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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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bin isch ja da. Um sischerzustellen, dass die Mademoiselle diese Welt nischt zu früh verlässt.«
    Er klang wie ein Schmierenkomödiant, der versuchte, die französische Sprache zu vergewaltigen. Ich hatte keine Ahnung, was er plante, aber mir blieb nichts anderes übrig, als mitzumachen.
    »Könntest du die Köchin bitten, etwas Wein einzuschenken, Jamie?«
    »Wein?« Will spuckte auf den Boden. »Englischer Wein ist nischt besser als Spülwasser.«
    Jamies Hände ballten sich zu Fäusten. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Will bat regelrecht um eine Tracht Prügel.
    »Wir haben aber nur englischen Wein, Dokteur .« Jamie betonte das letzte Wort äußerst abfällig, um den Mann zu verspotten. Wills Augenbrauen hoben sich, und sein Mund zuckte.
    »Vielleicht bittest du sie auch um etwas Brot und Honig.« Ich legte meine Hände auf Jamies Schultern, drehte den Jungen dann in Richtung Haus und schob ihn ein wenig an. »Geh.«
    Ich wartete, bis er im Haus verschwunden war, bevor ich Will in die Stallungen zog.
    »Er hat ein Talent für Nachahmung«, sagte Will mit der Stimme, die ich so gut kannte. Wie konnte er so schnell hin- und herwechseln? »Ich könnte ihn im Rose brauchen.«
    »Oh nein. Er ist der einzige Stallbursche, den ich noch habe, Will Shakespeare. Lasst ihn, wo er ist.«
    Ich fühlte mich für Jamie verantwortlich. Der Junge war geblieben, als alle anderen geflohen waren, und dafür würde ich ihn belohnen. Aber nicht mit einem Leben im Theater. Solch ein Leben war für diejenigen bestimmt, die mit Leib und Seele Schauspieler waren. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte sich Jamie jedoch mit Leib und Seele den Pferden verschrieben.
    Will starrte weiter auf die Tür, aus der Jamie wieder auftauchen würde, auch wenn er sie nicht wirklich zu sehen schien. Er war wieder in seiner eigenen Welt verschwunden, und dafür hatten wir gerade einfach keine Zeit.
    »Will!«
    »Hmmm?« Seine Aufmerksamkeit verlagerte sich auf mein Gesicht, und einen Moment lang hätte ich schwören können, dass er mich nicht erkannte. Ich hätte ihn fast gefragt, was er gesehen und gehört hatte, doch dann klärte sich sein Blick, und er war wieder bei mir. Wärme durchströmte seine ebenholzfarbenen Augen. »Zeigt mir den Weg, chérie .«
    »Müsst Ihr auf diese entsetzliche Weise sprechen?«
    »Ihr mögt es nicht?«
    »Es tut mir in den Ohren weh.«
    »Gut.« Er grinste. »Ich habe mir einen dummen französischen Arzt vorgestellt, einen Tölpel. Ich dachte, ich probiere diese neue Figur an Eurer Amme aus.«
    »Seine Name, sein Akzent, das alles kam Euch einfach so in den Sinn?«
    »Manchmal geschieht das, ja.«
    »Sprecht Ihr oft mit den Stimmen Eurer Figuren?«
    »So oft, wie eine neue Figur erscheint und verlangt … « Einen Augenblick lang suchte er nach den richtigen Worten. »Hinausgelassen zu werden.«
    Etwas daran und an der Art, wie Will Caius darstellte, war beunruhigend. Er schien in diesen Momenten wirklich jemand anders zu sein. Was in Ordnung gewesen wäre, wenn er sich im Rose-Theater auf der Bühne befunden hätte, wo solche Dinge hingehörten. Aber hier … ich fand dieses Verhalten recht verstörend.
    Ich zog den Schlüssel aus meiner Tasche. Bevor ich ihn im Schloss umdrehte, warnte ich Will. »Sie wird vielleicht versuchen … « Dann wurde die Tür nach außen aufgestoßen.
    Ich landete auf meinem Hintern und erwartete, dass sich die Amme auf mich stürzen würde. Sie war flink für eine Frau ihres Alters. Sie würde entkommen, die Obrigkeit benachrichtigen, und ich würde mich morgen in Newgate oder einem der anderen Gefängnisse wiederfinden.
    Doch als ich wieder auf die Beine kam, hatte Will sie bereits an der Taille gepackt und über seine Schulter geworfen. Er war so viel stärker, als er aussah.
    » Mademoiselle «, sagte er. »Lasst moi Eusch vorstellen.«
    Ihr Kopf hing seinen Rücken hinunter, und ihre Beine traten gegen seinen harten, flachen Bauch. Ich zwang mich, dieses Bild aus meinem Kopf zu vertreiben, damit ich nicht das aktuelle Problem aus den Augen verlor.
    Dann landete eines ihrer Knie so hart auf Wills Nase, dass diese eigentlich hätte bluten müssen. Doch das tat sie nicht. Will schlug ihr seinerseits heftig auf den Rücken. Sie stieß einen heiseren Schrei aus und sackte schlaff zusammen.
    Das erklärte, warum sie nicht trat und schrie. Sie hatte sich bereits heiser geschrien. Das passte auch zu Jamies Bericht über den ruhigen Nachmittag. Ich hätte mich deswegen schlecht fühlen

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