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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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macht sich ein Speckbrötchen. Nur eine Kleinigkeit – wenn sie die ganze Nacht unterwegs sind, will er nicht viel im Magen haben. Während er sich eine Tasse Tee dazu macht, seufzt er öfter, als es ihm bekommt. Er hatte einen schlechten Start in die Beziehung. Als er begriff, dass er nur die zweite Geige spielte, hätte er das Ganze beenden sollen. Doch aus Angst und Verzweiflung ließ er es weiterlaufen, und inzwischen hat er das Gefühl, dass es zu spät ist. Es würde so aussehen, als ob er sie ändern wollte. Sie würde sagen, sie hätte ihm ihr halbes Leben geopfert und er hätte kein Recht, sie zu drängen, jemand anders zu sein. Er sieht, dass solche Beziehungen bei anderen Männern funktionieren. Im Geschäft hat man’s nun mal mit jeder Menge Frauen zu tun. Er kennt Männer, die freudig von einer zur anderen wechseln und denen es keine schlaflosen Nächte bereitet, eine Frau zu verlieren. Und er kennt andere, die verheiratet sind, sich aber zu amüsieren wissen. Denen allen scheint das leichter von der Hand zu gehen als ihm.
    Er räumt gerade hinter sich auf, als Zara runterkommt, um sich noch eine Flasche Wein zu holen und ihm zu sagen, dass noch ein paar Freundinnen kommen, bevor sie in die Stadt fahren. »Macht dir doch nichts aus, oder?«, fragt sie zuckersüß.
    »Überhaupt nichts«, erwidert er ruhig.
    Sie trägt ein Top, ist aber immer noch im Slip. Sie drückt sich an ihn und küsst ihn leidenschaftlich. »Wir werden Spaß haben«, sagt sie lächelnd, »versprochen.« Sie nimmt sich eine weitere Flasche Wein und geht wieder nach oben.
    Er bezweifelt nicht, dass sie Spaß haben wird. Hat sie immer. Er versucht sich zu erinnern, wann sie zum letzten Mal was unternommen haben, das ihm Spaß machen sollte, doch es fällt ihm nichts ein.

16
    Calum sitzt auf seinem Sofa und beschäftigt sich mit einem Videospiel.
Gran Turismo  5
, falls es jemanden interessiert. Trotz seiner mäßigen Erfolge macht es ihm Spaß. Er blickt auf die Uhr. Schon nach fünf. Er spürt, wie das Kribbeln im Bauch beginnt. Egal, wie viele Aufträge man bereits ausgeführt hat. Oder wie gut man ihn beherrscht. Wenn man auch nur ein halbwegs normaler Mensch ist, ist man nervös. In ein paar Stunden wird er in die Nacht rausfahren, um einen Mann zu ermorden. Das scheint eine einfache Aufgabe zu sein. Er weiß, dass er sie beherrscht. Egal. Man nimmt jemandem das Leben, und das ist es schon wert, nervös zu sein.
    Sechs Uhr. Er schaltet die Konsole aus. Muss sich Beschäftigung suchen. Seine Wohnung wird er erst nach zehn verlassen. Gegen elf wird er mit George zu Winters Haus fahren und es im Auge behalten. Wenn es dort kein Lebenszeichen gibt, fahren sie wieder und kehren nach Mitternacht zurück. Calum ist davon überzeugt, dass sie um diese Zeit noch nicht zu Hause sein werden. Also wird er mit George dasitzen und warten. Noch vier Stunden, bis es überhaupt losgeht. In die Küche. Den Kühlschrank öffnen. Was zu essen rausholen. Nur eine Kleinigkeit – vor Nervosität wird er kaum was vertragen. Er sieht nach, was da ist. Nicht besonders viel. Er ist nicht gerade ein Feinschmecker. Er nimmt sich eine Packung Speck und schaltet den Herd an. Es ist noch frisches Brot da. Er wird sich ein Specksandwich und eine Tasse Tee machen.
    Zwanzig nach sieben. Er schaltet den Fernseher ein, doch es läuft nichts, worauf er sich einlassen kann. Nicht leicht, sich auf irgendwas einzulassen. Er muss die Zeit totschlagen. Noch zweieinhalb Stunden bis zum Verlassen der Wohnung. Er geht von Zimmer zu Zimmer. Strotzt vor Energie. Wenn es so weit ist, sollte diese nervöse Energie besser nicht zum Ausbruch kommen. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man Fehler begeht. Manche Leute verstehen es, diese Energie abzubauen. Calum hat einen Kollegen, der darauf schwört, vor jedem Auftrag Sex zu haben. Angeblich der beste Sex, den es gibt. Und wenn dieser Kerl keine junge Frau findet, mit der er seinen Überschwang teilen kann, befriedigt er sich eben selbst. Hauptsache, es beruhigt die Nerven. Calum sieht das anders. Noch schlimmer als Energie ist ihr Gegenteil. Er weiß, dass er viel mehr Fehler begeht, wenn er müde und träge statt überdreht ist.
    In der kleinen Wohnung auf und ab gehen. Seine Beine werden langsam müde. Er weiß, dass er irgendwas tun muss. Mit dem Umziehen wartet er bis zum letzten Augenblick, damit er noch was zu tun hat. Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt. Beides vor Monaten – vielleicht auch schon vor über einem

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