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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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keine gesehen hatte, fühlte er die Toten immer noch um sich herum. War er nun auch noch paranoid geworden?
    Kate glaubte, dass er nur wegen des Stücks nervös war, was ebenfalls zutraf. Dies und das seltsame Prickeln im Hinterkopf verursachten ihm ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Vielleicht würde es nach der Premiere besser werden.
    Möglicherweise sollte er sich aber auch einfach nur übergeben, um es hinter sich zu bringen.
    »Beruhigt Euch, Will.« Kate legte ihre Hand auf seinen Arm. »Es wird schon alles gut gehen.«
    Er wollte ihr so gerne glauben, konnte es aber nicht.
    »Ihr wirkt erschöpft«, sagte sie.
    »Den Schlaf nahm die Liebe meinen Augen«, rezitierte er, »dass sie des Herzensgrames Wächter wurden.«
    »Die Liebe ist ein mächt’ger Fürst«, gab sie zurück, »und hat mich so gebeugt, dass ich bekenne, es gibt kein Weh, das seiner Strafe glich.«
    Will musste lächeln. »Das ist nicht einmal Euer Text«, sagte er. Es war seiner. Kannte sie jedes Wort des Textes? Es würde ihn nicht überraschen.
    »Sagt mir eins.« Ihre Finger streichelten seinen Arm durch den Stoff. »Wie lautet Eure Lieblingszeile?«
    Sie versuchte, ihn abzulenken. Und Will war so unkonzentriert, dass er es zuließ.
    »Ha! Lieber tot als leben auf der Folter!«
    Kate lachte. Sie verstand, dass er auf seine Nervosität wegen des Stücks anspielte, wegen der Zombies, der Königin. Ihn machte einfach alles nervös.
    »Zu sterben ist von mir verbannt zu sein«, fuhr er fort, »und Silvia ist ich selbst; verbannt von ihr ist selbst von selbst: Oh, tödliche Verbannung!«
    Sie nickte ermutigend, ihre Lippen öffneten sich leicht. Er konnte sie küssen, wenn er wollte. Doch er war noch nicht ganz so weit.
    »Ist Licht noch Licht, wenn ich nicht Silvia sehe? Ist Lust noch Lust, wo Silvia nicht zugegen? Und war sie’s nicht, dacht’ ich sie mir zugegen, entzückt vom Schattenbild der Göttlichkeit.«
    Er berührte ihre Wange, und sie schloss seufzend die Augen und öffnete den Mund.
    »Nur wenn ich in der Nacht bei Silvia bin«, flüsterte er, »singt meinem Ohr Musik die Nachtigall. Nur wenn ich Silvia kann am Tage sehen, nur dann strahlt meinem Auge Tag sein Licht. Sie ist mein Lebenselement.«
    Endlich berührten sich ihre Lippen, und Will versank im süßen, süßen Geschmack der Liebe. Was hätte er dafür gegeben, sie für immer so kosten zu dürfen?
    Alles auf der Welt.
    »Oh Valentin, dies duld’ ich eurethalben!«, murmelte Kate.
    Will lachte, und zum ersten Mal seit Wochen fühlte er sich einigermaßen beruhigt. Vielleicht hatte Kate recht und es würde tatsächlich alles gut werden.
    Er neigte den Kopf und war entschlossen, Kate so lange zu küssen, bis ihn jemand aufhielt. In diesem Moment klopfte es an der Tür. »Master Shakespeare, bitte auf die Bühne!«
    Verdammt. Er dachte, er hätte mehr Zeit.
    Auch wenn in der ersten Szene nur Will und Ned als Valentin und Proteus auftraten, ergriff Kate doch Wills Hand und begleitete ihn zum Bühnenrand.
    Ned stand bereits hinter dem Vorhang. Er warf Will einen finsteren Blick zu, als er ihn mit Kate sah. Ned verabscheute Romanzen innerhalb der Truppe. Doch Will war inzwischen egal, was Ned oder sonst wem gefiel und was nicht. Das Leben, oder in seinem Fall der Tod, war zu kurz dafür.
    Er küsste Kate auf den Mund, zwickte ihr in die Nase und gesellte sich zu Ned auf die Bühne.
    »Shakespeare«, knurrte Ned. »Ihr treibt es zu weit.«
    Will wollte gerade etwas erwidern, da überkam ihn ein vertrautes Gefühl. Der Tod war in der Nähe. Der Gestank war überwältigend.
    Der Vorhang hob sich.
    Aus dem Publikum starrten ihm nur Zombies entgegen.

37
    »’s ist nicht das Schlimmste, solang’ man sagen kann:
›Dies ist das Schlimmste‹.«
    König Lear (4. Akt, 1. Szene)
    A ls ich sah, wie Will erstarrte und dann mit weit aufgerissenen Augen und kreidebleichem Gesicht in meine Richtung blickte, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Ich begann, auf ihn zuzugehen, auch wenn ich Ärger bekommen würde, wenn ich vor meinem Stichwort die Bühne betrat. Doch da ertönte plötzlich ein Ruf von der oberen Galerie.
    »Lang lebe die Königin.«
    »Sackerlot!«, murmelte Will laut genug, um auch hinter der Bühne gehört zu werden.
    »Shakespeare!«, fauchte Ned. »Seid Ihr von Sinnen? Die Königin.«
    »Kate!«, rief Will.
    »Nicht Kate«, flüsterte Ned wütend. »Er ist Silvia. Und er ist noch nicht dran. Es geht jetzt nur um uns beide, Valentin .«
    Ned glaubte,

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