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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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Eigengebrauch. So was muss bestraft werden. Die Leute müssen begreifen, dass mit Winter nicht zu spaßen ist. Er wird sich nicht selbst darum kümmern, sondern jemanden anheuern, der das für ihn übernimmt. Sich den Stoff zurückholen, den der Typ hoffentlich noch hat. Und ihn dann abschreiben.
    Es gibt noch einen Grund, warum Lewis Winter Freitage nicht ausstehen kann. Zara will freitags immer feiern. Dann müssen sie ausgehen. Keine Frage, keine Diskussion. Sie werden ausgehen, was trinken, tanzen und bis tief in die Nacht wegbleiben. Vor zwanzig Jahren hätte ihm das noch Spaß gemacht. Doch jetzt hasst er jeden Augenblick. Er ist ungern betrunken, das macht ihn unsicherer und rührseliger. Und die Leute, die Zara anzieht, kann er dann noch weniger ausstehen. Die sind alle unglaublich jung und unglaublich schick. Männer streichen um sie herum. Winter versucht mitzuhalten, ist aber nicht mit dem Herzen dabei. Sie will tanzen. Er weiß, wie lächerlich er aussieht. Als hätte sie ihren Onkel mitgebracht. Die Leute haben heute eine andere Einstellung. In Sachen Vergnügung treten sie aggressiver auf. Es macht ihnen keine Probleme, die Freundin eines Mannes anzubaggern, der direkt danebensteht. Die alten Regeln gelten nicht mehr. Und manchmal flirtet sie auch zurück.
    Wenn sie bloß aufhören würde, Leute zu ihnen einzuladen. Die haben im Haus nichts zu suchen. Im Gegensatz zu ihr will er sie da nicht haben. Es ist sein Haus. Ihr gemeinsames Haus. Er hat sich an sie gebunden. Ob es ihm gefällt oder nicht. Er muss irgendwann mit ihr reden. Irgendwann muss er aufhören, sich in ihrer Beziehung so beschissen zu fühlen. Das macht ihn unglücklich. Weil sie ihn unterbuttert. Er wird was sagen. Aber nicht heute Abend. Für heute Abend hat sie bestimmt schon Pläne gemacht. Bestimmt hat sie schon ein paar Freundinnen angerufen, und sie haben vereinbart, gemeinsam irgendwohin zu gehen. Erst mal in der Gruppe ausgehen. Manche bringen ihre Freunde mit, manche sind Singles. Sie sind alle viel jünger als er. Außer ihm werden sich alle amüsieren. Er ist bloß zum Bezahlen der Drinks da. Um das Taxi zu bestellen, das sie alle nach Hause bringt. Er ist die Begleitperson.
    Um kurz nach vier kommt er nach Hause. Im Erdgeschoss ist niemand. Von oben hört er laute Musik. Er klopft an die Schlafzimmertür. Zara ruft, er soll reinkommen. Er öffnet die Tür. Im Zimmer sind Zara und eine Freundin. Eine weitere braungebrannte Blondine mit leerem Blick. Für ihn sehen die alle gleich aus. Umgeben von Kleidungsstücken, sitzt die Freundin mit einem Glas in der Hand auf dem Bett. Zara steht vor dem Ankleidespiegel und betrachtet sich. Sie trägt ein Party-Outfit. Auf der Frisierkommode stehen eine Weinflasche und ein zweites halbvolles Glas.
    »Hallo, Schatzi«, gurrt sie. So kindische Kosenamen benutzt sie nur, wenn andere Leute dabei sind. Um den Schein zu wahren. »Nee«, sagt sie entschlossen und zieht sich das kurze Kleid über den Kopf. Dann wirft sie es auf den Haufen, der auf dem Bett liegt. Jetzt steht sie nur im Slip vor dem Spiegel. Wenn sie was trinkt, steht sie gern im Mittelpunkt.
    Winter hat eingesehen, dass sie jede Menge trinkt. Das hat er schon gemerkt, als sie sich kennenlernten, aber es ist ein richtiger Lebensstil, für den sie sich entschieden hat. Sie ist eine Partytrinkerin. Das bringt sie in Schwung. Damals war ihre Beziehung noch zu frisch, um was sagen zu können. Mit der Zeit hat sich sein Wunsch, es anzusprechen, in Luft aufgelöst, während sein Bedürfnis, sich an sie zu klammern, größer geworden ist. Er mag es nicht, wenn sie betrunken ist. Doch inzwischen duldet er es.
    »Kannst du mir helfen, was Hübsches auszusuchen?«, fragt sie grinsend.
    Er kann nicht leugnen, dass sie wunderschön ist, wenn sie so lächelt. Verschmitzt. Teuflisch. »Ich glaube, das kannst du besser beurteilen als ich«, erwidert er ruhig. Sofort befürchtet er, er könnte den falschen Ton getroffen haben, und sie könnte ihn für unzufrieden halten. »So wie du bist, finde ich dich toll.« Das ist der richtige Ton. Die beiden Frauen lachen, und ihre Freundin sagt, da geht sie jede Wette ein. »Ich hol mir mal was zu essen«, sagt er, denn ihm wird klar, dass es Zeit ist zu verschwinden. Die Frauen wollen sich weiter zurechtmachen. »Wollt ihr auch was?« Beide sagen nein, sie haben keinen Hunger. Er weiß, dass sie nichts zu essen brauchen, weil sie schon über eine Stunde trinken und nicht vorhaben, damit aufzuhören.
    Er

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