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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dass Will seinen Text vergessen hatte. Von dort, wo ich stand, sah es eher so aus, als ob er seinen eigenen Namen vergessen hätte. Was auch immer er im Publikum sah, ließ ihn erbleichen. Und ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, worum es sich handelte.
    Schnell holte ich mein Schwert und auch eines für Will. Nur weil ich davon ausgegangen war, dass wir die Zombieplage besiegt hatten, bedeutete das nicht, dass ich irgendwo unvorbereitet hinging. Ich behielt meine Waffen in der Nähe und trug unter meinem Kleid eine Hose.
    »Hört auf, mir zuzureden, teurer Proteus«, soufflierte Ned langsam und laut.
    Ich schlitzte mein Kleid auf und riss den Rockteil mitsamt der Polsterrolle von mir. So befreit trat ich auf die Bühne.
    Wir waren von drei Seiten umstellt. Kein einziges lebendes Wesen befand sich im Innenraum. Nur oben auf der Galerie saßen die Königin und ihr Gefolge und lehnten sich neugierig vor.
    Die Königin sah wie immer atemberaubend aus. Ihr waldgrünes Kleid war mit Goldfäden bestickt. Um den Hals trug sie einen goldenen Kragen, und Juwelen funkelten an ihren Händen, ihrer Kehle, ihren Ohren und selbst in ihrem Haar. Auch wenn die dunkle Farbe ihrer Kleidung zeigte, dass sie zum Ausgehen angezogen war, machten es ihr der weite Rock, der bodenlange Umhang und die kunstvolle Frisur unmöglich zu rennen.
    Nicht, dass ich eine fast sechzigjährige Frau bitten würde zu rennen, sei sie nun die Königin von England oder nicht.
    Ich warf Will einen Degen zu. Er fing ihn mit einer Hand, und gemeinsam stellten wir uns der Horde.
    Niemals zuvor hatte ich so viele Zombies auf einmal gesehen. Es mussten um die hundert sein. Wo hatte Nigromante sie bis jetzt versteckt?
    »Was ist denn nur mit Euch los?« Ned wollte Will die Waffe aus der Hand reißen. »Der Schwertkampf kommt doch erst später.«
    »Ned«, stieß Will zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er den Blick für keine Sekunde von den herannahenden Zombies nahm. »Nicht jetzt. Lauft weg.«
    »Proteus läuft vor niemandem weg!«, verkündete Ned mit lauter Stimme und richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf. Er schlug Will auf den Rücken und wiederholte noch lauter und langsamer als beim ersten Mal: »Hört auf, mir zuzureden, teurer Proteus.«
    Will stieß den Griff seiner Waffe gegen Neds Schläfe. Der große Mann fiel bewusstlos zu Boden.
    Wills Blick traf meinen, und er zuckte mit den Schultern. Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zombies gelenkt, die einen Singsang begonnen hatten. »Ge-ge-ge-.«
    Und alle sahen zu dem ohnmächtigen Ned Alleyn.
    »Das war eine schlechte Idee«, sagte ich und zog an einem seiner Beine. »Nehmt das andere!«, rief ich Will zu, als der erste Tibonage über den Rand der Bühne kroch.
    »Warum sind sie hinter ihm her? Sie wollen doch frische Gehirne?«
    »Er ist nicht tot, Will. Nur bewusstlos. Für sie ist er eine Mahlzeit.«
    »Stimmt.« Will seufzte und umfasste Neds anderes Bein. »Das war wirklich eine schlechte Idee.«
    Wir zogen Ned zur Seite der Bühne – was nicht leicht war, denn er war ein großer Mann – und übergaben ihn der entsetzten Truppe.
    »Was ist passiert?«, fragte Edmond.
    Ich öffnete meinen Mund, dann schloss ich ihn wieder. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Will war diesbezüglich nicht so ratlos.
    »Die Pestkranken greifen an«, rief er. »Lauft!«
    Sie liefen.
    »Wartet«, rief Will ihnen hinterher. »Nehmt Ned mit.«
    Doch sie waren schon fort.
    Will fluchte und warf einen Blick über seine Schultern. Ein halbes Dutzend Zombies hatte es bereits auf die Bühne geschafft.
    »Versteckt ihn irgendwo«, sagte Will und wandte sich unseren Gegnern zu.
    Ich schleifte Ned an den Rand der Bühne und rollte ihn darüber, sodass er zu Boden plumpste. Sofort sprang ich hinterher und schob und zerrte so lange, bis es mir gelang, den bewusstlosen Mann unter die Bühne zu schaffen. Dort würde er fürs Erste sicher sein. Dann stürzte ich mich selbst ins Getümmel.
    Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich es nicht genoss. Dafür wurde ich geboren, und ich war gut darin. Zusammen waren Will und ich nahezu unbesiegbar.
    »Ha!«, rief ich und schlug einem Zombie, der einmal ein Bauer gewesen zu sein schien, den Kopf ab. Er hatte nicht einmal Zeit, überrascht zu gucken, bevor er zu Asche wurde.
    Der Klang von Applaus zog meine Aufmerksamkeit nach oben. Die Hofdamen der Königin lachten und tuschelten sich aufgeregt zu. Was war nur los

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