Der Untoten Zaehmung
stellte er einen großen Teil des Geldes zur Verfügung, und sein Wunsch war Befehl.
Es würde in einer Katastrophe enden, Kate die ganze Zeit über um sich zu haben. Sie konnte ihm nur das Herz brechen, daran führte kein Weg vorbei. Dennoch fühlte sich Wills Herz an, als würde es hüpfen. Er hätte schwören können, dass es fast wieder schlug.
17
»Dieser Gram ist mit Trost gekrönt …«
Antonius und Cleopatra (1. Akt, 2. Szene)
W ann soll ich kommen?«, fragte ich. Mr. Alleyn hatte mir keine Zeit genannt.
Zuerst antwortete Will nicht, sondern stand nur regungslos da, als wäre er tief in Gedanken versunken.
»Will?«, fragte ich leise. Eigentlich sollte ich ihn nicht mit Vornamen ansprechen. Andererseits hatte ich an seiner Zunge gelutscht. Sollte ich ihn danach wirklich Master Shakespeare nennen?
»Um drei«, sagte er abwesend. Offenbar war er in seinem Kopf bereits an den Ort gegangen, an dem er die perfekten Worte zu wunderschönen Formulierungen kombinierte, die dann die brillanten Stücke eines Meisters wurden.
Ich ließ ihn allein im Raum zurück, während er ins Nichts starrte. Wäre er mir so an einem anderen Ort begegnet, hätte ich ihm den Kopf abgeschlagen. Wenn er sich im Schaffensprozess befand, wirkte er zombiehafter als ein Zombie.
Ich eilte nach Hause, kletterte das Rankgitter hinauf und lauschte einen Moment. Aber da die Amme im Stall eingesperrt war, herrschte herrliche Ruhe in meiner Kammer.
Es war der Himmel auf Erden.
Ich hatte die Anweisung hinterlassen, dass ich allein mich um die Frau kümmern würde und kein anderer zu ihr durfte. »Sie hat für mich gesorgt wie sonst niemand«, hatte ich gesagt. »Nun kann ich ihr dies in gleicher Münze zurückzahlen.«
Ein paar der älteren Diener hatten mich davon überzeugen wollen, nicht in ihre Nähe zu gehen, aber als ich darauf bestand, hatten sie nachgegeben. Niemand wollte sich um eine Pestkranke kümmern müssen. Also riskierten sie lieber Reginalds Zorn über den Verlust seiner Pferdezucht, als selbst ihr Leben zu verlieren. Und ich konnte es ihnen nicht verdenken.
In meiner Kammer zog ich mir schnell ein altes Kleid an und ging dann nach draußen zu den Stallungen. Das Haus, die Außengebäude und der Garten wirkten verlassen. Wahrscheinlich fühlte ich mich durch die Kühle der Luft und den kalten Mondschein einsam. Ich wusste nicht genau, warum.
Ich trat in den warmen, hellen Stall. Niemand kam, um mich zu begrüßen.
»Seltsam«, murmelte ich. Es sollte eigentlich immer ein Stallknecht anwesend sein. Was, wenn ich ein Pferd brauchte?
Ich hatte zwar nie reiten gelernt und konnte daher wenig mit einem Pferd anfangen, aber dennoch sollte ich stets in der Lage sein, eines zu bekommen, wenn ich das Bedürfnis danach verspürte.
»Hallo?«, rief ich.
Ein kleiner Junge mit flachsblonden Haaren spähte aus einer leer stehenden Pferdebox heraus und duckte sich sofort wieder.
»Du kannst herauskommen, Kind.«
Sein helles, rundes Gesicht tauchte auf, dann verschwand es wieder. Seine hohe, zittrige Stimme kam aus den Tiefen der Dunkelheit. »Wollt Ihr die Tür zu diesem Raum öffnen?«
»Ja. Ich muss meine Amme pflegen.«
»Man sagt, sie hat die Pest.«
»Das stimmt.« Einen Augenblick lang fühlte ich mich schuldig, weil ich ein Kind anlog.
»Die Seuche reist durch die Luft. Wenn Ihr die Tür öffnet, sterben wir alle.«
Vielleicht hatte er recht. Da die Amme in Wahrheit nicht die Pest hatte, machte ich mir darüber zwar keine Sorgen, aber das konnte ich ihm natürlich nicht verraten.
»Ich kann sie nicht einfach hier alleinlassen«, sagte ich.
Seine kleine Stupsnase erschien. »Vielleicht ist sie schon tot.«
Ein Klopfen ertönte von der anderen Seite der Tür.
Schnell verschwand die Nase wieder. »Oder auch nicht.«
»Du brauchst nicht hierbleiben«, sagte ich. »Und nimm ruhig die anderen, die sich ebenfalls vor der Pest fürchten, mit.«
»Ich bin der Einzige, der noch da ist, Herrin.«
Ich ging auf den Raum zu, in dem die Amme eingesperrt war. Inzwischen hatte sie begonnen, heftig gegen die Tür zu schlagen und zu rufen, dass man sie hinauslassen solle. Aber bei seinen Worten drehte ich mich wieder zu ihm um. Sein kleines Gesicht verschwand schnell wieder im Schatten. »Der Einzige?«, murmelte ich.
»Sie hatten Angst vor dem Tod.«
»Und wo sind sie jetzt?«
»Sie sind davongelaufen.« Er trat aus dem Stall heraus und streckte sich zu seiner ganzen, winzigen Größe. »Alle außer mir.«
»Du bist sehr
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