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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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tapfer«, sagte ich. »Wie lautet dein Name?«
    »Jamie. Ich bin eine Waise.«
    Das arme Ding.
    »Im Haus ist niemand mehr außer der Köchin«, sagte er.
    Das traf sich gut, denn ich konnte überhaupt nicht kochen.
    Wieder warf der Junge einen Blick auf die Tür, die begonnen hatte, unter dem Zorn der Amme zu zittern. »Dafür, dass sie die ganze Zeit behauptet, sie sei nicht krank, verhält sie sich ganz schön verrückt.«
    »So ist die Pest nun mal«, sagte ich. »Sie werden wie Tiere. Ich habe Kranke gesehen, die fauchten und bissen. Schaum lief ihnen aus dem Mund und ihre Augen … « Jamie hatte seine eigenen hellblauen Augen während meiner Beschreibung weit aufgerissen. »Am besten, du verschwindest jetzt auch.«
    Das musste man Jamie nicht zweimal sagen. Er rannte davon. Ich fragte mich, ob er jemals wiederkommen würde.
    Mein Plan funktionierte viel besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Die Amme war eingeschlossen und stand mir somit nicht länger im Weg, und nun waren auch noch die meisten Diener verschwunden. Niemand konnte mich mehr davon abhalten, das zu tun, was ich wollte. Ich fühlte mich so frei, dass ich schon davonzuschweben befürchtete.
    Dann öffnete ich die Tür zum Gefängnis der Amme. Doch sobald ich das getan hatte, warf sie sich gegen mich und riss mich zu Boden. Sie wäre entkommen, wenn ich sie nicht im Vorbeilaufen am Knöchel gepackt hätte. Ich zog und sie fiel kreischend vornüber.
    Ich kam wieder auf die Beine und begann, sie zurück in den Raum zu ziehen. Sie erholte sich schneller, als ich gedacht hatte, und trat wild um sich. Einer ihrer Schuhe erwischte mich am Auge, und ich sah Sterne. Wie war es möglich, dass mich eine halb taube alte Frau fast bewusstlos schlagen konnte und ein halbes Dutzend Zombies nicht?
    »Ich brauche mein Schwert«, murmelte ich. Meine Stimme klang lallend, was mich beunruhigte.
    »Duckt Euch«, rief jemand, und ich befolgte die Anweisung.
    Klong!
    Die Amme stürzte wie ein gefällter Baum. Ich drehte mich um. Jamie hielt ein Stück Holz von der Größe eines Schösslings in der Hand. Wo der Junge die Kraft hergenommen hatte, um die Keule zu schwingen, blieb ein Geheimnis, ebenso wie er es geschafft hatte, das Teil überhaupt hochzuheben.
    Sein strubbeliges Haar hing ihm ins Gesicht, während er einen recht großen Stein aufhob, der der Amme aus der Hand gerollt war. »Sie wollte Euch damit schlagen.«
    Er klang so erschrocken, wie ich mich fühlte. Ich hatte niemals auch nur einen Hauch Gewalttätigkeit in der Frau gesehen. Vielleicht hatte sie wirklich die Pest.
    »Danke, Jamie.« Ich setzte mich einen Moment, bis ich wieder klar denken konnte. Dann zog ich die Amme an den Füßen zurück in den Raum.
    Nun fühlte ich mich nicht länger schlecht, sie dort zu lassen.

18
    »Nie rann der Strom der treuen Liebe sanft.«
    Ein Sommernachtstraum (1. Akt, 1. Szene)
    W ill verbrachte den Rest der Nacht damit zu schreiben, bis seine Hand schmerzte. Jedes Mal wenn Kate in seiner Nähe war, konnte er nicht schnell genug einen Federkiel in die Finger bekommen.
    Bevor ihn die Morgendämmerung in seinen totenähnlichen Schlaf schickte, schaffte er es, ihr eine Nachricht zu schreiben, um ihr mitzuteilen, dass sich seine Pläne geändert hatten und sie um halb eins ins Rose-Theater kommen sollte.
    Er musste diese Zeilen sprechen, dabei über die Bühne laufen und herausfinden, was er sich da eigentlich die ganze Nacht lang vorgestellt hatte. Und er wollte unbedingt, dass Kate bei ihm war.
    Als Will erwachte, war sein Bote zurück und meldete, dass Kate kommen würde.
    Um Punkt halb eins klopfte es an der Tür des Theaters. Will hatte allen anderen befohlen, zu verschwinden. Da er das häufig tat, wenn er an etwas Neuem arbeitete – es gab überall Ideendiebe – , fand niemand dieses Verhalten seltsam.
    Das wäre anders, wenn sie Kate sehen würden, denn seit ihm der Anfang eines Stücks von einem skrupellosen Mitarbeiter gestohlen und an einen aufstrebenden Stückeschreiber verkauft worden war, arbeitete Will allein.
    Oder vielleicht hätten sie sich auch einfach gedacht, dass er nicht genug von ihr bekommen konnte. Beziehungsweise von ihm , da Kate als der Knabe Clayton verkleidet erscheinen musste.
    »Ich habe kaum geschlafen«, sagte sie. »Ich war so aufgeregt wegen heute Abend.«
    »Ihr seid jede Nacht auf der Jagd. Das ist doch sicherlich aufregender als das hier.«
    Will wartete wie gebannt darauf, dass sie ihm offenbarte, dass sie seinetwegen aufgeregt

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