel Zeit verstrichen. Tut mir leid, Mr.   Quinn, wir fahnden eben weiter.«
    Am achten Tag machte sich in der Wohnung in Kensington die Belastung bemerkbar. Die beiden Jüngeren waren stärker davon betroffen; wenn auch Quinn sie empfand, so war ihm wenig davon anzumerken. Er lag zwischen Anrufen und Besprechungen oft lange Zeit auf dem Bett, blickte zur Decke hinauf, versuchte, sich in Zack hineinzuversetzen und daraus eine Strategie abzuleiten, wie er sich beim nächsten Anruf verhalten solle. Wann sollte er auf einen Abschluß hinarbeiten, wie sollte der Austausch stattfinden?
    McCrea wurde allmählich müde, blieb aber gefällig wie immer. Er hatte eine beinahe hündische Ergebenheit gegenüber Quinn entwickelt, war jederzeit bereit, einen Auftrag zu übernehmen, Kaffee zu machen und seinen Teil an den Arbeiten im Haushalt zu erledigen.
    Am neunten Tag bat Sam um die Erlaubnis, Einkäufe machen zu dürfen. Widerwillig rief Kevin Brown aus der Botschaft an und gewährte sie. Zum erstenmal seit beinahe vierzehn Tagen verließ sie die Wohnung, nahm ein Taxi nach Knightsbridge und verbrachte vier wundervolle Stunden damit, durch die Kaufhäuser Harvey Nicholls und Harrod’s zu streifen. Bei Harrod’s leistete sie sich eine elegante Handtasche aus Krokodilleder.
    Die Tasche wurde von den beiden Männern sehr bewundert, als Sam zurückkam. Sie hatte auch für jeden ein Geschenk mitgebracht: einen Füllfederhalter aus Walzgold für McCrea und für Quinn einen Kaschmirpullover. Der junge CIA -Agent zeigte sich rührend dankbar; Quinn zog den Pullover an, und sein Gesicht verzog sich zu einem ebenso seltenen wie strahlenden Lächeln. Es war der einzige unbeschwerte Augenblick, den die drei in der Wohnung erlebten.
    In Washington hörten am selben Tag die Mitglieder des Krisenmanagements mit düsteren Mienen Dr.   Armitages Ausführungen an.
    »Der Gesundheitszustand des Präsidenten macht mir zunehmend Sorge«, sagte er zu den Anwesenden, dem Vizepräsidenten, dem Sicherheitsberater, dem Justizminister, drei weiteren Ministern und den Direktoren des FBI und der CIA .
    »Streßerfüllte Perioden hat es in der Regierung schon früher gegeben und wird es immer geben. Aber diese Belastung ist persönlicher Natur, ein Kummer, der viel tiefer geht. Die menschliche Psyche, vom Körper ganz zu schweigen, ist nicht geschaffen, eine Angst von solchem Ausmaß lange zu ertragen.«
    »Wie ist seine körperliche Verfassung?« fragte Bill Walters.
    »Extreme Müdigkeit. Er braucht Medikamente, um nachts einschlafen zu können, sofern er überhaupt schläft. Und er altert merklich.«
    »Und geistig?« wollte Morton Stannard wissen.
    »Sie haben ja gesehen, wie er versucht, den normalen Anforderungen der Staatsgeschäfte gerecht zu werden«, antwortete Dr.   Armitage. Sie nickten alle nüchtern. »Er schafft es nicht mehr, seine Konzentration läßt nach, sein Gedächtnis ist oft unzuverlässig.«
    Morton Stannard nickte mitfühlend, aber seine schwerlidrigen Augen verrieten viel weniger Anteilnahme. Der Verteidigungsminister, ein Jahrzehnt jünger als Donaldson oder Reed, war ein ehemaliger international tätiger Bankier aus New York, ein Mann, der in der Welt zu Hause war und eine Vorliebe für gutes Essen, erlesene Weine und französische Impressionisten entwickelt hatte. Er war auch für die Weltbank tätig gewesen und hatte sich dabei den Ruf eines geschickten und effizienten Unterhändlers erworben, eines Mannes, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, wie die Repräsentanten von Ländern der Dritten Welt – auf überzogene Kredite aus, die sie kaum zurückzahlen könnten – feststellen mußten, wenn sie mit leeren Händen davongingen.
    Im Pentagon hatte er in den vergangenen beiden Jahren die Reputation erworben, pedantisch genau auf Effizienz zu achten; er war entschlossen, dafür zu sorgen, daß der amerikanische Steuerzahler für jeden Dollar, den er berappen mußte, den entsprechenden Gegenwert an Verteidigungsleistungen erhielt. Stannard hatte sich Feinde gemacht, bei den militärischen Führungsspitzen wie bei den Lobbyisten der Rüstungsindustrie. Dann war Nantucket gekommen und hatte einige Loyalitätsbindungen auf beiden Seiten des Potomac verändert. Stannard fand sich auf der Seite der Rüstungsfirmen und der Stabschefs, die

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